schenfreund das Ende seiner Leiden, den Tod wünschen, ob mir gleich eine sehr große Sum- me geboten ist, wenn ich ihn wieder gesund machen könnte.
Sein Name und seine Geschichte ist ein Geheimniß, das ich zu verschweigen versprach. Er ist der einzige Zweig einer sehr berühm- ten und reichen Familie, er ward ein Opfer der Liebe, mehr kann ich ihnen nicht sagen.
Indem ich noch einmal auf ihn blickte, und mich unmöglich überzeugen konnte, daß eine so leidende und anziehende Miene so schreckliche Heimtücke verrathen könne, trat der Wärter zu uns, welcher eben nach Hau- se gekommen war. Er sah, daß sich der ar- me Leidende, vielleicht in einem Anfalle von Raserei, sein langes Hemde am Halse zer- rissen habe, er trat zu ihm, um das gelöß- te Band wieder zu befestigen. Ich staunte,
ſchenfreund das Ende ſeiner Leiden, den Tod wuͤnſchen, ob mir gleich eine ſehr große Sum- me geboten iſt, wenn ich ihn wieder geſund machen koͤnnte.
Sein Name und ſeine Geſchichte iſt ein Geheimniß, das ich zu verſchweigen verſprach. Er iſt der einzige Zweig einer ſehr beruͤhm- ten und reichen Familie, er ward ein Opfer der Liebe, mehr kann ich ihnen nicht ſagen.
Indem ich noch einmal auf ihn blickte, und mich unmoͤglich uͤberzeugen konnte, daß eine ſo leidende und anziehende Miene ſo ſchreckliche Heimtuͤcke verrathen koͤnne, trat der Waͤrter zu uns, welcher eben nach Hau- ſe gekommen war. Er ſah, daß ſich der ar- me Leidende, vielleicht in einem Anfalle von Raſerei, ſein langes Hemde am Halſe zer- riſſen habe, er trat zu ihm, um das geloͤß- te Band wieder zu befeſtigen. Ich ſtaunte,
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0259"n="245"/>ſchenfreund das Ende ſeiner Leiden, den Tod<lb/>
wuͤnſchen, ob mir gleich eine ſehr große Sum-<lb/>
me geboten iſt, wenn ich ihn wieder geſund<lb/>
machen koͤnnte.</p><lb/><p>Sein Name und ſeine Geſchichte iſt ein<lb/>
Geheimniß, das ich zu verſchweigen verſprach.<lb/>
Er iſt der einzige Zweig einer ſehr beruͤhm-<lb/>
ten und reichen Familie, er ward ein Opfer<lb/>
der Liebe, mehr kann ich ihnen nicht ſagen.</p><lb/><p>Indem ich noch einmal auf ihn blickte,<lb/>
und mich unmoͤglich uͤberzeugen konnte, daß<lb/>
eine ſo leidende und anziehende Miene ſo<lb/>ſchreckliche Heimtuͤcke verrathen koͤnne, trat<lb/>
der Waͤrter zu uns, welcher eben nach Hau-<lb/>ſe gekommen war. Er ſah, daß ſich der ar-<lb/>
me Leidende, vielleicht in einem Anfalle von<lb/>
Raſerei, ſein langes Hemde am Halſe zer-<lb/>
riſſen habe, er trat zu ihm, um das geloͤß-<lb/>
te Band wieder zu befeſtigen. Ich ſtaunte,<lb/></p></div></body></text></TEI>
[245/0259]
ſchenfreund das Ende ſeiner Leiden, den Tod
wuͤnſchen, ob mir gleich eine ſehr große Sum-
me geboten iſt, wenn ich ihn wieder geſund
machen koͤnnte.
Sein Name und ſeine Geſchichte iſt ein
Geheimniß, das ich zu verſchweigen verſprach.
Er iſt der einzige Zweig einer ſehr beruͤhm-
ten und reichen Familie, er ward ein Opfer
der Liebe, mehr kann ich ihnen nicht ſagen.
Indem ich noch einmal auf ihn blickte,
und mich unmoͤglich uͤberzeugen konnte, daß
eine ſo leidende und anziehende Miene ſo
ſchreckliche Heimtuͤcke verrathen koͤnne, trat
der Waͤrter zu uns, welcher eben nach Hau-
ſe gekommen war. Er ſah, daß ſich der ar-
me Leidende, vielleicht in einem Anfalle von
Raſerei, ſein langes Hemde am Halſe zer-
riſſen habe, er trat zu ihm, um das geloͤß-
te Band wieder zu befeſtigen. Ich ſtaunte,
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Spiess, Christian Heinrich: Biographien der Wahnsinnigen. Bd. 3. Leipzig, 1796, S. 245. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spiess_biographien03_1796/259>, abgerufen am 25.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.