Spindler, Christian Gotthold: Unschuldige Jugend-Früchte. Leipzig, 1745.Schertzhaffte und verliebte Briefe. Vieleicht thut der MelpomenaeMein Unglücks-Fall in etwas weh. Denn meinem Gaule hilfft kein Schmieren, Kein Pflaster, Theriac, noch Safft; Mit Pillen kan ich nicht curiren, Das nähm ihm vollends alle Krafft; Und braucht ich gleich Barbier und Bader, Ließ ich ihm hundertmahl zur Ader, Braucht ich Tincturen und Clystir; Das hilfft dir alles nicht dafür. Das letzte Mittel will ich wagen, Damit es nur nicht gar vergeht, Der Bote wird schon Antwort sagen, Ob ihm auch noch zu helffen steht. Vieleicht schickt eine solche Schöne Ein Fläschgen von der Hypocrene. Doch Bruder! komme bald zu mir, Jch habe etwas anders für. Der edle Nectar süsser Reben Sey unser Labsal in der Noth. Herr Bacchus soll die Nahrung geben, Jst gleich mein Pegasus halb todt. Dein Schertz und angenehmes Lachen Wird ihn in etwas munter machen; So stärcket uns bey diesem Spaß Ein gut und starck gefülltes Glas. Die träumende Liebe. Nechst hatte Titan kaum sich unserm Pol entrissen,So kam des Lichtes Feind, ein Freund von Finsternissen, Der
Schertzhaffte und verliebte Briefe. Vieleicht thut der MelpomenaeMein Ungluͤcks-Fall in etwas weh. Denn meinem Gaule hilfft kein Schmieren, Kein Pflaſter, Theriac, noch Safft; Mit Pillen kan ich nicht curiren, Das naͤhm ihm vollends alle Krafft; Und braucht ich gleich Barbier und Bader, Ließ ich ihm hundertmahl zur Ader, Braucht ich Tincturen und Clyſtir; Das hilfft dir alles nicht dafuͤr. Das letzte Mittel will ich wagen, Damit es nur nicht gar vergeht, Der Bote wird ſchon Antwort ſagen, Ob ihm auch noch zu helffen ſteht. Vieleicht ſchickt eine ſolche Schoͤne Ein Flaͤſchgen von der Hypocrene. Doch Bruder! komme bald zu mir, Jch habe etwas anders fuͤr. Der edle Nectar ſuͤſſer Reben Sey unſer Labſal in der Noth. Herr Bacchus ſoll die Nahrung geben, Jſt gleich mein Pegaſus halb todt. Dein Schertz und angenehmes Lachen Wird ihn in etwas munter machen; So ſtaͤrcket uns bey dieſem Spaß Ein gut und ſtarck gefuͤlltes Glas. Die traͤumende Liebe. Nechſt hatte Titan kaum ſich unſeꝛm Pol entriſſen,So kam des Lichtes Feind, ein Freund von Finſterniſſen, Der
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Schertzhaffte und verliebte Briefe.
Vieleicht thut der Melpomenae
Mein Ungluͤcks-Fall in etwas weh.
Denn meinem Gaule hilfft kein Schmieren,
Kein Pflaſter, Theriac, noch Safft;
Mit Pillen kan ich nicht curiren,
Das naͤhm ihm vollends alle Krafft;
Und braucht ich gleich Barbier und Bader,
Ließ ich ihm hundertmahl zur Ader,
Braucht ich Tincturen und Clyſtir;
Das hilfft dir alles nicht dafuͤr.
Das letzte Mittel will ich wagen,
Damit es nur nicht gar vergeht,
Der Bote wird ſchon Antwort ſagen,
Ob ihm auch noch zu helffen ſteht.
Vieleicht ſchickt eine ſolche Schoͤne
Ein Flaͤſchgen von der Hypocrene.
Doch Bruder! komme bald zu mir,
Jch habe etwas anders fuͤr.
Der edle Nectar ſuͤſſer Reben
Sey unſer Labſal in der Noth.
Herr Bacchus ſoll die Nahrung geben,
Jſt gleich mein Pegaſus halb todt.
Dein Schertz und angenehmes Lachen
Wird ihn in etwas munter machen;
So ſtaͤrcket uns bey dieſem Spaß
Ein gut und ſtarck gefuͤlltes Glas.
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Nechſt hatte Titan kaum ſich unſeꝛm Pol entriſſen,
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