Arme Frau, sprach er, euch war die Ra- che nicht vorbereitet, euch traf sie allerdings unschuldig! -- Ich war so glücklich, ihm durch Zeichen begreiflich zu machen, daß ich Erzählung der ganzen Begebenheit zu hören wünsche, ihm solche mit dem wärmsten Danke lohnen würde.
Er achtete meine Bitte, und erzählte mir, daß sie nach dem unglücklichen Raube, welchen sie an dem Schatze der königlichen Braut üben wollten, ihr Hauptmann, welcher mich einst liebte und raubte, verlassen habe. Es geschah, sagte er, aus gerechtem Schmerze über die grausame That, welche einer aus unsrer Ge- sellschaft wider seinen Willen und Befehl an euch geübt hatte. Er vergalts ihm mit dem Tode, suchte euch bei den Hölen, fand euch nicht, und verließ uns, um vielleicht in einer Einöde eueren Tod zu betrauern. Wir wählten uns einen andern, und bereiteten uns in ei-
Arme Frau, ſprach er, euch war die Ra- che nicht vorbereitet, euch traf ſie allerdings unſchuldig! — Ich war ſo gluͤcklich, ihm durch Zeichen begreiflich zu machen, daß ich Erzaͤhlung der ganzen Begebenheit zu hoͤren wuͤnſche, ihm ſolche mit dem waͤrmſten Danke lohnen wuͤrde.
Er achtete meine Bitte, und erzaͤhlte mir, daß ſie nach dem ungluͤcklichen Raube, welchen ſie an dem Schatze der koͤniglichen Braut uͤben wollten, ihr Hauptmann, welcher mich einſt liebte und raubte, verlaſſen habe. Es geſchah, ſagte er, aus gerechtem Schmerze uͤber die grauſame That, welche einer aus unſrer Ge- ſellſchaft wider ſeinen Willen und Befehl an euch geuͤbt hatte. Er vergalts ihm mit dem Tode, ſuchte euch bei den Hoͤlen, fand euch nicht, und verließ uns, um vielleicht in einer Einoͤde eueren Tod zu betrauern. Wir waͤhlten uns einen andern, und bereiteten uns in ei-
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Arme Frau, ſprach er, euch war die Ra-
che nicht vorbereitet, euch traf ſie allerdings
unſchuldig! — Ich war ſo gluͤcklich, ihm
durch Zeichen begreiflich zu machen, daß ich
Erzaͤhlung der ganzen Begebenheit zu hoͤren
wuͤnſche, ihm ſolche mit dem waͤrmſten Danke
lohnen wuͤrde.
Er achtete meine Bitte, und erzaͤhlte mir,
daß ſie nach dem ungluͤcklichen Raube, welchen
ſie an dem Schatze der koͤniglichen Braut uͤben
wollten, ihr Hauptmann, welcher mich einſt
liebte und raubte, verlaſſen habe. Es geſchah,
ſagte er, aus gerechtem Schmerze uͤber die
grauſame That, welche einer aus unſrer Ge-
ſellſchaft wider ſeinen Willen und Befehl an
euch geuͤbt hatte. Er vergalts ihm mit dem
Tode, ſuchte euch bei den Hoͤlen, fand euch
nicht, und verließ uns, um vielleicht in einer
Einoͤde eueren Tod zu betrauern. Wir waͤhlten
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Spiess, Christian Heinrich: Biographien der Wahnsinnigen. Bd. 4. Leipzig, 1796, S. 268. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spiess_biographien04_1796/278>, abgerufen am 24.11.2024.
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