Spiess, Christian Heinrich: Biographien der Wahnsinnigen. Bd. 2. Leipzig, 1796.nen Wünsche erreichte glücklich das ausgesteckte E 2
nen Wuͤnſche erreichte gluͤcklich das ausgeſteckte E 2
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0075" n="67"/> nen Wuͤnſche erreichte gluͤcklich das ausgeſteckte<lb/> Ziel, nur in einem einzigen Falle, konnte das<lb/> Kind des Gluͤcks den ſehnlichſten ſeiner Wuͤnſche<lb/> nie erfuͤllt ſehen. Er heirathete drei der ſchoͤn-<lb/> ſten Maͤdchen, ſie liebten ihn innig und zaͤrtlich,<lb/> aber ſie ſtarben alle, ehe ſie ihm einen Erben<lb/> ſchenkten. Er nahm die vierte Frau, in dem er-<lb/> ſten Jahre der Ehe erſchien ſchon die Hofnung ei-<lb/> nes nahenden Erben, ſie gebahr ihm wirklich eine<lb/> Tochter, aber ihr Leben war der Mutter Tod,<lb/> und M — ward aufs neue Witwer. Nur der<lb/> Gedanke, daß er jetzt einen Erben beſitze, troͤſtete<lb/> ihn uͤber den fruͤhen Verluſt ſeiner Gattin, aber<lb/> bald ſchien auch dieſer Troſt wieder weichen zu<lb/> wollen. Man nahm in der ſchweren Geburt mehr<lb/> Ruͤckſicht auf die Erhaltung der Mutter, als auf<lb/> das Leben des Kindes, und dieß mußte jetzt die<lb/> Folgen buͤßen. Durch ſechs lange Monate ſchweb-<lb/> te die kleine Wilhelmine immer zwiſchen Leben und<lb/> Tod, jeden Morgen forſchte der Vater aͤngſtlich:<lb/> ob ſeine Hofnung ſchon geendet habe? ob ſein ein-<lb/> ziges Kind ſchon im Sarge ruhe? Nach dieſer<lb/> Zeit wurden ihm endlich troͤſtlichere Nachrichten,<lb/> die geliebte Tochter fieng an zu gedeihen, war<lb/> nicht mehr ſo krank, und laͤchelte oft, wenn der<lb/> gute Vater ſie in ſeinen Armen wiegte. Aber<lb/> bald ward dieſe angenehme Hofnung durch neuen<lb/> Kummer verbittert, Wilhelmine bekam die Blat-<lb/> tern, das ganze Gift derſelben zog ſich in die Au-<lb/> <fw place="bottom" type="sig">E 2</fw><lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [67/0075]
nen Wuͤnſche erreichte gluͤcklich das ausgeſteckte
Ziel, nur in einem einzigen Falle, konnte das
Kind des Gluͤcks den ſehnlichſten ſeiner Wuͤnſche
nie erfuͤllt ſehen. Er heirathete drei der ſchoͤn-
ſten Maͤdchen, ſie liebten ihn innig und zaͤrtlich,
aber ſie ſtarben alle, ehe ſie ihm einen Erben
ſchenkten. Er nahm die vierte Frau, in dem er-
ſten Jahre der Ehe erſchien ſchon die Hofnung ei-
nes nahenden Erben, ſie gebahr ihm wirklich eine
Tochter, aber ihr Leben war der Mutter Tod,
und M — ward aufs neue Witwer. Nur der
Gedanke, daß er jetzt einen Erben beſitze, troͤſtete
ihn uͤber den fruͤhen Verluſt ſeiner Gattin, aber
bald ſchien auch dieſer Troſt wieder weichen zu
wollen. Man nahm in der ſchweren Geburt mehr
Ruͤckſicht auf die Erhaltung der Mutter, als auf
das Leben des Kindes, und dieß mußte jetzt die
Folgen buͤßen. Durch ſechs lange Monate ſchweb-
te die kleine Wilhelmine immer zwiſchen Leben und
Tod, jeden Morgen forſchte der Vater aͤngſtlich:
ob ſeine Hofnung ſchon geendet habe? ob ſein ein-
ziges Kind ſchon im Sarge ruhe? Nach dieſer
Zeit wurden ihm endlich troͤſtlichere Nachrichten,
die geliebte Tochter fieng an zu gedeihen, war
nicht mehr ſo krank, und laͤchelte oft, wenn der
gute Vater ſie in ſeinen Armen wiegte. Aber
bald ward dieſe angenehme Hofnung durch neuen
Kummer verbittert, Wilhelmine bekam die Blat-
tern, das ganze Gift derſelben zog ſich in die Au-
E 2
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