über seinen Tod auch nicht an seinem offnen Sarge zu verbergen. Sie heurathete bald hernach einen jungen Taglöhner, der Mariens Unglück an ihr im vollen Maase rächet, ihr jeden Tag durch saure Arbeit, durch harte Schläge verbittert.
Heil mir, wenn die Absicht, aus wel- cher ich diese kleine Geschichte erzählte, nicht unbelohnt bleibt! Heil mir, wenn ich unter den vielen Tausenden nur ein Mädchen vor Verführung warne, und es ihm einleuchtend darstelle, daß dieser stets Unglück ohne Zahl, Jammer ohne Ende folgt; daß sie alle an- genehmen Aussichten des Lebens vernichtet, alle Hofnungen tödet, und die Gefallne zur immerwährenden Dulderin und Büsserin ver- urtheilt. Präge dir dies fest ein, liebes Kind, und überhüpfe diese große Wahrheit nicht mit leichtsinnigem Blicke!!!
uͤber ſeinen Tod auch nicht an ſeinem offnen Sarge zu verbergen. Sie heurathete bald hernach einen jungen Tagloͤhner, der Mariens Ungluͤck an ihr im vollen Maaſe raͤchet, ihr jeden Tag durch ſaure Arbeit, durch harte Schlaͤge verbittert.
Heil mir, wenn die Abſicht, aus wel- cher ich dieſe kleine Geſchichte erzaͤhlte, nicht unbelohnt bleibt! Heil mir, wenn ich unter den vielen Tauſenden nur ein Maͤdchen vor Verfuͤhrung warne, und es ihm einleuchtend darſtelle, daß dieſer ſtets Ungluͤck ohne Zahl, Jammer ohne Ende folgt; daß ſie alle an- genehmen Ausſichten des Lebens vernichtet, alle Hofnungen toͤdet, und die Gefallne zur immerwaͤhrenden Dulderin und Buͤſſerin ver- urtheilt. Praͤge dir dies feſt ein, liebes Kind, und uͤberhuͤpfe dieſe große Wahrheit nicht mit leichtſinnigem Blicke!!!
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[222[206]/0220]
uͤber ſeinen Tod auch nicht an ſeinem offnen
Sarge zu verbergen. Sie heurathete bald
hernach einen jungen Tagloͤhner, der Mariens
Ungluͤck an ihr im vollen Maaſe raͤchet, ihr
jeden Tag durch ſaure Arbeit, durch harte
Schlaͤge verbittert.
Heil mir, wenn die Abſicht, aus wel-
cher ich dieſe kleine Geſchichte erzaͤhlte, nicht
unbelohnt bleibt! Heil mir, wenn ich unter
den vielen Tauſenden nur ein Maͤdchen vor
Verfuͤhrung warne, und es ihm einleuchtend
darſtelle, daß dieſer ſtets Ungluͤck ohne Zahl,
Jammer ohne Ende folgt; daß ſie alle an-
genehmen Ausſichten des Lebens vernichtet,
alle Hofnungen toͤdet, und die Gefallne zur
immerwaͤhrenden Dulderin und Buͤſſerin ver-
urtheilt. Praͤge dir dies feſt ein, liebes
Kind, und uͤberhuͤpfe dieſe große Wahrheit
nicht mit leichtſinnigem Blicke!!!
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Spiess, Christian Heinrich: Biographien der Wahnsinnigen. Bd. 3. Leipzig, 1796, S. 222[206]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spiess_biographien03_1796/220>, abgerufen am 24.11.2024.
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