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Spiess, Christian Heinrich: Biographien der Wahnsinnigen. Bd. 2. Leipzig, 1796.

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Kannst du, sprach er schon am Abende vorher,
nicht ohne ihn glücklich seyn, so sei's mit ihm!
Ich will, ich werde deine Neigung nicht hindern,
denn ich habs zu stark gefühlt, daß ich ohne dich
nicht frohe Tage genießen, nicht ruhig sterben
kann. Der Himmel gab mir Vermögen genug,
den ärmsten Schwiegersohn anständig ernähren zu
können, ich will daher nicht murren, wenn er dir
auch nichts mehr als ein redliches Herz zum
Brautschatze bringt.

Diese Gesinnungen, welche er jetzt wiederhol-
te, erwarben ihm das Lob und den Beifall aller
Anwesenden, ihre Herzen waren durch die rühren-
de Scene zum Mitleide hingerissen worden, sie
gönnten dem edlen Jünglinge diesen großen Lohn
willig, sie versicherten sogar, daß nur dieser eini-
germaßen Ersatz für so schreckliches Leiden seyn
könne. Konrad ward im vollen Triumphe, den
nur anerkannte Unschuld gewähren kann, in Ka-
rolinens Hause eingeführt.

Die Geschichte ihres Mordes war in der Stadt
schon lange allgemein bekannt, schneller noch als
diese verbreitete sich ihre glückliche Ankunft, ihre
edle That, mit welcher sie dem Unschuldigen ge-
lohnt hatte. Das Volk folgte schon haufenweiße
dem Wagen, welcher Konraden aus dem Gefäng-
nisse führte, es sammelte sich in weit größerer
Menge vor dem Hause, und verlangte mit Un-
gestüm das glückliche Paar zu sehen. Es lebe die

edle

Kannſt du, ſprach er ſchon am Abende vorher,
nicht ohne ihn gluͤcklich ſeyn, ſo ſei's mit ihm!
Ich will, ich werde deine Neigung nicht hindern,
denn ich habs zu ſtark gefuͤhlt, daß ich ohne dich
nicht frohe Tage genießen, nicht ruhig ſterben
kann. Der Himmel gab mir Vermoͤgen genug,
den aͤrmſten Schwiegerſohn anſtaͤndig ernaͤhren zu
koͤnnen, ich will daher nicht murren, wenn er dir
auch nichts mehr als ein redliches Herz zum
Brautſchatze bringt.

Dieſe Geſinnungen, welche er jetzt wiederhol-
te, erwarben ihm das Lob und den Beifall aller
Anweſenden, ihre Herzen waren durch die ruͤhren-
de Scene zum Mitleide hingeriſſen worden, ſie
goͤnnten dem edlen Juͤnglinge dieſen großen Lohn
willig, ſie verſicherten ſogar, daß nur dieſer eini-
germaßen Erſatz fuͤr ſo ſchreckliches Leiden ſeyn
koͤnne. Konrad ward im vollen Triumphe, den
nur anerkannte Unſchuld gewaͤhren kann, in Ka-
rolinens Hauſe eingefuͤhrt.

Die Geſchichte ihres Mordes war in der Stadt
ſchon lange allgemein bekannt, ſchneller noch als
dieſe verbreitete ſich ihre gluͤckliche Ankunft, ihre
edle That, mit welcher ſie dem Unſchuldigen ge-
lohnt hatte. Das Volk folgte ſchon haufenweiße
dem Wagen, welcher Konraden aus dem Gefaͤng-
niſſe fuͤhrte, es ſammelte ſich in weit groͤßerer
Menge vor dem Hauſe, und verlangte mit Un-
geſtuͤm das gluͤckliche Paar zu ſehen. Es lebe die

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[128/0136] Kannſt du, ſprach er ſchon am Abende vorher, nicht ohne ihn gluͤcklich ſeyn, ſo ſei's mit ihm! Ich will, ich werde deine Neigung nicht hindern, denn ich habs zu ſtark gefuͤhlt, daß ich ohne dich nicht frohe Tage genießen, nicht ruhig ſterben kann. Der Himmel gab mir Vermoͤgen genug, den aͤrmſten Schwiegerſohn anſtaͤndig ernaͤhren zu koͤnnen, ich will daher nicht murren, wenn er dir auch nichts mehr als ein redliches Herz zum Brautſchatze bringt. Dieſe Geſinnungen, welche er jetzt wiederhol- te, erwarben ihm das Lob und den Beifall aller Anweſenden, ihre Herzen waren durch die ruͤhren- de Scene zum Mitleide hingeriſſen worden, ſie goͤnnten dem edlen Juͤnglinge dieſen großen Lohn willig, ſie verſicherten ſogar, daß nur dieſer eini- germaßen Erſatz fuͤr ſo ſchreckliches Leiden ſeyn koͤnne. Konrad ward im vollen Triumphe, den nur anerkannte Unſchuld gewaͤhren kann, in Ka- rolinens Hauſe eingefuͤhrt. Die Geſchichte ihres Mordes war in der Stadt ſchon lange allgemein bekannt, ſchneller noch als dieſe verbreitete ſich ihre gluͤckliche Ankunft, ihre edle That, mit welcher ſie dem Unſchuldigen ge- lohnt hatte. Das Volk folgte ſchon haufenweiße dem Wagen, welcher Konraden aus dem Gefaͤng- niſſe fuͤhrte, es ſammelte ſich in weit groͤßerer Menge vor dem Hauſe, und verlangte mit Un- geſtuͤm das gluͤckliche Paar zu ſehen. Es lebe die edle

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Zitationshilfe: Spiess, Christian Heinrich: Biographien der Wahnsinnigen. Bd. 2. Leipzig, 1796, S. 128. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spiess_biographien02_1796/136>, abgerufen am 23.11.2024.