Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Spindler, Christian Gotthold: Unschuldige Jugend-Früchte. Leipzig, 1745.

Bild:
<< vorherige Seite

Schertzhaffte und verliebte Briefe.
Und kuppelt in der Stille.
Jst das nicht eine grosse Noth,
Geh doch, du alter Schäcker,
Es heist: iß fein viel Zucker-Brod,
Und lauf zum Apothecker.

Da schickt mich meine Schwester her
Mit einem guten Tage,
Das arme Kind hinckt itzo sehr,
Das ist ja eine Plage.
Herr Doctor, helfft ihr von dem Schmertz,
Seyd aber auch nicht theuer,
Es brennt dem armen Ding das Hertz
Als wie pur lauter Feuer.
Ey, liebe Jungfer, o! mit Gunst,
Jhr solt es schon erfahren,
Jch will mit meiner grossen Kunst
Nicht das geringste spahren.
Hier habt ihr eine Portion
Von neun und achtzig Pillen,
Da, Jungfer, die curiren schon,
Das wird den Schmertzen stillen.
Bey uns sieht es gar windig aus,
Man geht nicht mehr zum Biere.
Sonst kam man von dem guten Schmaus
Nicht eher als um Viere.
Doch, wenn es uns am Besten fehlt,
So mangeln auch die Hüner.
Wie steht es um das liebe Geld?
Mein Herr, ich bin sein Diener.
Ach

Schertzhaffte und verliebte Briefe.
Und kuppelt in der Stille.
Jſt das nicht eine groſſe Noth,
Geh doch, du alter Schaͤcker,
Es heiſt: iß fein viel Zucker-Brod,
Und lauf zum Apothecker.

Da ſchickt mich meine Schweſter her
Mit einem guten Tage,
Das arme Kind hinckt itzo ſehr,
Das iſt ja eine Plage.
Herr Doctor, helfft ihr von dem Schmertz,
Seyd aber auch nicht theuer,
Es brennt dem armen Ding das Hertz
Als wie pur lauter Feuer.
Ey, liebe Jungfer, o! mit Gunſt,
Jhr ſolt es ſchon erfahren,
Jch will mit meiner groſſen Kunſt
Nicht das geringſte ſpahren.
Hier habt ihr eine Portion
Von neun und achtzig Pillen,
Da, Jungfer, die curiren ſchon,
Das wird den Schmertzen ſtillen.
Bey uns ſieht es gar windig aus,
Man geht nicht mehr zum Biere.
Sonſt kam man von dem guten Schmaus
Nicht eher als um Viere.
Doch, wenn es uns am Beſten fehlt,
So mangeln auch die Huͤner.
Wie ſteht es um das liebe Geld?
Mein Herr, ich bin ſein Diener.
Ach
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <lg type="poem">
          <lg n="2">
            <pb facs="#f0036" n="16"/>
            <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Schertzhaffte und verliebte Briefe.</hi> </fw><lb/>
            <l>Und kuppelt in der Stille.</l><lb/>
            <l>J&#x017F;t das nicht eine gro&#x017F;&#x017F;e Noth,</l><lb/>
            <l>Geh doch, du alter Scha&#x0364;cker,</l><lb/>
            <l>Es hei&#x017F;t: iß fein viel Zucker-Brod,</l><lb/>
            <l>Und lauf zum Apothecker.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="3">
            <l>Da &#x017F;chickt mich meine Schwe&#x017F;ter her</l><lb/>
            <l>Mit einem guten Tage,</l><lb/>
            <l>Das arme Kind hinckt itzo &#x017F;ehr,</l><lb/>
            <l>Das i&#x017F;t ja eine Plage.</l><lb/>
            <l>Herr <hi rendition="#aq">Doctor,</hi> helfft ihr von dem Schmertz,</l><lb/>
            <l>Seyd aber auch nicht theuer,</l><lb/>
            <l>Es brennt dem armen Ding das Hertz</l><lb/>
            <l>Als wie pur lauter Feuer.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="4">
            <l>Ey, liebe Jungfer, o! mit Gun&#x017F;t,</l><lb/>
            <l>Jhr &#x017F;olt es &#x017F;chon erfahren,</l><lb/>
            <l>Jch will mit meiner gro&#x017F;&#x017F;en Kun&#x017F;t</l><lb/>
            <l>Nicht das gering&#x017F;te &#x017F;pahren.</l><lb/>
            <l>Hier habt ihr eine Portion</l><lb/>
            <l>Von neun und achtzig Pillen,</l><lb/>
            <l>Da, Jungfer, die <hi rendition="#aq">curi</hi>ren &#x017F;chon,</l><lb/>
            <l>Das wird den Schmertzen &#x017F;tillen.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="5">
            <l>Bey uns &#x017F;ieht es gar windig aus,</l><lb/>
            <l>Man geht nicht mehr zum Biere.</l><lb/>
            <l>Son&#x017F;t kam man von dem guten Schmaus</l><lb/>
            <l>Nicht eher als um Viere.</l><lb/>
            <l>Doch, wenn es uns am Be&#x017F;ten fehlt,</l><lb/>
            <l>So mangeln auch die Hu&#x0364;ner.</l><lb/>
            <l>Wie &#x017F;teht es um das liebe Geld?</l><lb/>
            <l>Mein Herr, ich bin &#x017F;ein Diener.</l>
          </lg><lb/>
          <fw place="bottom" type="catch">Ach</fw><lb/>
        </lg>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[16/0036] Schertzhaffte und verliebte Briefe. Und kuppelt in der Stille. Jſt das nicht eine groſſe Noth, Geh doch, du alter Schaͤcker, Es heiſt: iß fein viel Zucker-Brod, Und lauf zum Apothecker. Da ſchickt mich meine Schweſter her Mit einem guten Tage, Das arme Kind hinckt itzo ſehr, Das iſt ja eine Plage. Herr Doctor, helfft ihr von dem Schmertz, Seyd aber auch nicht theuer, Es brennt dem armen Ding das Hertz Als wie pur lauter Feuer. Ey, liebe Jungfer, o! mit Gunſt, Jhr ſolt es ſchon erfahren, Jch will mit meiner groſſen Kunſt Nicht das geringſte ſpahren. Hier habt ihr eine Portion Von neun und achtzig Pillen, Da, Jungfer, die curiren ſchon, Das wird den Schmertzen ſtillen. Bey uns ſieht es gar windig aus, Man geht nicht mehr zum Biere. Sonſt kam man von dem guten Schmaus Nicht eher als um Viere. Doch, wenn es uns am Beſten fehlt, So mangeln auch die Huͤner. Wie ſteht es um das liebe Geld? Mein Herr, ich bin ſein Diener. Ach

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/spindler_jugendfruechte_1745
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/spindler_jugendfruechte_1745/36
Zitationshilfe: Spindler, Christian Gotthold: Unschuldige Jugend-Früchte. Leipzig, 1745, S. 16. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spindler_jugendfruechte_1745/36>, abgerufen am 24.11.2024.