einzige Seite zu addiren. Friedrich erfüllte den Befehl auf der Stelle, er addirte voll- kommen richtig, wie er aber an zwei Aus- gabssummen kam, von denen jede einzelne zehn- tausend Gulden betrug, und welche eben neben- einander standen, so sprach er: Eins und eins ist Eins! Ist ja zwei, und folglich zwanzig- tausend, rief der Präsident frohlockend aus, und alle Anwesenden jubelten mit ihm. Ist zwei! Gott im Himmel! Ist zwei! lallte Friedrich nach, und sank ohnmächtig vom Stuhle.
Man hatte große Mühe, ihn wieder zu wecken, und noch größere, um sich von der schrecklichen Gewißheit zu überzeugen, daß sein Verstand verlohren sei. Er sprach irre, und begann, fürchterlich zu rasen; man muß- te ihn binden, um ihn nach seiner Wohnung zu führen.
Biogr. d. W. 3. B. O.
einzige Seite zu addiren. Friedrich erfuͤllte den Befehl auf der Stelle, er addirte voll- kommen richtig, wie er aber an zwei Aus- gabsſummen kam, von denen jede einzelne zehn- tauſend Gulden betrug, und welche eben neben- einander ſtanden, ſo ſprach er: Eins und eins iſt Eins! Iſt ja zwei, und folglich zwanzig- tauſend, rief der Praͤſident frohlockend aus, und alle Anweſenden jubelten mit ihm. Iſt zwei! Gott im Himmel! Iſt zwei! lallte Friedrich nach, und ſank ohnmaͤchtig vom Stuhle.
Man hatte große Muͤhe, ihn wieder zu wecken, und noch groͤßere, um ſich von der ſchrecklichen Gewißheit zu uͤberzeugen, daß ſein Verſtand verlohren ſei. Er ſprach irre, und begann, fuͤrchterlich zu raſen; man muß- te ihn binden, um ihn nach ſeiner Wohnung zu fuͤhren.
Biogr. d. W. 3. B. O.
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0255"n="241"/>
einzige Seite zu addiren. Friedrich erfuͤllte<lb/>
den Befehl auf der Stelle, er addirte voll-<lb/>
kommen richtig, wie er aber an zwei Aus-<lb/>
gabsſummen kam, von denen jede einzelne zehn-<lb/>
tauſend Gulden betrug, und welche eben neben-<lb/>
einander ſtanden, ſo ſprach er: Eins und eins<lb/>
iſt Eins! Iſt ja zwei, und folglich zwanzig-<lb/>
tauſend, rief der Praͤſident frohlockend aus,<lb/>
und alle Anweſenden jubelten mit ihm. Iſt<lb/>
zwei! Gott im Himmel! Iſt zwei! lallte<lb/>
Friedrich nach, und ſank ohnmaͤchtig vom<lb/>
Stuhle.</p><lb/><p>Man hatte große Muͤhe, ihn wieder zu<lb/>
wecken, und noch groͤßere, um ſich von der<lb/>ſchrecklichen Gewißheit zu uͤberzeugen, daß<lb/>ſein Verſtand verlohren ſei. Er ſprach irre,<lb/>
und begann, fuͤrchterlich zu raſen; man muß-<lb/>
te ihn binden, um ihn nach ſeiner Wohnung<lb/>
zu fuͤhren.</p><lb/><fwplace="bottom"type="sig">Biogr. d. W. 3. B. O.</fw><lb/></div></body></text></TEI>
[241/0255]
einzige Seite zu addiren. Friedrich erfuͤllte
den Befehl auf der Stelle, er addirte voll-
kommen richtig, wie er aber an zwei Aus-
gabsſummen kam, von denen jede einzelne zehn-
tauſend Gulden betrug, und welche eben neben-
einander ſtanden, ſo ſprach er: Eins und eins
iſt Eins! Iſt ja zwei, und folglich zwanzig-
tauſend, rief der Praͤſident frohlockend aus,
und alle Anweſenden jubelten mit ihm. Iſt
zwei! Gott im Himmel! Iſt zwei! lallte
Friedrich nach, und ſank ohnmaͤchtig vom
Stuhle.
Man hatte große Muͤhe, ihn wieder zu
wecken, und noch groͤßere, um ſich von der
ſchrecklichen Gewißheit zu uͤberzeugen, daß
ſein Verſtand verlohren ſei. Er ſprach irre,
und begann, fuͤrchterlich zu raſen; man muß-
te ihn binden, um ihn nach ſeiner Wohnung
zu fuͤhren.
Biogr. d. W. 3. B. O.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Spiess, Christian Heinrich: Biographien der Wahnsinnigen. Bd. 3. Leipzig, 1796, S. 241. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spiess_biographien03_1796/255>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.