Spitzer, Daniel: Das Herrenrecht. Eine Novelle in Briefen. Wien, 1877.Severin versicherte mich seiner Dankbarkeit für meinen Trost und Rath; ich liess den Wagen halten, und sprang heraus. Als ich auf dem Boden war und den Wagen umkehren sah, hätte ich vor Freuden aufjauchzen mögen. Ich rannte die Strasse fort bis zum Hause Monicas, aus deren Zimmer mir Licht entgegen schien, ich schlich mich durch den Garten, ging leise die Treppe hinauf und blieb zitternd an ihrer Thüre stehen. Ich hörte mehrere Seufzer, die aber so schwach und gleichmässig klangen, dass sie mir weniger den drangvollen Schmerz einer Unglücklichen als die Leere einer Gelangweilten zu verrathen schienen. Ich rief leise: Monica! Sie stürzte zur Thüre, öffnete diese und mit dem freudigen Aufschrei: Mein Heinrich! sank sie in meine Arme. Ich drückte sie an meine Brust, sie aber riss sich plötzlich los und rief: Wie unglücklich bin ich! Unglücklich, liebst du mich nicht mehr, Monica? Ich darf nicht mehr. Heute ist mein Severin versicherte mich seiner Dankbarkeit für meinen Trost und Rath; ich liess den Wagen halten, und sprang heraus. Als ich auf dem Boden war und den Wagen umkehren sah, hätte ich vor Freuden aufjauchzen mögen. Ich rannte die Strasse fort bis zum Hause Monicas, aus deren Zimmer mir Licht entgegen schien, ich schlich mich durch den Garten, ging leise die Treppe hinauf und blieb zitternd an ihrer Thüre stehen. Ich hörte mehrere Seufzer, die aber so schwach und gleichmässig klangen, dass sie mir weniger den drangvollen Schmerz einer Unglücklichen als die Leere einer Gelangweilten zu verrathen schienen. Ich rief leise: Monica! Sie stürzte zur Thüre, öffnete diese und mit dem freudigen Aufschrei: Mein Heinrich! sank sie in meine Arme. Ich drückte sie an meine Brust, sie aber riss sich plötzlich los und rief: Wie unglücklich bin ich! Unglücklich, liebst du mich nicht mehr, Monica? Ich darf nicht mehr. Heute ist mein <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0079" n="77"/> <p>Severin versicherte mich seiner Dankbarkeit für meinen Trost und Rath; ich liess den Wagen halten, und sprang heraus. Als ich auf dem Boden war und den Wagen umkehren sah, hätte ich vor Freuden aufjauchzen mögen. Ich rannte die Strasse fort bis zum Hause Monicas, aus deren Zimmer mir Licht entgegen schien, ich schlich mich durch den Garten, ging leise die Treppe hinauf und blieb zitternd an ihrer Thüre stehen. Ich hörte mehrere Seufzer, die aber so schwach und gleichmässig klangen, dass sie mir weniger den drangvollen Schmerz einer Unglücklichen als die Leere einer Gelangweilten zu verrathen schienen.</p> <p>Ich rief leise: Monica!</p> <p>Sie stürzte zur Thüre, öffnete diese und mit dem freudigen Aufschrei: Mein Heinrich! sank sie in meine Arme. Ich drückte sie an meine Brust, sie aber riss sich plötzlich los und rief:</p> <p>Wie unglücklich bin ich!</p> <p>Unglücklich, liebst du mich nicht mehr, Monica?</p> <p>Ich darf nicht mehr. Heute ist mein </p> </div> </body> </text> </TEI> [77/0079]
Severin versicherte mich seiner Dankbarkeit für meinen Trost und Rath; ich liess den Wagen halten, und sprang heraus. Als ich auf dem Boden war und den Wagen umkehren sah, hätte ich vor Freuden aufjauchzen mögen. Ich rannte die Strasse fort bis zum Hause Monicas, aus deren Zimmer mir Licht entgegen schien, ich schlich mich durch den Garten, ging leise die Treppe hinauf und blieb zitternd an ihrer Thüre stehen. Ich hörte mehrere Seufzer, die aber so schwach und gleichmässig klangen, dass sie mir weniger den drangvollen Schmerz einer Unglücklichen als die Leere einer Gelangweilten zu verrathen schienen.
Ich rief leise: Monica!
Sie stürzte zur Thüre, öffnete diese und mit dem freudigen Aufschrei: Mein Heinrich! sank sie in meine Arme. Ich drückte sie an meine Brust, sie aber riss sich plötzlich los und rief:
Wie unglücklich bin ich!
Unglücklich, liebst du mich nicht mehr, Monica?
Ich darf nicht mehr. Heute ist mein
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax.
(2012-10-29T10:30:31Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate
(2012-10-29T10:30:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat.
(2012-10-29T10:30:31Z)
Weitere Informationen:Anmerkungen zur Transkription:
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |