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Spindler, Christian Gotthold: Unschuldige Jugend-Früchte. Leipzig, 1745.

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Glückwünschungs-Schreiben.
Wie? dauert dich denn nicht dein schönes Schulen-
Hauß?
Wär ich an deiner Statt, ich zöge nicht daraus;
Noch mehr dein Tusculan, nebst deinem edlen
Garten?
Dergleichen hast du kaum in Zwiccau zugewarten.
Vielleicht, daß dich dein Volck dort nicht so brün-
stig liebt?
Als hier die Schüler thun; die dich noch nie betrübt.
Wenn nun dein treues Hertz die Liebe bey sich heget,
Was Wunder? wenn es noch dein Daseyn willig
träget;
Wie? oder kränckt dich nicht dein theurer Ephorus,
Den du, und jederman als Vater ehren muß?
Du weist, wer Hoffmann war; du wirst es selbst
erkennen,
Die frömste Ehrfurcht wird in deiner Brust ent-
brennen:
Doch halt, bedrängter Geist! was wendest du
viel ein?
Der Höchste hats gethan, es soll, es muß so seyn,
Und unsers Gottes Schluß kan niemand hinter-
treiben,
Er rufft; und dieser Ruf wird unverändert
bleiben.
Gott thut, was ihm gefält, er nimmt und setzet ein,
Sein Wille muß ja auch stets unser Wollen seyn.
Laß nur mein Clodius, wie hier in Auens Mauren,
Dort deine grosse Huld in Schwanen Felde dauren.
Dieß Opffer, so mein Kiel zu deinem Abzug bringt,
Jst ein bethräntes Blatt; da Pflicht und Schuld
mich zwingt.
Jch
Gluͤckwuͤnſchungs-Schreiben.
Wie? dauert dich denn nicht dein ſchoͤnes Schulen-
Hauß?
Waͤr ich an deiner Statt, ich zoͤge nicht daraus;
Noch mehr dein Tuſculan, nebſt deinem edlen
Garten?
Dergleichen haſt du kaum in Zwiccau zugewarten.
Vielleicht, daß dich dein Volck dort nicht ſo bruͤn-
ſtig liebt?
Als hier die Schuͤler thun; die dich noch nie betruͤbt.
Wenn nun dein treues Hertz die Liebe bey ſich heget,
Was Wunder? wenn es noch dein Daſeyn willig
traͤget;
Wie? oder kraͤnckt dich nicht dein theurer Ephorus,
Den du, und jederman als Vater ehren muß?
Du weiſt, wer Hoffmann war; du wirſt es ſelbſt
erkennen,
Die froͤmſte Ehrfurcht wird in deiner Bruſt ent-
brennen:
Doch halt, bedraͤngter Geiſt! was wendeſt du
viel ein?
Der Hoͤchſte hats gethan, es ſoll, es muß ſo ſeyn,
Und unſers Gottes Schluß kan niemand hinter-
treiben,
Er rufft; und dieſer Ruf wird unveraͤndert
bleiben.
Gott thut, was ihm gefaͤlt, er nimmt und ſetzet ein,
Sein Wille muß ja auch ſtets unſer Wollen ſeyn.
Laß nur mein Clodius, wie hier in Auens Mauren,
Dort deine groſſe Huld in Schwanen Felde dauren.
Dieß Opffer, ſo mein Kiel zu deinem Abzug bringt,
Jſt ein bethraͤntes Blatt; da Pflicht und Schuld
mich zwingt.
Jch
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[24/0044] Gluͤckwuͤnſchungs-Schreiben. Wie? dauert dich denn nicht dein ſchoͤnes Schulen- Hauß? Waͤr ich an deiner Statt, ich zoͤge nicht daraus; Noch mehr dein Tuſculan, nebſt deinem edlen Garten? Dergleichen haſt du kaum in Zwiccau zugewarten. Vielleicht, daß dich dein Volck dort nicht ſo bruͤn- ſtig liebt? Als hier die Schuͤler thun; die dich noch nie betruͤbt. Wenn nun dein treues Hertz die Liebe bey ſich heget, Was Wunder? wenn es noch dein Daſeyn willig traͤget; Wie? oder kraͤnckt dich nicht dein theurer Ephorus, Den du, und jederman als Vater ehren muß? Du weiſt, wer Hoffmann war; du wirſt es ſelbſt erkennen, Die froͤmſte Ehrfurcht wird in deiner Bruſt ent- brennen: Doch halt, bedraͤngter Geiſt! was wendeſt du viel ein? Der Hoͤchſte hats gethan, es ſoll, es muß ſo ſeyn, Und unſers Gottes Schluß kan niemand hinter- treiben, Er rufft; und dieſer Ruf wird unveraͤndert bleiben. Gott thut, was ihm gefaͤlt, er nimmt und ſetzet ein, Sein Wille muß ja auch ſtets unſer Wollen ſeyn. Laß nur mein Clodius, wie hier in Auens Mauren, Dort deine groſſe Huld in Schwanen Felde dauren. Dieß Opffer, ſo mein Kiel zu deinem Abzug bringt, Jſt ein bethraͤntes Blatt; da Pflicht und Schuld mich zwingt. Jch

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Zitationshilfe: Spindler, Christian Gotthold: Unschuldige Jugend-Früchte. Leipzig, 1745, S. 24. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spindler_jugendfruechte_1745/44>, abgerufen am 29.03.2024.