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Spiess, Christian Heinrich: Biographien der Wahnsinnigen. Bd. 3. Leipzig, 1796.

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mochte wenig über das rohe, oft wilde Herz
meines Vaters, aber manchmal gelang es
ihr doch, mit ihren sanften Vorstellungen
Eingang zu finden, und dann benutzte sie
solche redlich, um mein Glück zu fördern.
Mein Vater hatte nicht die geringste Erzie-
hung erhalten, er konnte nur reiten, jagen,
trinken und mit vieler Mühe seinen Namen
unterschreiben, er achtete es daher gar nicht
für nöthig, mir eine bessere Erziehung zu
gewähren. Nur durch Jahre langes und un-
ermüdetes Bitten vermochte es meine Mut-
ter über ihn, daß ich nach der Hauptstadt
in eine ritterliche Akademie gesandt, und
dort erzogen ward. Ich war der guten Mut-
ter einzige Freude und Vergnügen, sie hatte
nicht aus Liebe, sondern aus Zwang geheu-
rathet, und doch entsagte sie willig aller ih-
rer Freude, um mich nur vor den Mißhand-
lungen des oft grausamen Vaters zu retten,

mochte wenig uͤber das rohe, oft wilde Herz
meines Vaters, aber manchmal gelang es
ihr doch, mit ihren ſanften Vorſtellungen
Eingang zu finden, und dann benutzte ſie
ſolche redlich, um mein Gluͤck zu foͤrdern.
Mein Vater hatte nicht die geringſte Erzie-
hung erhalten, er konnte nur reiten, jagen,
trinken und mit vieler Muͤhe ſeinen Namen
unterſchreiben, er achtete es daher gar nicht
fuͤr noͤthig, mir eine beſſere Erziehung zu
gewaͤhren. Nur durch Jahre langes und un-
ermuͤdetes Bitten vermochte es meine Mut-
ter uͤber ihn, daß ich nach der Hauptſtadt
in eine ritterliche Akademie geſandt, und
dort erzogen ward. Ich war der guten Mut-
ter einzige Freude und Vergnuͤgen, ſie hatte
nicht aus Liebe, ſondern aus Zwang geheu-
rathet, und doch entſagte ſie willig aller ih-
rer Freude, um mich nur vor den Mißhand-
lungen des oft grauſamen Vaters zu retten,

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[54/0068] mochte wenig uͤber das rohe, oft wilde Herz meines Vaters, aber manchmal gelang es ihr doch, mit ihren ſanften Vorſtellungen Eingang zu finden, und dann benutzte ſie ſolche redlich, um mein Gluͤck zu foͤrdern. Mein Vater hatte nicht die geringſte Erzie- hung erhalten, er konnte nur reiten, jagen, trinken und mit vieler Muͤhe ſeinen Namen unterſchreiben, er achtete es daher gar nicht fuͤr noͤthig, mir eine beſſere Erziehung zu gewaͤhren. Nur durch Jahre langes und un- ermuͤdetes Bitten vermochte es meine Mut- ter uͤber ihn, daß ich nach der Hauptſtadt in eine ritterliche Akademie geſandt, und dort erzogen ward. Ich war der guten Mut- ter einzige Freude und Vergnuͤgen, ſie hatte nicht aus Liebe, ſondern aus Zwang geheu- rathet, und doch entſagte ſie willig aller ih- rer Freude, um mich nur vor den Mißhand- lungen des oft grauſamen Vaters zu retten,

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Zitationshilfe: Spiess, Christian Heinrich: Biographien der Wahnsinnigen. Bd. 3. Leipzig, 1796, S. 54. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spiess_biographien03_1796/68>, abgerufen am 23.11.2024.