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Spindler, Christian Gotthold: Unschuldige Jugend-Früchte. Leipzig, 1745.

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Schertzhaffte und verliebte Briefe.
Er suchet mich recht abzukappen,
Jtzt lachet der Verwegne frey,
Er spricht: da liegt des Dichters Rappen
Mit seiner gantzen Reuterey,
Nun hat er Sattel, Zeug und Spohren,
Ja auch den Kützel selbst verlohren.
Da liegt das arme matte Pferd,
Und ist nicht einen Batzen wehrt.
Sieh nur, auf solche falsche Weise,
Da nun mein lieber Rappen hin,
Macht mir verzweiffelt böse Mäuse,
Der weggeworffne Mann, Crispin.
Und balde wird ers gar noch wagen,
Das Creutz ihm vollends einzuschlagen,
Er hat bereits den Schluß gefast,
Das arme Thier ist ihm verhast.
Um nun das liebe Pferd zu heilen,
Sind schon zwey frische Boten fort.
Jch schickte sie mit vollen Eilen,
An jenes angenehme Ort,
Wo Thalis und Erato wohnet,
Und wo der Dichtkunst Schutzgeist thronet;
Denn dieser frommen Schwestern Zahl
Weiß Mittel vor dergleichen Quaal.
Jch habe dir ein grosses Schreiben
Mit viel Crimassen ausgespickt,
Sie solten diese Noth vertreiben,
Zu ihren Bergen abgeschickt.
Herr Bruder! ach schon ehegestern
Schickt ich zu diesen lieben Schwestern.
Vieleicht
Schertzhaffte und verliebte Briefe.
Er ſuchet mich recht abzukappen,
Jtzt lachet der Verwegne frey,
Er ſpricht: da liegt des Dichters Rappen
Mit ſeiner gantzen Reuterey,
Nun hat er Sattel, Zeug und Spohren,
Ja auch den Kuͤtzel ſelbſt verlohren.
Da liegt das arme matte Pferd,
Und iſt nicht einen Batzen wehrt.
Sieh nur, auf ſolche falſche Weiſe,
Da nun mein lieber Rappen hin,
Macht mir verzweiffelt boͤſe Maͤuſe,
Der weggeworffne Mann, Criſpin.
Und balde wird ers gar noch wagen,
Das Creutz ihm vollends einzuſchlagen,
Er hat bereits den Schluß gefaſt,
Das arme Thier iſt ihm verhaſt.
Um nun das liebe Pferd zu heilen,
Sind ſchon zwey friſche Boten fort.
Jch ſchickte ſie mit vollen Eilen,
An jenes angenehme Ort,
Wo Thalis und Erato wohnet,
Und wo der Dichtkunſt Schutzgeiſt thronet;
Denn dieſer frommen Schweſtern Zahl
Weiß Mittel vor dergleichen Quaal.
Jch habe dir ein groſſes Schreiben
Mit viel Crimaſſen ausgeſpickt,
Sie ſolten dieſe Noth vertreiben,
Zu ihren Bergen abgeſchickt.
Herr Bruder! ach ſchon ehegeſtern
Schickt ich zu dieſen lieben Schweſtern.
Vieleicht
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[10/0030] Schertzhaffte und verliebte Briefe. Er ſuchet mich recht abzukappen, Jtzt lachet der Verwegne frey, Er ſpricht: da liegt des Dichters Rappen Mit ſeiner gantzen Reuterey, Nun hat er Sattel, Zeug und Spohren, Ja auch den Kuͤtzel ſelbſt verlohren. Da liegt das arme matte Pferd, Und iſt nicht einen Batzen wehrt. Sieh nur, auf ſolche falſche Weiſe, Da nun mein lieber Rappen hin, Macht mir verzweiffelt boͤſe Maͤuſe, Der weggeworffne Mann, Criſpin. Und balde wird ers gar noch wagen, Das Creutz ihm vollends einzuſchlagen, Er hat bereits den Schluß gefaſt, Das arme Thier iſt ihm verhaſt. Um nun das liebe Pferd zu heilen, Sind ſchon zwey friſche Boten fort. Jch ſchickte ſie mit vollen Eilen, An jenes angenehme Ort, Wo Thalis und Erato wohnet, Und wo der Dichtkunſt Schutzgeiſt thronet; Denn dieſer frommen Schweſtern Zahl Weiß Mittel vor dergleichen Quaal. Jch habe dir ein groſſes Schreiben Mit viel Crimaſſen ausgeſpickt, Sie ſolten dieſe Noth vertreiben, Zu ihren Bergen abgeſchickt. Herr Bruder! ach ſchon ehegeſtern Schickt ich zu dieſen lieben Schweſtern. Vieleicht

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Zitationshilfe: Spindler, Christian Gotthold: Unschuldige Jugend-Früchte. Leipzig, 1745, S. 10. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spindler_jugendfruechte_1745/30>, abgerufen am 29.03.2024.