Spitzer, Daniel: Das Herrenrecht. Eine Novelle in Briefen. Wien, 1877.ihren Leib, zog sie an mich und küsste sie leidenschaftlich und da ich wieder geliebt wurde, begann meine Logik immer unwiderstehlicher zu werden. Es ist einerlei, ob der Gesang der Lerche Liebende daran erinnert, dass sie scheiden müssen, oder der Ruf des Kuckucks einer Schwarzwälder-Uhr. Gewiss hätte mir der erstere ebenso abscheulich geklungen, wie die Stimme der letzteren, als sie die zehnte Stunde ausrief. Ich schlich mich aus dem Hause wie ein Dieb, aber wie ein glücklicher Dieb. - Als ich in den Bahnhof trat, hörte ich das ferne Rollen eines Wagens - Kuckuck! - Ich hatte ein Coupe erster Klasse für mich allein genommen und lud Severin, der mit Monica gerade als der Zug in die Station einfuhr, anlangte, ein, in demselben Platz zu nehmen. Wir haben es hier so bequem, sagte Severin, als der Zug sich in Bewegung gesetzt hatte, es ist nur Schade, dass ich während des Fahrens niemals schlafen kann. Ich bedauerte, ihm nicht Gesellschaft leisten ihren Leib, zog sie an mich und küsste sie leidenschaftlich und da ich wieder geliebt wurde, begann meine Logik immer unwiderstehlicher zu werden. Es ist einerlei, ob der Gesang der Lerche Liebende daran erinnert, dass sie scheiden müssen, oder der Ruf des Kuckucks einer Schwarzwälder-Uhr. Gewiss hätte mir der erstere ebenso abscheulich geklungen, wie die Stimme der letzteren, als sie die zehnte Stunde ausrief. Ich schlich mich aus dem Hause wie ein Dieb, aber wie ein glücklicher Dieb. – Als ich in den Bahnhof trat, hörte ich das ferne Rollen eines Wagens – Kuckuck! – Ich hatte ein Coupé erster Klasse für mich allein genommen und lud Severin, der mit Monica gerade als der Zug in die Station einfuhr, anlangte, ein, in demselben Platz zu nehmen. Wir haben es hier so bequem, sagte Severin, als der Zug sich in Bewegung gesetzt hatte, es ist nur Schade, dass ich während des Fahrens niemals schlafen kann. Ich bedauerte, ihm nicht Gesellschaft leisten <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0081" n="79"/> ihren Leib, zog sie an mich und küsste sie leidenschaftlich und da ich wieder geliebt wurde, begann meine Logik immer unwiderstehlicher zu werden.</p> <p>Es ist einerlei, ob der Gesang der Lerche Liebende daran erinnert, dass sie scheiden müssen, oder der Ruf des Kuckucks einer Schwarzwälder-Uhr. Gewiss hätte mir der erstere ebenso abscheulich geklungen, wie die Stimme der letzteren, als sie die zehnte Stunde ausrief. Ich schlich mich aus dem Hause wie ein Dieb, aber wie ein glücklicher Dieb. – Als ich in den Bahnhof trat, hörte ich das ferne Rollen eines Wagens – Kuckuck! – Ich hatte ein Coupé erster Klasse für mich allein genommen und lud Severin, der mit Monica gerade als der Zug in die Station einfuhr, anlangte, ein, in demselben Platz zu nehmen.</p> <p>Wir haben es hier so bequem, sagte Severin, als der Zug sich in Bewegung gesetzt hatte, es ist nur Schade, dass ich während des Fahrens niemals schlafen kann.</p> <p>Ich bedauerte, ihm nicht Gesellschaft leisten </p> </div> </body> </text> </TEI> [79/0081]
ihren Leib, zog sie an mich und küsste sie leidenschaftlich und da ich wieder geliebt wurde, begann meine Logik immer unwiderstehlicher zu werden.
Es ist einerlei, ob der Gesang der Lerche Liebende daran erinnert, dass sie scheiden müssen, oder der Ruf des Kuckucks einer Schwarzwälder-Uhr. Gewiss hätte mir der erstere ebenso abscheulich geklungen, wie die Stimme der letzteren, als sie die zehnte Stunde ausrief. Ich schlich mich aus dem Hause wie ein Dieb, aber wie ein glücklicher Dieb. – Als ich in den Bahnhof trat, hörte ich das ferne Rollen eines Wagens – Kuckuck! – Ich hatte ein Coupé erster Klasse für mich allein genommen und lud Severin, der mit Monica gerade als der Zug in die Station einfuhr, anlangte, ein, in demselben Platz zu nehmen.
Wir haben es hier so bequem, sagte Severin, als der Zug sich in Bewegung gesetzt hatte, es ist nur Schade, dass ich während des Fahrens niemals schlafen kann.
Ich bedauerte, ihm nicht Gesellschaft leisten
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Zitationshilfe: | Spitzer, Daniel: Das Herrenrecht. Eine Novelle in Briefen. Wien, 1877, S. 79. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spitzer_herrenrecht_1877/81>, abgerufen am 17.02.2025. |