Spindler, Christian Gotthold: Unschuldige Jugend-Früchte. Leipzig, 1745.Theatralischer Anhang. He, Leonor, verstehst du mich?Nu, liebe Tochter, schicke dich, Den neuen Freyer zu empfangen, Jch will, du solst, es ist mein väterlich Verlangen. Alphonso. Nun, Muhme, folget dem Papa, Cardenio ist uns vermuthlich nah, Vergest den Schmertz, vergest Cleandern, Der Himmel schenckt euch einen andern, Was ist mit Trauren ausgericht? Durch Trauren kommt kein Freyer nicht. Eleonore. Euch, Väter, dancke ich vor das Bemühen, Mein Glücke, wenn es soll, Wird wohl Selbst durch der Vorsicht Schutz-GOtt blühen. Denn bindet eure Vater-Hand Ein tugendhafftes Ehe-Band, Denn wird mein Hertz, Nach vielen Schmertz, Zufrieden leben. Silvio. Nu, nu, Du hast ja Zeit dazu Cardenio genug zu prüfen, Als wenn die Freyer gleich entlieffen. Alphonso. Ja, Sylvio, du hast gantz recht, Doch still, was kommt da vor ein fremder Knecht? SCE- O 3
Theatraliſcher Anhang. He, Leonor, verſtehſt du mich?Nu, liebe Tochter, ſchicke dich, Den neuen Freyer zu empfangen, Jch will, du ſolſt, es iſt mein vaͤterlich Verlangen. Alphonſo. Nun, Muhme, folget dem Papa, Cardenio iſt uns vermuthlich nah, Vergeſt den Schmertz, vergeſt Cleandern, Der Himmel ſchenckt euch einen andern, Was iſt mit Trauren ausgericht? Durch Trauren kommt kein Freyer nicht. Eleonore. Euch, Vaͤter, dancke ich vor das Bemuͤhen, Mein Gluͤcke, wenn es ſoll, Wird wohl Selbſt durch der Vorſicht Schutz-GOtt bluͤhen. Denn bindet eure Vater-Hand Ein tugendhafftes Ehe-Band, Denn wird mein Hertz, Nach vielen Schmertz, Zufrieden leben. Silvio. Nu, nu, Du haſt ja Zeit dazu Cardenio genug zu pruͤfen, Als wenn die Freyer gleich entlieffen. Alphonſo. Ja, Sylvio, du haſt gantz recht, Doch ſtill, was kommt da vor ein fremder Knecht? SCE- O 3
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Theatraliſcher Anhang.
He, Leonor, verſtehſt du mich?
Nu, liebe Tochter, ſchicke dich,
Den neuen Freyer zu empfangen,
Jch will, du ſolſt, es iſt mein vaͤterlich Verlangen.
Alphonſo.
Nun, Muhme, folget dem Papa,
Cardenio iſt uns vermuthlich nah,
Vergeſt den Schmertz, vergeſt Cleandern,
Der Himmel ſchenckt euch einen andern,
Was iſt mit Trauren ausgericht?
Durch Trauren kommt kein Freyer nicht.
Eleonore.
Euch, Vaͤter, dancke ich vor das Bemuͤhen,
Mein Gluͤcke, wenn es ſoll,
Wird wohl
Selbſt durch der Vorſicht Schutz-GOtt bluͤhen.
Denn bindet eure Vater-Hand
Ein tugendhafftes Ehe-Band,
Denn wird mein Hertz,
Nach vielen Schmertz,
Zufrieden leben.
Silvio.
Nu, nu,
Du haſt ja Zeit dazu
Cardenio genug zu pruͤfen,
Als wenn die Freyer gleich entlieffen.
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Ja, Sylvio, du haſt gantz recht,
Doch ſtill, was kommt da vor ein fremder Knecht?
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