Spiess, Christian Heinrich: Biographien der Wahnsinnigen. Bd. 1. Leipzig, 1796.Der graue Mann. (geheimnißvoll) Ich. Oft stirbt aber das neugebohrne Kind Der graue Mann. (eifrig) Dies ist D 2
Der graue Mann. (geheimnißvoll) Ich. Oft ſtirbt aber das neugebohrne Kind Der graue Mann. (eifrig) Dies iſt D 2
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Der graue Mann. (geheimnißvoll)
Ja, wie lernt er's? Die Vorſehung gab ihm in
ſeine dunkle Huͤlle ein kleines Meſſerchen mit.
Er beginnt ſogleich das Werk ſeiner Erloͤſung,
und ſchabt damit an der Huͤlle, die ihn umgiebt,
dieſe wird nach und nach durchſichtiger, der Geiſt
kann hie und da durchblicken, und der thieriſche
Koͤrper faͤngt an zu handeln, der Geiſt regiert,
bewegt ihn. Je fleißiger dieſer ſchabt, je groͤßer
werden natuͤrlich die Kenntniſſe des Kindes, das
zum Juͤnglinge, zum Manne empor reift, und
bei der Arbeit des Geiſtes auch immer an Kennt-
niſſen zunimmt. Daher kommt's, daß es dum-
me, einfaͤltige, aber auch ſehr gelehrte und ver-
nuͤnftige Menſchen giebt, je nachdem ihr Geiſt
fleißig ſchabt oder nicht ſchabt: denn je duͤnner
ſeine Huͤlle wird, je mehr kann er ſehen und
denken.
Ich. Oft ſtirbt aber das neugebohrne Kind
ſogleich, oder in wenig Tagen, wenn —
Der graue Mann. (eifrig) Dies iſt
ſehr natuͤrlich! Der Geiſt wird nach Maßgabe
ſeiner Verbrechen auf Stunden, Tage, Monden,
oder Jahre in den thieriſchen Koͤrper verbannt.
Iſt die Zeit ſeiner Strafe voruͤber, ſo fliegt der
Geiſt empor, und der Koͤrper ſtirbt, verweßt.
Verleitet unter dieſer Zeit der Geiſt den Koͤrper
D 2
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