nach den Städten zu führen, wo man aus Noth zahlte, was die heißhungrige Gewinn- sucht forderte. Er hatte mit seinem Weibe beschlossen, all sein Getraide in den Grän- zen des Dorfs an die armen Insassen und Taglöhner um einen niedrigern Preiß zu ver- kaufen, er erfüllte sein Gelübde, und beide Eheleute hoften, daß dies gute Werk der Al- lesbelohnende einst reichlich vergelten werde. Wie die Erndte sich schon nahte, und tausend Hungrige den Tag der Reife mit banger Sehn- sucht erwarteten, hatte auch Hanns seinen ganzen Vorrath auf diese Art verkauft, nur noch zwei Scheffel Waizen lagen auf seinem leeren Boden, welche die kluge Hausfrau nebst dem nöthigen Bedürfnisse noch zurückgelegt hatte, um in der Erndte die kraftlosen Lohn- arbeiter mit guter und nahrhafter Mehlspeise stärken zu können.
Eben wollte Hanns aus dieser Absicht den Waizen nach der Mühle führen, als ein be- kanter Bäcker bei ihm einsprach. Ich laufe
nach den Staͤdten zu fuͤhren, wo man aus Noth zahlte, was die heißhungrige Gewinn- ſucht forderte. Er hatte mit ſeinem Weibe beſchloſſen, all ſein Getraide in den Graͤn- zen des Dorfs an die armen Inſaſſen und Tagloͤhner um einen niedrigern Preiß zu ver- kaufen, er erfuͤllte ſein Geluͤbde, und beide Eheleute hoften, daß dies gute Werk der Al- lesbelohnende einſt reichlich vergelten werde. Wie die Erndte ſich ſchon nahte, und tauſend Hungrige den Tag der Reife mit banger Sehn- ſucht erwarteten, hatte auch Hanns ſeinen ganzen Vorrath auf dieſe Art verkauft, nur noch zwei Scheffel Waizen lagen auf ſeinem leeren Boden, welche die kluge Hausfrau nebſt dem noͤthigen Beduͤrfniſſe noch zuruͤckgelegt hatte, um in der Erndte die kraftloſen Lohn- arbeiter mit guter und nahrhafter Mehlſpeiſe ſtaͤrken zu koͤnnen.
Eben wollte Hanns aus dieſer Abſicht den Waizen nach der Muͤhle fuͤhren, als ein be- kanter Baͤcker bei ihm einſprach. Ich laufe
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nach den Staͤdten zu fuͤhren, wo man aus
Noth zahlte, was die heißhungrige Gewinn-
ſucht forderte. Er hatte mit ſeinem Weibe
beſchloſſen, all ſein Getraide in den Graͤn-
zen des Dorfs an die armen Inſaſſen und
Tagloͤhner um einen niedrigern Preiß zu ver-
kaufen, er erfuͤllte ſein Geluͤbde, und beide
Eheleute hoften, daß dies gute Werk der Al-
lesbelohnende einſt reichlich vergelten werde.
Wie die Erndte ſich ſchon nahte, und tauſend
Hungrige den Tag der Reife mit banger Sehn-
ſucht erwarteten, hatte auch Hanns ſeinen
ganzen Vorrath auf dieſe Art verkauft, nur
noch zwei Scheffel Waizen lagen auf ſeinem
leeren Boden, welche die kluge Hausfrau nebſt
dem noͤthigen Beduͤrfniſſe noch zuruͤckgelegt
hatte, um in der Erndte die kraftloſen Lohn-
arbeiter mit guter und nahrhafter Mehlſpeiſe
ſtaͤrken zu koͤnnen.
Eben wollte Hanns aus dieſer Abſicht den
Waizen nach der Muͤhle fuͤhren, als ein be-
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Spiess, Christian Heinrich: Biographien der Wahnsinnigen. Bd. 4. Leipzig, 1796, S. 181. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spiess_biographien04_1796/191>, abgerufen am 22.11.2024.
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