Spiess, Christian Heinrich: Biographien der Wahnsinnigen. Bd. 1. Leipzig, 1796.auswendig, und ist in der Rechenkunst weit über's Da er stets eingezogen, immer nur für sich Als Kaiser Joseph starb, und sich die böhmi- auswendig, und iſt in der Rechenkunſt weit uͤber's Da er ſtets eingezogen, immer nur fuͤr ſich Als Kaiſer Joſeph ſtarb, und ſich die boͤhmi- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0070" n="56"/> auswendig, und iſt in der Rechenkunſt weit uͤber's<lb/> Mittelmaͤßige hinaus.</p><lb/> <p>Da er ſtets eingezogen, immer nur fuͤr ſich<lb/> lebte, nie an oͤffentlichen Oertern, nur in der<lb/> Kirche aͤußerſt richtig, erſchien, ſo vermißten ihn<lb/> ſeine Freunde erſt einſt an einem Sonntage, als<lb/> er wahrſcheinlich ſchon eine ganze Woche zuvor<lb/> in ſeinem kleinen Stuͤbchen ohne Pflege und Huͤlfe<lb/> krank gelegen war. Sie fanden ihn wenigſtens<lb/> dort ohne Gefuͤhl, ohne Verſtand. Nach langer,<lb/> anhaltender Pflege kehrte endlich ſeine Geſundheit,<lb/> aber nie mehr ſein Verſtand, zuruͤck. Die Zeit<lb/> ſeiner Krankheit ſtimmt genau mit derjenigen<lb/> uͤberein, welche er in der Oberwelt will zuge-<lb/> bracht haben. Anfangs ſprach er auch nur von<lb/> dieſer; die Idee, daß er ein Abkoͤmmling Karl des<lb/> Vierten ſei, kam erſt lange nachher zum Vorſchei-<lb/> ne, iſt aber jetzt der groͤßte Gegenſtand ſeiner<lb/> Beſchaͤftigung.</p><lb/> <p>Als Kaiſer Joſeph ſtarb, und ſich die boͤhmi-<lb/> ſchen Staͤnde zur Huldigung ſeines erlauchten<lb/> Nachfolgers in Prag verſammelten, ſandte er<lb/> wirklich eine Schrift an dieſe ehrwuͤrdige Ver-<lb/> ſammlung, worinne er gegen die Wahl eines neuen<lb/> Koͤnigs foͤrmlich proteſtirte, und jene auf ſeine<lb/> Rechte, die er auf die boͤhmiſche Krone zu haben<lb/> vermeinte, aufmerkſam zu machen ſuchte. Ich<lb/> beſitze das von ihm ſelbſt entworfene Konzept die-<lb/> ſer merkwuͤrdigen Schrift, ich wuͤrde ſie woͤrtlich<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [56/0070]
auswendig, und iſt in der Rechenkunſt weit uͤber's
Mittelmaͤßige hinaus.
Da er ſtets eingezogen, immer nur fuͤr ſich
lebte, nie an oͤffentlichen Oertern, nur in der
Kirche aͤußerſt richtig, erſchien, ſo vermißten ihn
ſeine Freunde erſt einſt an einem Sonntage, als
er wahrſcheinlich ſchon eine ganze Woche zuvor
in ſeinem kleinen Stuͤbchen ohne Pflege und Huͤlfe
krank gelegen war. Sie fanden ihn wenigſtens
dort ohne Gefuͤhl, ohne Verſtand. Nach langer,
anhaltender Pflege kehrte endlich ſeine Geſundheit,
aber nie mehr ſein Verſtand, zuruͤck. Die Zeit
ſeiner Krankheit ſtimmt genau mit derjenigen
uͤberein, welche er in der Oberwelt will zuge-
bracht haben. Anfangs ſprach er auch nur von
dieſer; die Idee, daß er ein Abkoͤmmling Karl des
Vierten ſei, kam erſt lange nachher zum Vorſchei-
ne, iſt aber jetzt der groͤßte Gegenſtand ſeiner
Beſchaͤftigung.
Als Kaiſer Joſeph ſtarb, und ſich die boͤhmi-
ſchen Staͤnde zur Huldigung ſeines erlauchten
Nachfolgers in Prag verſammelten, ſandte er
wirklich eine Schrift an dieſe ehrwuͤrdige Ver-
ſammlung, worinne er gegen die Wahl eines neuen
Koͤnigs foͤrmlich proteſtirte, und jene auf ſeine
Rechte, die er auf die boͤhmiſche Krone zu haben
vermeinte, aufmerkſam zu machen ſuchte. Ich
beſitze das von ihm ſelbſt entworfene Konzept die-
ſer merkwuͤrdigen Schrift, ich wuͤrde ſie woͤrtlich
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