nun, sprach dieser, schon drei Tage lang nach einigen Scheffeln Waizen umher, und kann keine Metze mehr auftreiben. Das Kloster zu L--, welches ich lange Jahre schon mit Sem- meln versah, fordert mit Ungestüm die Erfül- lung meines Kontrakts, ich habe dem Kloster mein ganzes Vermögen zu danken, ich sehe izt nicht auf Gewinn, nur auf Erfüllung meines Wortes, und würde mir gerne jeden Preis gefallen lassen, wenn ich nur einige Scheffel erkaufen könnte. Lieber Hanns, könnt ihr mir nicht helfen?
Hanns. Ich habe nur noch zwei Schef- fel.
Bäcker. Genug indeß, weil ich in eini- gen Tagen Waizen aus H-- erwarte.
Die Frau. Aber diesen Waizen können wir nicht verkaufen, denn er ist für unsre Schnitter bestimmt.
nun, ſprach dieſer, ſchon drei Tage lang nach einigen Scheffeln Waizen umher, und kann keine Metze mehr auftreiben. Das Kloſter zu L—, welches ich lange Jahre ſchon mit Sem- meln verſah, fordert mit Ungeſtuͤm die Erfuͤl- lung meines Kontrakts, ich habe dem Kloſter mein ganzes Vermoͤgen zu danken, ich ſehe izt nicht auf Gewinn, nur auf Erfuͤllung meines Wortes, und wuͤrde mir gerne jeden Preis gefallen laſſen, wenn ich nur einige Scheffel erkaufen koͤnnte. Lieber Hanns, koͤnnt ihr mir nicht helfen?
Hanns. Ich habe nur noch zwei Schef- fel.
Baͤcker. Genug indeß, weil ich in eini- gen Tagen Waizen aus H— erwarte.
Die Frau. Aber dieſen Waizen koͤnnen wir nicht verkaufen, denn er iſt fuͤr unſre Schnitter beſtimmt.
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0192"n="182"/>
nun, ſprach dieſer, ſchon drei Tage lang nach<lb/>
einigen Scheffeln Waizen umher, und kann<lb/>
keine Metze mehr auftreiben. Das Kloſter zu<lb/>
L—, welches ich lange Jahre ſchon mit Sem-<lb/>
meln verſah, fordert mit Ungeſtuͤm die Erfuͤl-<lb/>
lung meines Kontrakts, ich habe dem Kloſter<lb/>
mein ganzes Vermoͤgen zu danken, ich ſehe izt<lb/>
nicht auf Gewinn, nur auf Erfuͤllung meines<lb/>
Wortes, und wuͤrde mir gerne jeden Preis<lb/>
gefallen laſſen, wenn ich nur einige Scheffel<lb/>
erkaufen koͤnnte. Lieber Hanns, koͤnnt ihr mir<lb/>
nicht helfen?</p><lb/><p><hirendition="#g">Hanns</hi>. Ich habe nur noch zwei Schef-<lb/>
fel.</p><lb/><p><hirendition="#g">Baͤcker</hi>. Genug indeß, weil ich in eini-<lb/>
gen Tagen Waizen aus H— erwarte.</p><lb/><p><hirendition="#g">Die Frau</hi>. Aber dieſen Waizen koͤnnen<lb/>
wir nicht verkaufen, denn er iſt fuͤr unſre<lb/>
Schnitter beſtimmt.</p><lb/></div></body></text></TEI>
[182/0192]
nun, ſprach dieſer, ſchon drei Tage lang nach
einigen Scheffeln Waizen umher, und kann
keine Metze mehr auftreiben. Das Kloſter zu
L—, welches ich lange Jahre ſchon mit Sem-
meln verſah, fordert mit Ungeſtuͤm die Erfuͤl-
lung meines Kontrakts, ich habe dem Kloſter
mein ganzes Vermoͤgen zu danken, ich ſehe izt
nicht auf Gewinn, nur auf Erfuͤllung meines
Wortes, und wuͤrde mir gerne jeden Preis
gefallen laſſen, wenn ich nur einige Scheffel
erkaufen koͤnnte. Lieber Hanns, koͤnnt ihr mir
nicht helfen?
Hanns. Ich habe nur noch zwei Schef-
fel.
Baͤcker. Genug indeß, weil ich in eini-
gen Tagen Waizen aus H— erwarte.
Die Frau. Aber dieſen Waizen koͤnnen
wir nicht verkaufen, denn er iſt fuͤr unſre
Schnitter beſtimmt.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Spiess, Christian Heinrich: Biographien der Wahnsinnigen. Bd. 4. Leipzig, 1796, S. 182. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spiess_biographien04_1796/192>, abgerufen am 02.05.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.