Spiess, Christian Heinrich: Biographien der Wahnsinnigen. Bd. 1. Leipzig, 1796.auf die schrecklichste Art zerstört. Wir erfuhren Diese und unzähliche Neckereien, welche uns von
auf die ſchrecklichſte Art zerſtoͤrt. Wir erfuhren Dieſe und unzaͤhliche Neckereien, welche uns von
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0206" n="192"/> auf die ſchrecklichſte Art zerſtoͤrt. Wir erfuhren<lb/> nach der Hand, daß mein Onkel dieſe Zerſtoͤrung<lb/> in der Nacht veranſtaltet haͤtte, und meine Mutter,<lb/> welche bei ihm wohnte, durch lange Zeit nicht ſo<lb/> luſtig geweſen waͤre, als damals, wie ſie durch<lb/> ihre Kundſchafter vernahm, daß ich weinend nach<lb/> Hauſe gefahren ſei, und meinen Geburtstag ohne<lb/> Feſt geendet habe.</p><lb/> <p>Dieſe und unzaͤhliche Neckereien, welche uns<lb/> jede Freude verbitterten, wenn wir ſie ahnden<lb/> wollten, in eben ſo viele Prozeſſe verwickelt haͤt-<lb/> ten, weckten nach und nach in uns den Vorſatz,<lb/> dieſe Gegend auf einige Zeit zu verlaſſen, und in<lb/> fremden Laͤndern Zerſtreuung zu ſuchen. Da ich<lb/> meiſtens krank war, ſo giengen wir im folgenden<lb/> Fruͤhjahre nach Spaa in's Bad. Das Waſſer<lb/> machte mich froh und munter, ich fand Freun-<lb/> dinnen, deren Umgang mir die Zeit ſehr ange-<lb/> nehm verkuͤrzte, Karls Liebe minderte ſich nicht,<lb/> ich fuͤhlte mich daher ganz gluͤcklich. Zu Spaa<lb/> ward ſtark geſpielt, Karl fand Geſchmack daran,<lb/> und verlohr anſehnliche Summen, die mir aber<lb/> nicht weh thaten, weil ſie ſein Vergnuͤgen befoͤr-<lb/> derten. Einige Freunde hatten ihn nach Piſa ge-<lb/> laden, die Aerzte glaubten uͤberdies, daß mir die<lb/> milde Luft Italiens ſehr heilſam ſeyn wuͤrde, wir<lb/> reißten dahin, und Karl ſpielte dort ſchon mit ei-<lb/> ner Leidenſchaft, die ihn oft Tage und Naͤchte<lb/> <fw place="bottom" type="catch">von</fw><lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [192/0206]
auf die ſchrecklichſte Art zerſtoͤrt. Wir erfuhren
nach der Hand, daß mein Onkel dieſe Zerſtoͤrung
in der Nacht veranſtaltet haͤtte, und meine Mutter,
welche bei ihm wohnte, durch lange Zeit nicht ſo
luſtig geweſen waͤre, als damals, wie ſie durch
ihre Kundſchafter vernahm, daß ich weinend nach
Hauſe gefahren ſei, und meinen Geburtstag ohne
Feſt geendet habe.
Dieſe und unzaͤhliche Neckereien, welche uns
jede Freude verbitterten, wenn wir ſie ahnden
wollten, in eben ſo viele Prozeſſe verwickelt haͤt-
ten, weckten nach und nach in uns den Vorſatz,
dieſe Gegend auf einige Zeit zu verlaſſen, und in
fremden Laͤndern Zerſtreuung zu ſuchen. Da ich
meiſtens krank war, ſo giengen wir im folgenden
Fruͤhjahre nach Spaa in's Bad. Das Waſſer
machte mich froh und munter, ich fand Freun-
dinnen, deren Umgang mir die Zeit ſehr ange-
nehm verkuͤrzte, Karls Liebe minderte ſich nicht,
ich fuͤhlte mich daher ganz gluͤcklich. Zu Spaa
ward ſtark geſpielt, Karl fand Geſchmack daran,
und verlohr anſehnliche Summen, die mir aber
nicht weh thaten, weil ſie ſein Vergnuͤgen befoͤr-
derten. Einige Freunde hatten ihn nach Piſa ge-
laden, die Aerzte glaubten uͤberdies, daß mir die
milde Luft Italiens ſehr heilſam ſeyn wuͤrde, wir
reißten dahin, und Karl ſpielte dort ſchon mit ei-
ner Leidenſchaft, die ihn oft Tage und Naͤchte
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