Spindler, Christian Gotthold: Unschuldige Jugend-Früchte. Leipzig, 1745.Glückwünschungs-Schreiben. Als daß ich der grossen Dichtkunst meinenschlechten Kiel geweyht. Crönte doch der Himmel mich nur auf heute zum Poeten! O! denn säng ich dir ein Lied auf der angenehm- sten Flöthen. Aber so klingts wie Hans Sachse; und damit ist nichts gethan, Wenn man nichts zu Marckte bringen und nichts reines dichten kan. Dein Gebuhrts-Fest hemmet es; dessen Glantz macht mich verdustert, Nun ist meine Dichterkunst vollends alle einge- schustert. Sage doch, was soll ich machen? Lehne mir dein Dichter-Rohr, Ey so sing ich lauter schönes dir bey deinem Feste vor. Doch es sey; ich wage es, dir den frömsten Wunsch zu bringen, Und nebst andern, deinen Tag so viel möglich zu besingen. Du, ein ächter Sohn Minervens, dich bedecket dessen Schutz, Und so blühet denn dein Wohlstand selbst dem scheelen Neid zu Trutz. Da dein Haupt der Lorber-Crantz und ein schönes Epheu schmücket, Welches deines Schülers Hertz mit der stärcksten Krafft erquicket, Und so sing ich dir zu Ehren, dir des Pindus ächter Sohn! Sprich
Gluͤckwuͤnſchungs-Schreiben. Als daß ich der groſſen Dichtkunſt meinenſchlechten Kiel geweyht. Croͤnte doch der Himmel mich nur auf heute zum Poeten! O! denn ſaͤng ich dir ein Lied auf der angenehm- ſten Floͤthen. Aber ſo klingts wie Hans Sachſe; und damit iſt nichts gethan, Wenn man nichts zu Marckte bringen und nichts reines dichten kan. Dein Gebuhrts-Feſt hemmet es; deſſen Glantz macht mich verduſtert, Nun iſt meine Dichterkunſt vollends alle einge- ſchuſtert. Sage doch, was ſoll ich machen? Lehne mir dein Dichter-Rohr, Ey ſo ſing ich lauter ſchoͤnes dir bey deinem Feſte vor. Doch es ſey; ich wage es, dir den froͤmſten Wunſch zu bringen, Und nebſt andern, deinen Tag ſo viel moͤglich zu beſingen. Du, ein aͤchter Sohn Minervens, dich bedecket deſſen Schutz, Und ſo bluͤhet denn dein Wohlſtand ſelbſt dem ſcheelen Neid zu Trutz. Da dein Haupt der Lorber-Crantz und ein ſchoͤnes Epheu ſchmuͤcket, Welches deines Schuͤlers Hertz mit der ſtaͤrckſten Krafft erquicket, Und ſo ſing ich dir zu Ehren, dir des Pindus aͤchter Sohn! Sprich
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0050" n="30"/> <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Gluͤckwuͤnſchungs-Schreiben.</hi> </fw><lb/> <l>Als daß ich der groſſen Dichtkunſt meinen</l><lb/> <l> <hi rendition="#et">ſchlechten Kiel geweyht.</hi> </l><lb/> <l>Croͤnte doch der Himmel mich nur auf heute zum</l><lb/> <l> <hi rendition="#et">Poeten!</hi> </l><lb/> <l>O! denn ſaͤng ich dir ein Lied auf der angenehm-</l><lb/> <l> <hi rendition="#et">ſten Floͤthen.</hi> </l><lb/> <l>Aber ſo klingts wie Hans Sachſe; und damit</l><lb/> <l> <hi rendition="#et">iſt nichts gethan,</hi> </l><lb/> <l>Wenn man nichts zu Marckte bringen und nichts</l><lb/> <l> <hi rendition="#et">reines dichten kan.</hi> </l><lb/> <l>Dein Gebuhrts-Feſt hemmet es; deſſen Glantz</l><lb/> <l> <hi rendition="#et">macht mich verduſtert,</hi> </l><lb/> <l>Nun iſt meine Dichterkunſt vollends alle einge-</l><lb/> <l> <hi rendition="#et">ſchuſtert.</hi> </l><lb/> <l>Sage doch, was ſoll ich machen? Lehne mir dein</l><lb/> <l> <hi rendition="#et">Dichter-Rohr,</hi> </l><lb/> <l>Ey ſo ſing ich lauter ſchoͤnes dir bey deinem</l><lb/> <l> <hi rendition="#et">Feſte vor.</hi> </l><lb/> <l>Doch es ſey; ich wage es, dir den froͤmſten</l><lb/> <l> <hi rendition="#et">Wunſch zu bringen,</hi> </l><lb/> <l>Und nebſt andern, deinen Tag ſo viel moͤglich</l><lb/> <l> <hi rendition="#et">zu beſingen.</hi> </l><lb/> <l>Du, ein aͤchter Sohn Minervens, dich bedecket</l><lb/> <l> <hi rendition="#et">deſſen Schutz,</hi> </l><lb/> <l>Und ſo bluͤhet denn dein Wohlſtand ſelbſt dem</l><lb/> <l> <hi rendition="#et">ſcheelen Neid zu Trutz.</hi> </l><lb/> <l>Da dein Haupt der Lorber-Crantz und ein ſchoͤnes</l><lb/> <l> <hi rendition="#et">Epheu ſchmuͤcket,</hi> </l><lb/> <l>Welches deines Schuͤlers Hertz mit der ſtaͤrckſten</l><lb/> <l> <hi rendition="#et">Krafft erquicket,</hi> </l><lb/> <l>Und ſo ſing ich dir zu Ehren, dir des Pindus</l><lb/> <l> <hi rendition="#et">aͤchter Sohn!</hi> </l><lb/> <fw place="bottom" type="catch">Sprich</fw><lb/> </lg> </div> </body> </text> </TEI> [30/0050]
Gluͤckwuͤnſchungs-Schreiben.
Als daß ich der groſſen Dichtkunſt meinen
ſchlechten Kiel geweyht.
Croͤnte doch der Himmel mich nur auf heute zum
Poeten!
O! denn ſaͤng ich dir ein Lied auf der angenehm-
ſten Floͤthen.
Aber ſo klingts wie Hans Sachſe; und damit
iſt nichts gethan,
Wenn man nichts zu Marckte bringen und nichts
reines dichten kan.
Dein Gebuhrts-Feſt hemmet es; deſſen Glantz
macht mich verduſtert,
Nun iſt meine Dichterkunſt vollends alle einge-
ſchuſtert.
Sage doch, was ſoll ich machen? Lehne mir dein
Dichter-Rohr,
Ey ſo ſing ich lauter ſchoͤnes dir bey deinem
Feſte vor.
Doch es ſey; ich wage es, dir den froͤmſten
Wunſch zu bringen,
Und nebſt andern, deinen Tag ſo viel moͤglich
zu beſingen.
Du, ein aͤchter Sohn Minervens, dich bedecket
deſſen Schutz,
Und ſo bluͤhet denn dein Wohlſtand ſelbſt dem
ſcheelen Neid zu Trutz.
Da dein Haupt der Lorber-Crantz und ein ſchoͤnes
Epheu ſchmuͤcket,
Welches deines Schuͤlers Hertz mit der ſtaͤrckſten
Krafft erquicket,
Und ſo ſing ich dir zu Ehren, dir des Pindus
aͤchter Sohn!
Sprich
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |