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Spyri, Johanna: Heidi's Lehr- und Wanderjahre. Gotha, 1880.

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"Ist schon recht; die gleiche Dame hat aber befohlen,
daß ich Mamsell sage", erklärte Sebastian.

"Hat sie? Ja, dann muß ich schon so heißen", sagte
Heidi mit Ergebung, denn es hatte wohl gemerkt, daß Alles
so geschehen mußte, wie Fräulein Rottenmeier befahl.

"Jetzt habe ich schon drei Namen", setzte es mit einem
Seufzer hinzu.

"Was wollte die kleine Mamsell denn fragen?" fragte
Sebastian jetzt, indem er, in's Eßzimmer eingetreten, sein
Silberzeug im Schrank zurecht legte.

"Wie kann man ein Fenster aufmachen, Sebastian?"

"So, gerade so", und er machte den großen Fenster¬
flügel auf.

Heidi trat heran, aber es war zu klein, um Etwas
sehen zu können; es langte nur bis zum Gesims hinauf.

"Da, so kann das Mamsellchen einmal hinausgucken
und sehen, was unten ist", sagte Sebastian, indem er einen
hohen hölzernen Schemel herbeigeholt hatte und hinstellte.
Hoch erfreut stieg Heidi hinauf und konnte endlich den er¬
sehnten Blick durch das Fenster thun. Aber mit dem Aus¬
druck der größten Enttäuschung zog es sogleich den Kopf
wieder zurück.

"Man sieht nur die steinerne Straße hier, sonst gar
Nichts", sagte das Kind bedauerlich; "aber wenn man um
das ganze Haus herum geht, was sieht man dann auf der
andern Seite, Sebastian?"

„Iſt ſchon recht; die gleiche Dame hat aber befohlen,
daß ich Mamſell ſage“, erklärte Sebaſtian.

„Hat ſie? Ja, dann muß ich ſchon ſo heißen“, ſagte
Heidi mit Ergebung, denn es hatte wohl gemerkt, daß Alles
ſo geſchehen mußte, wie Fräulein Rottenmeier befahl.

„Jetzt habe ich ſchon drei Namen“, ſetzte es mit einem
Seufzer hinzu.

„Was wollte die kleine Mamſell denn fragen?“ fragte
Sebaſtian jetzt, indem er, in's Eßzimmer eingetreten, ſein
Silberzeug im Schrank zurecht legte.

„Wie kann man ein Fenſter aufmachen, Sebaſtian?“

„So, gerade ſo“, und er machte den großen Fenſter¬
flügel auf.

Heidi trat heran, aber es war zu klein, um Etwas
ſehen zu können; es langte nur bis zum Geſims hinauf.

„Da, ſo kann das Mamſellchen einmal hinausgucken
und ſehen, was unten iſt“, ſagte Sebaſtian, indem er einen
hohen hölzernen Schemel herbeigeholt hatte und hinſtellte.
Hoch erfreut ſtieg Heidi hinauf und konnte endlich den er¬
ſehnten Blick durch das Fenſter thun. Aber mit dem Aus¬
druck der größten Enttäuſchung zog es ſogleich den Kopf
wieder zurück.

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[112/0122] „Iſt ſchon recht; die gleiche Dame hat aber befohlen, daß ich Mamſell ſage“, erklärte Sebaſtian. „Hat ſie? Ja, dann muß ich ſchon ſo heißen“, ſagte Heidi mit Ergebung, denn es hatte wohl gemerkt, daß Alles ſo geſchehen mußte, wie Fräulein Rottenmeier befahl. „Jetzt habe ich ſchon drei Namen“, ſetzte es mit einem Seufzer hinzu. „Was wollte die kleine Mamſell denn fragen?“ fragte Sebaſtian jetzt, indem er, in's Eßzimmer eingetreten, ſein Silberzeug im Schrank zurecht legte. „Wie kann man ein Fenſter aufmachen, Sebaſtian?“ „So, gerade ſo“, und er machte den großen Fenſter¬ flügel auf. Heidi trat heran, aber es war zu klein, um Etwas ſehen zu können; es langte nur bis zum Geſims hinauf. „Da, ſo kann das Mamſellchen einmal hinausgucken und ſehen, was unten iſt“, ſagte Sebaſtian, indem er einen hohen hölzernen Schemel herbeigeholt hatte und hinſtellte. Hoch erfreut ſtieg Heidi hinauf und konnte endlich den er¬ ſehnten Blick durch das Fenſter thun. Aber mit dem Aus¬ druck der größten Enttäuſchung zog es ſogleich den Kopf wieder zurück. „Man ſieht nur die ſteinerne Straße hier, ſonſt gar Nichts“, ſagte das Kind bedauerlich; „aber wenn man um das ganze Haus herum geht, was ſieht man dann auf der andern Seite, Sebaſtian?“

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Zitationshilfe: Spyri, Johanna: Heidi's Lehr- und Wanderjahre. Gotha, 1880, S. 112. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spyri_heidi_1880/122>, abgerufen am 24.11.2024.