Spielhagen, Friedrich: Problematische Naturen. Bd. 4. Berlin, 1861."Es war nicht viel gesprochen worden von beiden "Sie müssen sich auf das Schlimmste gefaßt ma¬ Oswald antwortete nicht. Ein Stöhnen brach aus Der Doctor hieb in die Pferde, die nun im Ga¬ Ein paar Minuten später hielt der Wagen vor Als sie in Bruno's Zimmer traten, erhob sich der "Gott sei Dank, daß Sie kommen!" sagte er; ich „Es war nicht viel geſprochen worden von beiden „Sie müſſen ſich auf das Schlimmſte gefaßt ma¬ Oswald antwortete nicht. Ein Stöhnen brach aus Der Doctor hieb in die Pferde, die nun im Ga¬ Ein paar Minuten ſpäter hielt der Wagen vor Als ſie in Bruno's Zimmer traten, erhob ſich der „Gott ſei Dank, daß Sie kommen!“ ſagte er; ich <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0292" n="282"/> <p>„Es war nicht viel geſprochen worden von beiden<lb/> Seiten. Oswald hatte von Bruno's Krankheit, wie<lb/> es der Laie pflegt, Bericht erſtattet, auf Nebendingen<lb/> verweilend, und das Wichtigſte auslaſſend. Doctor<lb/> Braun hatte einige kurze Fragen gethan. Dann hat¬<lb/> ten Beide eine Zeit lang geſchwiegen.</p><lb/> <p>„Sie müſſen ſich auf das Schlimmſte gefaßt ma¬<lb/> men!“ hub Doctor Braun an. „Es iſt, nach dem,<lb/> was Sie mir geſagt haben, ſehr wahrſcheinlich, daß<lb/> wir Bruno nicht mehr am Leben finden.“</p><lb/> <p>Oswald antwortete nicht. Ein Stöhnen brach aus<lb/> ſeiner Bruſt, wie eines Gefolterten, wenn die Schrau¬<lb/> ben noch um eine Windung angezogen werden.</p><lb/> <p>Der Doctor hieb in die Pferde, die nun im Ga¬<lb/> lopp weiter ſtürmten.</p><lb/> <p>Ein paar Minuten ſpäter hielt der Wagen vor<lb/> dem Portal. Das ganze Schloß ſchimmerte von Licht.<lb/> Aus dem Speiſeſaale rauſchte die Muſik. Die Diener<lb/> liefen geſchäftig ab und zu.</p><lb/> <p>Als ſie in Bruno's Zimmer traten, erhob ſich der<lb/> Baron von dem Bett, über das er gebeugt ſtand.</p><lb/> <p>„Gott ſei Dank, daß Sie kommen!“ ſagte er; ich<lb/> habe ſchon an vielen Krankenlagern gewacht: ſo lang<lb/> aber iſt mir keine Stunde geworden!“<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [282/0292]
„Es war nicht viel geſprochen worden von beiden
Seiten. Oswald hatte von Bruno's Krankheit, wie
es der Laie pflegt, Bericht erſtattet, auf Nebendingen
verweilend, und das Wichtigſte auslaſſend. Doctor
Braun hatte einige kurze Fragen gethan. Dann hat¬
ten Beide eine Zeit lang geſchwiegen.
„Sie müſſen ſich auf das Schlimmſte gefaßt ma¬
men!“ hub Doctor Braun an. „Es iſt, nach dem,
was Sie mir geſagt haben, ſehr wahrſcheinlich, daß
wir Bruno nicht mehr am Leben finden.“
Oswald antwortete nicht. Ein Stöhnen brach aus
ſeiner Bruſt, wie eines Gefolterten, wenn die Schrau¬
ben noch um eine Windung angezogen werden.
Der Doctor hieb in die Pferde, die nun im Ga¬
lopp weiter ſtürmten.
Ein paar Minuten ſpäter hielt der Wagen vor
dem Portal. Das ganze Schloß ſchimmerte von Licht.
Aus dem Speiſeſaale rauſchte die Muſik. Die Diener
liefen geſchäftig ab und zu.
Als ſie in Bruno's Zimmer traten, erhob ſich der
Baron von dem Bett, über das er gebeugt ſtand.
„Gott ſei Dank, daß Sie kommen!“ ſagte er; ich
habe ſchon an vielen Krankenlagern gewacht: ſo lang
aber iſt mir keine Stunde geworden!“
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