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Spiess, Christian Heinrich: Biographien der Wahnsinnigen. Bd. 3. Leipzig, 1796.

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hatte dort eben seine ganze Baarschaft ver-
spielt, als die unglückliche Amalie ihn sah
und fand. Daß ihm in diesen Umständen ihr
Anblick angenehm war, wird jeder ohne Ver-
sicherung glauben, wenn ich noch hinzu füge,
daß er sie wirklich einst liebte, und sie nie
ganz vergessen konnte. Seinem eignen Ge-
ständnisse nach, führte er sie wirklich aus der
Absicht nach --., um sie zu heurathen, als
er aber dort anlangte, seine ehemalige Ge-
liebte ihn mit voller und inniger Liebe em-
pfing, äußerst sorgfältig forschte: ob er er-
füllt habe, was er versprochen hatte, und
mit empfindlicher Rache drohte, wenn er sie
durch ungegründetes Versprechen am größern
Glücke hindere, da ward sein falscher Ehr-
geiz rege, er erdichtete eine lange Erzäh-
lung, die sich damit schloß, daß sein Va-
ter gestorben sei, und er erst in einigen Mon-
den aus dem ansehnlichen Erbe die erforder-
liche Summe erheben könne. Amaliens Gold

Biogr. d. W. 3. B. L

hatte dort eben ſeine ganze Baarſchaft ver-
ſpielt, als die ungluͤckliche Amalie ihn ſah
und fand. Daß ihm in dieſen Umſtaͤnden ihr
Anblick angenehm war, wird jeder ohne Ver-
ſicherung glauben, wenn ich noch hinzu fuͤge,
daß er ſie wirklich einſt liebte, und ſie nie
ganz vergeſſen konnte. Seinem eignen Ge-
ſtaͤndniſſe nach, fuͤhrte er ſie wirklich aus der
Abſicht nach —., um ſie zu heurathen, als
er aber dort anlangte, ſeine ehemalige Ge-
liebte ihn mit voller und inniger Liebe em-
pfing, aͤußerſt ſorgfaͤltig forſchte: ob er er-
fuͤllt habe, was er verſprochen hatte, und
mit empfindlicher Rache drohte, wenn er ſie
durch ungegruͤndetes Verſprechen am groͤßern
Gluͤcke hindere, da ward ſein falſcher Ehr-
geiz rege, er erdichtete eine lange Erzaͤh-
lung, die ſich damit ſchloß, daß ſein Va-
ter geſtorben ſei, und er erſt in einigen Mon-
den aus dem anſehnlichen Erbe die erforder-
liche Summe erheben koͤnne. Amaliens Gold

Biogr. d. W. 3. B. L
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[161/0175] hatte dort eben ſeine ganze Baarſchaft ver- ſpielt, als die ungluͤckliche Amalie ihn ſah und fand. Daß ihm in dieſen Umſtaͤnden ihr Anblick angenehm war, wird jeder ohne Ver- ſicherung glauben, wenn ich noch hinzu fuͤge, daß er ſie wirklich einſt liebte, und ſie nie ganz vergeſſen konnte. Seinem eignen Ge- ſtaͤndniſſe nach, fuͤhrte er ſie wirklich aus der Abſicht nach —., um ſie zu heurathen, als er aber dort anlangte, ſeine ehemalige Ge- liebte ihn mit voller und inniger Liebe em- pfing, aͤußerſt ſorgfaͤltig forſchte: ob er er- fuͤllt habe, was er verſprochen hatte, und mit empfindlicher Rache drohte, wenn er ſie durch ungegruͤndetes Verſprechen am groͤßern Gluͤcke hindere, da ward ſein falſcher Ehr- geiz rege, er erdichtete eine lange Erzaͤh- lung, die ſich damit ſchloß, daß ſein Va- ter geſtorben ſei, und er erſt in einigen Mon- den aus dem anſehnlichen Erbe die erforder- liche Summe erheben koͤnne. Amaliens Gold Biogr. d. W. 3. B. L

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Zitationshilfe: Spiess, Christian Heinrich: Biographien der Wahnsinnigen. Bd. 3. Leipzig, 1796, S. 161. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spiess_biographien03_1796/175>, abgerufen am 24.11.2024.