Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Spindler, Christian Gotthold: Unschuldige Jugend-Früchte. Leipzig, 1745.

Bild:
<< vorherige Seite
Glückwünschungs-Schreiben.
Denn, so bald die Eltern sterben,
Achtet man die Kinder nicht.
Denn wer soll etwas erwerben?
Wenn der Zaun in Stücken bricht,
Muß ein Garten vieles leiden,
So gehts; wenn die Eltern scheiden.
Dieses hat dich auch betroffen,
Wehrtgeschätzte Hennigin!
Denn es fiel dein blühend Hoffen
Mit des Vaters Tod dahin.
Dieser Fall hat dich verletzet,
Und in Waysen Stand versetzet.
Doch, es ward die Vater-Stelle
Durch Herr Spindlers Gunst verneut,
Seine Liebe war die Quelle,
Welche dir zu jeder Zeit
Häuffig und mit vollen Güssen,
Heil und Wohlfahrt liesse fliessen.
Ja ich weiß um sein Gemüthe,
Das vor Gunst und Liebe brennt.
Diese übermachte Güte,
Die mein Hertz vollkommen kennt,
Ja sein eiffrig treues Wachen
Will, du solst nun Hochzeit machen.
Nun beglückt ja noch die Liebe
Den sonst schweren Waysen-Stand:
Denn Herr Nierens süsse Triebe
Reitzen ihn, daß er die Hand,
Ja sein Hertz dir willig schencket,
Und nun auf dein Bestes dencket.
Diß
Gluͤckwuͤnſchungs-Schreiben.
Denn, ſo bald die Eltern ſterben,
Achtet man die Kinder nicht.
Denn wer ſoll etwas erwerben?
Wenn der Zaun in Stuͤcken bricht,
Muß ein Garten vieles leiden,
So gehts; wenn die Eltern ſcheiden.
Dieſes hat dich auch betroffen,
Wehrtgeſchaͤtzte Hennigin!
Denn es fiel dein bluͤhend Hoffen
Mit des Vaters Tod dahin.
Dieſer Fall hat dich verletzet,
Und in Wayſen Stand verſetzet.
Doch, es ward die Vater-Stelle
Durch Herr Spindlers Gunſt verneut,
Seine Liebe war die Quelle,
Welche dir zu jeder Zeit
Haͤuffig und mit vollen Guͤſſen,
Heil und Wohlfahrt lieſſe flieſſen.
Ja ich weiß um ſein Gemuͤthe,
Das vor Gunſt und Liebe brennt.
Dieſe uͤbermachte Guͤte,
Die mein Hertz vollkommen kennt,
Ja ſein eiffrig treues Wachen
Will, du ſolſt nun Hochzeit machen.
Nun begluͤckt ja noch die Liebe
Den ſonſt ſchweren Wayſen-Stand:
Denn Herr Nierens ſuͤſſe Triebe
Reitzen ihn, daß er die Hand,
Ja ſein Hertz dir willig ſchencket,
Und nun auf dein Beſtes dencket.
Diß
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <lg type="poem">
          <pb facs="#f0046" n="26"/>
          <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Glu&#x0364;ckwu&#x0364;n&#x017F;chungs-Schreiben.</hi> </fw><lb/>
          <lg n="2">
            <l>Denn, &#x017F;o bald die Eltern &#x017F;terben,</l><lb/>
            <l>Achtet man die Kinder nicht.</l><lb/>
            <l>Denn wer &#x017F;oll etwas erwerben?</l><lb/>
            <l>Wenn der Zaun in Stu&#x0364;cken bricht,</l><lb/>
            <l>Muß ein Garten vieles leiden,</l><lb/>
            <l>So gehts; wenn die Eltern &#x017F;cheiden.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="3">
            <l>Die&#x017F;es hat dich auch betroffen,</l><lb/>
            <l>Wehrtge&#x017F;cha&#x0364;tzte <hi rendition="#fr">Hennigin!</hi></l><lb/>
            <l>Denn es fiel dein blu&#x0364;hend Hoffen</l><lb/>
            <l>Mit des Vaters Tod dahin.</l><lb/>
            <l>Die&#x017F;er Fall hat dich verletzet,</l><lb/>
            <l>Und in Way&#x017F;en Stand ver&#x017F;etzet.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="4">
            <l>Doch, es ward die Vater-Stelle</l><lb/>
            <l>Durch Herr Spindlers Gun&#x017F;t verneut,</l><lb/>
            <l>Seine Liebe war die Quelle,</l><lb/>
            <l>Welche dir zu jeder Zeit</l><lb/>
            <l>Ha&#x0364;uffig und mit vollen Gu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en,</l><lb/>
            <l>Heil und Wohlfahrt lie&#x017F;&#x017F;e flie&#x017F;&#x017F;en.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="5">
            <l>Ja ich weiß um &#x017F;ein Gemu&#x0364;the,</l><lb/>
            <l>Das vor Gun&#x017F;t und Liebe brennt.</l><lb/>
            <l>Die&#x017F;e u&#x0364;bermachte Gu&#x0364;te,</l><lb/>
            <l>Die mein Hertz vollkommen kennt,</l><lb/>
            <l>Ja &#x017F;ein eiffrig treues Wachen</l><lb/>
            <l>Will, du &#x017F;ol&#x017F;t nun Hochzeit machen.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="6">
            <l>Nun beglu&#x0364;ckt ja noch die Liebe</l><lb/>
            <l>Den &#x017F;on&#x017F;t &#x017F;chweren Way&#x017F;en-Stand:</l><lb/>
            <l>Denn Herr <hi rendition="#fr">Nierens</hi> &#x017F;u&#x0364;&#x017F;&#x017F;e Triebe</l><lb/>
            <l>Reitzen ihn, daß er die Hand,</l><lb/>
            <l>Ja &#x017F;ein Hertz dir willig &#x017F;chencket,</l><lb/>
            <l>Und nun auf dein Be&#x017F;tes dencket.</l>
          </lg><lb/>
          <fw place="bottom" type="catch">Diß</fw><lb/>
        </lg>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[26/0046] Gluͤckwuͤnſchungs-Schreiben. Denn, ſo bald die Eltern ſterben, Achtet man die Kinder nicht. Denn wer ſoll etwas erwerben? Wenn der Zaun in Stuͤcken bricht, Muß ein Garten vieles leiden, So gehts; wenn die Eltern ſcheiden. Dieſes hat dich auch betroffen, Wehrtgeſchaͤtzte Hennigin! Denn es fiel dein bluͤhend Hoffen Mit des Vaters Tod dahin. Dieſer Fall hat dich verletzet, Und in Wayſen Stand verſetzet. Doch, es ward die Vater-Stelle Durch Herr Spindlers Gunſt verneut, Seine Liebe war die Quelle, Welche dir zu jeder Zeit Haͤuffig und mit vollen Guͤſſen, Heil und Wohlfahrt lieſſe flieſſen. Ja ich weiß um ſein Gemuͤthe, Das vor Gunſt und Liebe brennt. Dieſe uͤbermachte Guͤte, Die mein Hertz vollkommen kennt, Ja ſein eiffrig treues Wachen Will, du ſolſt nun Hochzeit machen. Nun begluͤckt ja noch die Liebe Den ſonſt ſchweren Wayſen-Stand: Denn Herr Nierens ſuͤſſe Triebe Reitzen ihn, daß er die Hand, Ja ſein Hertz dir willig ſchencket, Und nun auf dein Beſtes dencket. Diß

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/spindler_jugendfruechte_1745
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/spindler_jugendfruechte_1745/46
Zitationshilfe: Spindler, Christian Gotthold: Unschuldige Jugend-Früchte. Leipzig, 1745, S. 26. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spindler_jugendfruechte_1745/46>, abgerufen am 04.12.2024.