te, mit Freuden jedem Dienste zu entsagen, wenn er es nicht ausdrücklich fordere. Nein! nein! rief er hastig aus, und warf die Pisto- len weg, ich fordre es nicht! Du bist doch mein Sohn! Sieh, wärst du hartnackig auf deinem verdammten Vorsatze bestanden, ich hätte dir, so wahr Gott lebt, eine Kugel durch den Kopf gejagt; itzt umarme ich dich aber als meinen Sohn, werde dich im- mer als solchen erkennen, wenn du fortfährst, meinen Willen zu beobachten. Laß es gehen, Wilhelm, fuhr er fort, die verdammten Städler haben dich zwar ganz verhunzt, aber ich wills über mich nehmen, noch aus dir ei- nen braven Kerl zu machen, hast du das ver- dammte Geschmiere und Gekritzle begreifen lernen, so wird dir's auch nicht schwer wer- den, dich in ritterlichen Thaten zu üben, die schon in deinem Blute keimen müssen, wenn's ächt und rein auf dich kam.
te, mit Freuden jedem Dienſte zu entſagen, wenn er es nicht ausdruͤcklich fordere. Nein! nein! rief er haſtig aus, und warf die Piſto- len weg, ich fordre es nicht! Du biſt doch mein Sohn! Sieh, waͤrſt du hartnackig auf deinem verdammten Vorſatze beſtanden, ich haͤtte dir, ſo wahr Gott lebt, eine Kugel durch den Kopf gejagt; itzt umarme ich dich aber als meinen Sohn, werde dich im- mer als ſolchen erkennen, wenn du fortfaͤhrſt, meinen Willen zu beobachten. Laß es gehen, Wilhelm, fuhr er fort, die verdammten Staͤdler haben dich zwar ganz verhunzt, aber ich wills uͤber mich nehmen, noch aus dir ei- nen braven Kerl zu machen, haſt du das ver- dammte Geſchmiere und Gekritzle begreifen lernen, ſo wird dir's auch nicht ſchwer wer- den, dich in ritterlichen Thaten zu uͤben, die ſchon in deinem Blute keimen muͤſſen, wenn's aͤcht und rein auf dich kam.
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0072"n="58"/>
te, mit Freuden jedem Dienſte zu entſagen,<lb/>
wenn er es nicht ausdruͤcklich fordere. Nein!<lb/>
nein! rief er haſtig aus, und warf die Piſto-<lb/>
len weg, ich fordre es nicht! Du biſt doch<lb/>
mein Sohn! Sieh, waͤrſt du hartnackig auf<lb/>
deinem verdammten Vorſatze beſtanden, ich<lb/>
haͤtte dir, ſo wahr Gott lebt, eine Kugel<lb/>
durch den Kopf gejagt; itzt umarme ich dich<lb/>
aber als meinen Sohn, werde dich im-<lb/>
mer als ſolchen erkennen, wenn du fortfaͤhrſt,<lb/>
meinen Willen zu beobachten. Laß es gehen,<lb/>
Wilhelm, fuhr er fort, die verdammten<lb/>
Staͤdler haben dich zwar ganz verhunzt, aber<lb/>
ich wills uͤber mich nehmen, noch aus dir ei-<lb/>
nen braven Kerl zu machen, haſt du das ver-<lb/>
dammte Geſchmiere und Gekritzle begreifen<lb/>
lernen, ſo wird dir's auch nicht ſchwer wer-<lb/>
den, dich in ritterlichen Thaten zu uͤben, die<lb/>ſchon in deinem Blute keimen muͤſſen, wenn's<lb/>
aͤcht und rein auf dich kam.</p><lb/></div></body></text></TEI>
[58/0072]
te, mit Freuden jedem Dienſte zu entſagen,
wenn er es nicht ausdruͤcklich fordere. Nein!
nein! rief er haſtig aus, und warf die Piſto-
len weg, ich fordre es nicht! Du biſt doch
mein Sohn! Sieh, waͤrſt du hartnackig auf
deinem verdammten Vorſatze beſtanden, ich
haͤtte dir, ſo wahr Gott lebt, eine Kugel
durch den Kopf gejagt; itzt umarme ich dich
aber als meinen Sohn, werde dich im-
mer als ſolchen erkennen, wenn du fortfaͤhrſt,
meinen Willen zu beobachten. Laß es gehen,
Wilhelm, fuhr er fort, die verdammten
Staͤdler haben dich zwar ganz verhunzt, aber
ich wills uͤber mich nehmen, noch aus dir ei-
nen braven Kerl zu machen, haſt du das ver-
dammte Geſchmiere und Gekritzle begreifen
lernen, ſo wird dir's auch nicht ſchwer wer-
den, dich in ritterlichen Thaten zu uͤben, die
ſchon in deinem Blute keimen muͤſſen, wenn's
aͤcht und rein auf dich kam.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Spiess, Christian Heinrich: Biographien der Wahnsinnigen. Bd. 3. Leipzig, 1796, S. 58. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spiess_biographien03_1796/72>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.