Spiess, Christian Heinrich: Biographien der Wahnsinnigen. Bd. 2. Leipzig, 1796.
durch den feurigsten, aber auch reinsten Kuß ver- siegelt. Konrad. Kannst du von all deinem Haabe und Vermögen nur so viel retten, daß ich mir in meinem Vaterlande das Meisterrecht erkaufen kann, so ist mirs nicht bange, dich mit meinen Händen zu ernähren. O es wird sich herrlich und treflich arbeiten, wenn ich denke, daß du die Früchte meines Fleißes genießen sollst. Karoline. Nicht so, Theurer, nicht so, ich habe einen andern Plan, der dich und mich glücklicher machen wird. Das Vermögen meiner Mutter, mit welchem ich nach Gefallen und selbst unter dem Schutze der Gesetze schalten kann, ist ganz in meiner Gewalt, es besteht in einigen zwanzigtausend Thalern, und wird gewiß hinrei- chen, um uns wohl und anständig zu ernähren. Sie erklärte ihm nun, was Konrad freilich
durch den feurigſten, aber auch reinſten Kuß ver- ſiegelt. Konrad. Kannſt du von all deinem Haabe und Vermoͤgen nur ſo viel retten, daß ich mir in meinem Vaterlande das Meiſterrecht erkaufen kann, ſo iſt mirs nicht bange, dich mit meinen Haͤnden zu ernaͤhren. O es wird ſich herrlich und treflich arbeiten, wenn ich denke, daß du die Fruͤchte meines Fleißes genießen ſollſt. Karoline. Nicht ſo, Theurer, nicht ſo, ich habe einen andern Plan, der dich und mich gluͤcklicher machen wird. Das Vermoͤgen meiner Mutter, mit welchem ich nach Gefallen und ſelbſt unter dem Schutze der Geſetze ſchalten kann, iſt ganz in meiner Gewalt, es beſteht in einigen zwanzigtauſend Thalern, und wird gewiß hinrei- chen, um uns wohl und anſtaͤndig zu ernaͤhren. Sie erklaͤrte ihm nun, was Konrad freilich <TEI> <text> <body> <div n="1"> <sp who="#KARO"> <p><pb facs="#f0119" n="111"/> durch den feurigſten, aber auch reinſten Kuß ver-<lb/> ſiegelt.</p> </sp><lb/> <sp who="KON"> <speaker><hi rendition="#g">Konrad</hi>.</speaker> <p>Kannſt du von all deinem Haabe<lb/> und Vermoͤgen nur ſo viel retten, daß ich mir in<lb/> meinem Vaterlande das Meiſterrecht erkaufen<lb/> kann, ſo iſt mirs nicht bange, dich mit meinen<lb/> Haͤnden zu ernaͤhren. O es wird ſich herrlich und<lb/> treflich arbeiten, wenn ich denke, daß du die<lb/> Fruͤchte meines Fleißes genießen ſollſt.</p> </sp><lb/> <sp who="#KARO"> <speaker><hi rendition="#g">Karoline</hi>.</speaker> <p>Nicht ſo, Theurer, nicht ſo,<lb/> ich habe einen andern Plan, der dich und mich<lb/> gluͤcklicher machen wird. Das Vermoͤgen meiner<lb/> Mutter, mit welchem ich nach Gefallen und ſelbſt<lb/> unter dem Schutze der Geſetze ſchalten kann, iſt<lb/> ganz in meiner Gewalt, es beſteht in einigen<lb/> zwanzigtauſend Thalern, und wird gewiß hinrei-<lb/> chen, um uns wohl und anſtaͤndig zu ernaͤhren.</p> </sp><lb/> <p>Sie erklaͤrte ihm nun, was Konrad freilich<lb/> nur halb verſtand, daß ſie nach dem Willen und<lb/> Rathe ihres Vaters mit dieſem Gelde immer fran-<lb/> zoͤſiſche Papiere oder Wechſel, welche auf einige<lb/> Monate <hi rendition="#g">Sicht</hi> geſtellt waͤren, einhandle, und<lb/> durch dieſe Spekulation bisher mehr gewonnen<lb/> habe, als das Kapital, ſicher angelegt, an ge-<lb/> woͤhnlicher Intereſſe tragen koͤnne. Da nun von<lb/> jeher dieſe Wechſel in ihrer Schatulle ruhten,<lb/> und ſolche ihrer Verſicherung nach ſelbſt im Aus-<lb/> lande in jeder Bank angenommen und bezahlt<lb/> wuͤrden, ſo waͤre es eben ſo leicht und moͤglich,<lb/> ſolche bei der ſchnellſten Flucht mit ſich zu neh-<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [111/0119]
durch den feurigſten, aber auch reinſten Kuß ver-
ſiegelt.
Konrad. Kannſt du von all deinem Haabe
und Vermoͤgen nur ſo viel retten, daß ich mir in
meinem Vaterlande das Meiſterrecht erkaufen
kann, ſo iſt mirs nicht bange, dich mit meinen
Haͤnden zu ernaͤhren. O es wird ſich herrlich und
treflich arbeiten, wenn ich denke, daß du die
Fruͤchte meines Fleißes genießen ſollſt.
Karoline. Nicht ſo, Theurer, nicht ſo,
ich habe einen andern Plan, der dich und mich
gluͤcklicher machen wird. Das Vermoͤgen meiner
Mutter, mit welchem ich nach Gefallen und ſelbſt
unter dem Schutze der Geſetze ſchalten kann, iſt
ganz in meiner Gewalt, es beſteht in einigen
zwanzigtauſend Thalern, und wird gewiß hinrei-
chen, um uns wohl und anſtaͤndig zu ernaͤhren.
Sie erklaͤrte ihm nun, was Konrad freilich
nur halb verſtand, daß ſie nach dem Willen und
Rathe ihres Vaters mit dieſem Gelde immer fran-
zoͤſiſche Papiere oder Wechſel, welche auf einige
Monate Sicht geſtellt waͤren, einhandle, und
durch dieſe Spekulation bisher mehr gewonnen
habe, als das Kapital, ſicher angelegt, an ge-
woͤhnlicher Intereſſe tragen koͤnne. Da nun von
jeher dieſe Wechſel in ihrer Schatulle ruhten,
und ſolche ihrer Verſicherung nach ſelbſt im Aus-
lande in jeder Bank angenommen und bezahlt
wuͤrden, ſo waͤre es eben ſo leicht und moͤglich,
ſolche bei der ſchnellſten Flucht mit ſich zu neh-
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