Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Spindler, Christian Gotthold: Unschuldige Jugend-Früchte. Leipzig, 1745.

Bild:
<< vorherige Seite
Glückwünschungs-Schreiben.
Nun spühr ich deine grosse Liebe,
Ja, Herr Gevatter, deine Triebe
Bewundert meine treuste Brust.
Mit gröster Sehnsucht und Verlangen
Will ich den kleinen Path umfangen,
Und er sey künfftig meine Lust.
Jch will ihn höchst erfreut zum Tauffstein hin be-
gleiten,
Und ihm den Weg zum Heil, durch mein Gebet,
bereiten.
Des schönsten Himmels frömmste Güte
Erfreue nun auch das Gemüthe
Der werthgeschätzten Wöchnerin;
Er gebe ihr verneute Kräffte,
Er gebe neue Lebens-Säffte,
Er segne auch das Auferziehn
Von deinem liebsten Sohn, von dem erwünsch-
ten Erben,
Der Jahre Wachsthum wird des Segens Quell
erwerben.
Letzt solst du bey dem Kindtauff-Essen
All Ungelegenheit vergessen,
Gieb nur nicht mehr als ein Gericht,
Und dieß soll mir am besten schmecken,
Du wirst dich nicht in Kosten stecken,
Nein, warrlich, das verlang ich nicht.
Der Frau Gevatterln gieb diese schlechte Kette,
Ein wohlgemeint Geschenck ins stille Wochen-
Bette.
Glück-
Gluͤckwuͤnſchungs-Schreiben.
Nun ſpuͤhr ich deine groſſe Liebe,
Ja, Herr Gevatter, deine Triebe
Bewundert meine treuſte Bruſt.
Mit groͤſter Sehnſucht und Verlangen
Will ich den kleinen Path umfangen,
Und er ſey kuͤnfftig meine Luſt.
Jch will ihn hoͤchſt erfreut zum Tauffſtein hin be-
gleiten,
Und ihm den Weg zum Heil, durch mein Gebet,
bereiten.
Des ſchoͤnſten Himmels froͤmmſte Guͤte
Erfreue nun auch das Gemuͤthe
Der werthgeſchaͤtzten Woͤchnerin;
Er gebe ihr verneute Kraͤffte,
Er gebe neue Lebens-Saͤffte,
Er ſegne auch das Auferziehn
Von deinem liebſten Sohn, von dem erwuͤnſch-
ten Erben,
Der Jahre Wachsthum wird des Segens Quell
erwerben.
Letzt ſolſt du bey dem Kindtauff-Eſſen
All Ungelegenheit vergeſſen,
Gieb nur nicht mehr als ein Gericht,
Und dieß ſoll mir am beſten ſchmecken,
Du wirſt dich nicht in Koſten ſtecken,
Nein, warrlich, das verlang ich nicht.
Der Frau Gevatterln gieb dieſe ſchlechte Kette,
Ein wohlgemeint Geſchenck ins ſtille Wochen-
Bette.
Gluͤck-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <lg type="poem">
          <pb facs="#f0076" n="56"/>
          <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Glu&#x0364;ckwu&#x0364;n&#x017F;chungs-Schreiben.</hi> </fw><lb/>
          <lg n="2">
            <l>Nun &#x017F;pu&#x0364;hr ich deine gro&#x017F;&#x017F;e Liebe,</l><lb/>
            <l>Ja, <hi rendition="#fr">Herr Gevatter,</hi> deine Triebe</l><lb/>
            <l>Bewundert meine treu&#x017F;te Bru&#x017F;t.</l><lb/>
            <l>Mit gro&#x0364;&#x017F;ter Sehn&#x017F;ucht und Verlangen</l><lb/>
            <l>Will ich den kleinen Path umfangen,</l><lb/>
            <l>Und er &#x017F;ey ku&#x0364;nfftig meine Lu&#x017F;t.</l><lb/>
            <l>Jch will ihn ho&#x0364;ch&#x017F;t erfreut zum Tauff&#x017F;tein hin be-</l><lb/>
            <l> <hi rendition="#et">gleiten,</hi> </l><lb/>
            <l>Und ihm den Weg zum Heil, durch mein Gebet,</l><lb/>
            <l> <hi rendition="#et">bereiten.</hi> </l>
          </lg><lb/>
          <lg n="3">
            <l>Des &#x017F;cho&#x0364;n&#x017F;ten Himmels fro&#x0364;mm&#x017F;te Gu&#x0364;te</l><lb/>
            <l>Erfreue nun auch das Gemu&#x0364;the</l><lb/>
            <l>Der <hi rendition="#fr">werthge&#x017F;cha&#x0364;tzten Wo&#x0364;chnerin;</hi></l><lb/>
            <l>Er gebe ihr verneute Kra&#x0364;ffte,</l><lb/>
            <l>Er gebe neue Lebens-Sa&#x0364;ffte,</l><lb/>
            <l>Er &#x017F;egne auch das Auferziehn</l><lb/>
            <l>Von deinem <hi rendition="#fr">lieb&#x017F;ten Sohn,</hi> von dem erwu&#x0364;n&#x017F;ch-</l><lb/>
            <l> <hi rendition="#et">ten Erben,</hi> </l><lb/>
            <l>Der Jahre Wachsthum wird des Segens Quell</l><lb/>
            <l> <hi rendition="#et">erwerben.</hi> </l>
          </lg><lb/>
          <lg n="4">
            <l>Letzt &#x017F;ol&#x017F;t du bey dem Kindtauff-E&#x017F;&#x017F;en</l><lb/>
            <l>All Ungelegenheit verge&#x017F;&#x017F;en,</l><lb/>
            <l>Gieb nur nicht mehr als ein Gericht,</l><lb/>
            <l>Und dieß &#x017F;oll mir am be&#x017F;ten &#x017F;chmecken,</l><lb/>
            <l>Du wir&#x017F;t dich nicht in Ko&#x017F;ten &#x017F;tecken,</l><lb/>
            <l>Nein, warrlich, das verlang ich nicht.</l><lb/>
            <l>Der <hi rendition="#fr">Frau Gevatterln</hi> gieb die&#x017F;e &#x017F;chlechte Kette,</l><lb/>
            <l>Ein wohlgemeint Ge&#x017F;chenck ins &#x017F;tille Wochen-</l><lb/>
            <l> <hi rendition="#et">Bette.</hi> </l>
          </lg>
        </lg><lb/>
        <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#b">Glu&#x0364;ck-</hi> </fw><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[56/0076] Gluͤckwuͤnſchungs-Schreiben. Nun ſpuͤhr ich deine groſſe Liebe, Ja, Herr Gevatter, deine Triebe Bewundert meine treuſte Bruſt. Mit groͤſter Sehnſucht und Verlangen Will ich den kleinen Path umfangen, Und er ſey kuͤnfftig meine Luſt. Jch will ihn hoͤchſt erfreut zum Tauffſtein hin be- gleiten, Und ihm den Weg zum Heil, durch mein Gebet, bereiten. Des ſchoͤnſten Himmels froͤmmſte Guͤte Erfreue nun auch das Gemuͤthe Der werthgeſchaͤtzten Woͤchnerin; Er gebe ihr verneute Kraͤffte, Er gebe neue Lebens-Saͤffte, Er ſegne auch das Auferziehn Von deinem liebſten Sohn, von dem erwuͤnſch- ten Erben, Der Jahre Wachsthum wird des Segens Quell erwerben. Letzt ſolſt du bey dem Kindtauff-Eſſen All Ungelegenheit vergeſſen, Gieb nur nicht mehr als ein Gericht, Und dieß ſoll mir am beſten ſchmecken, Du wirſt dich nicht in Koſten ſtecken, Nein, warrlich, das verlang ich nicht. Der Frau Gevatterln gieb dieſe ſchlechte Kette, Ein wohlgemeint Geſchenck ins ſtille Wochen- Bette. Gluͤck-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/spindler_jugendfruechte_1745
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/spindler_jugendfruechte_1745/76
Zitationshilfe: Spindler, Christian Gotthold: Unschuldige Jugend-Früchte. Leipzig, 1745, S. 56. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spindler_jugendfruechte_1745/76>, abgerufen am 28.04.2024.