Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Spiess, Christian Heinrich: Biographien der Wahnsinnigen. Bd. 4. Leipzig, 1796.

Bild:
<< vorherige Seite

ben konnte. Er that das erstere, und wand
sich nun aus Sophiens Armen los, um sich
einen Ort zu suchen, wo sie künftig ruhig le-
ben, und das Glück der Liebe genüssen könn-
ten.

Ehe er schied, forderte er schlechterdings,
daß Sophie ihrem Dienste entsagen, und bei
ihren Eltern seine Rückkunft erwarten sollte.
Die armen Eltern, welche nur auf das zeit-
liche Glück ihres Kindes sahen, billigten So-
phiens Wahl und Entschluß, nur forderten
sie, daß Wilhelm sich mit ihr vor seiner Ab-
reise verloben sollte, er war willig, diese
Forderung zu erfüllen, und Sophie verließ
das Schloß noch einige Tage vor Wilhelms
Abreise. Er war mit ihr verlobt, als er
schied, er versprach, binnen Mondensfrist
wieder zu kehren, und sie dann sogleich zu heu-
rathen. Wer kanns dem liebenden Mädchen
verdenken, wenn sie bei so voller Gewißheit

ben konnte. Er that das erſtere, und wand
ſich nun aus Sophiens Armen los, um ſich
einen Ort zu ſuchen, wo ſie kuͤnftig ruhig le-
ben, und das Gluͤck der Liebe genuͤſſen koͤnn-
ten.

Ehe er ſchied, forderte er ſchlechterdings,
daß Sophie ihrem Dienſte entſagen, und bei
ihren Eltern ſeine Ruͤckkunft erwarten ſollte.
Die armen Eltern, welche nur auf das zeit-
liche Gluͤck ihres Kindes ſahen, billigten So-
phiens Wahl und Entſchluß, nur forderten
ſie, daß Wilhelm ſich mit ihr vor ſeiner Ab-
reiſe verloben ſollte, er war willig, dieſe
Forderung zu erfuͤllen, und Sophie verließ
das Schloß noch einige Tage vor Wilhelms
Abreiſe. Er war mit ihr verlobt, als er
ſchied, er verſprach, binnen Mondensfriſt
wieder zu kehren, und ſie dann ſogleich zu heu-
rathen. Wer kanns dem liebenden Maͤdchen
verdenken, wenn ſie bei ſo voller Gewißheit

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0054" n="44"/>
ben konnte. Er that das er&#x017F;tere, und wand<lb/>
&#x017F;ich nun aus Sophiens Armen los, um &#x017F;ich<lb/>
einen Ort zu &#x017F;uchen, wo &#x017F;ie ku&#x0364;nftig ruhig le-<lb/>
ben, und das Glu&#x0364;ck der Liebe genu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en ko&#x0364;nn-<lb/>
ten.</p><lb/>
        <p>Ehe er &#x017F;chied, forderte er &#x017F;chlechterdings,<lb/>
daß Sophie ihrem Dien&#x017F;te ent&#x017F;agen, und bei<lb/>
ihren Eltern &#x017F;eine Ru&#x0364;ckkunft erwarten &#x017F;ollte.<lb/>
Die armen Eltern, welche nur auf das zeit-<lb/>
liche Glu&#x0364;ck ihres Kindes &#x017F;ahen, billigten So-<lb/>
phiens Wahl und Ent&#x017F;chluß, nur forderten<lb/>
&#x017F;ie, daß Wilhelm &#x017F;ich mit ihr vor &#x017F;einer Ab-<lb/>
rei&#x017F;e verloben &#x017F;ollte, er war willig, die&#x017F;e<lb/>
Forderung zu erfu&#x0364;llen, und Sophie verließ<lb/>
das Schloß noch einige Tage vor Wilhelms<lb/>
Abrei&#x017F;e. Er war mit ihr verlobt, als er<lb/>
&#x017F;chied, er ver&#x017F;prach, binnen Mondensfri&#x017F;t<lb/>
wieder zu kehren, und &#x017F;ie dann &#x017F;ogleich zu heu-<lb/>
rathen. Wer kanns dem liebenden Ma&#x0364;dchen<lb/>
verdenken, wenn &#x017F;ie bei &#x017F;o voller Gewißheit<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[44/0054] ben konnte. Er that das erſtere, und wand ſich nun aus Sophiens Armen los, um ſich einen Ort zu ſuchen, wo ſie kuͤnftig ruhig le- ben, und das Gluͤck der Liebe genuͤſſen koͤnn- ten. Ehe er ſchied, forderte er ſchlechterdings, daß Sophie ihrem Dienſte entſagen, und bei ihren Eltern ſeine Ruͤckkunft erwarten ſollte. Die armen Eltern, welche nur auf das zeit- liche Gluͤck ihres Kindes ſahen, billigten So- phiens Wahl und Entſchluß, nur forderten ſie, daß Wilhelm ſich mit ihr vor ſeiner Ab- reiſe verloben ſollte, er war willig, dieſe Forderung zu erfuͤllen, und Sophie verließ das Schloß noch einige Tage vor Wilhelms Abreiſe. Er war mit ihr verlobt, als er ſchied, er verſprach, binnen Mondensfriſt wieder zu kehren, und ſie dann ſogleich zu heu- rathen. Wer kanns dem liebenden Maͤdchen verdenken, wenn ſie bei ſo voller Gewißheit

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/spiess_biographien04_1796
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/spiess_biographien04_1796/54
Zitationshilfe: Spiess, Christian Heinrich: Biographien der Wahnsinnigen. Bd. 4. Leipzig, 1796, S. 44. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spiess_biographien04_1796/54>, abgerufen am 25.11.2024.