Unterdessen hatte Oswald, nachdem Helene mit ihm gesprochen, sich zwecklos in den Zimmern herum¬ getrieben. Es war seine Absicht gewesen, sogleich hin¬ auf zu gehen; aber der Gedanke, Bruno, wenn er wirklich, wie er hoffte, eingeschlafen sein sollte, nur zu stören; vielleicht der unbestimmte Wunsch, Helenen noch einmal zu sehen, und jene dunkle dämonische Macht, die den Menschen, unbekümmert um sein Wohl oder Wehe, seinem Schicksal entgegentreibt, ließen ihn nicht dazu kommen. Ohne kaum zu wissen, wie er dorthin gerathen war, fand er sich plötzlich in einem Zim¬ mer auf der andern Seite des Flurs, wo sich eine Menge Herren um einen großen Tisch drängten. Einige saßen, die Meisten standen. Herr von Bar¬ newitz saß in der Mitte, und hielt Bank. Er mußte viel Glück gehabt haben. Große Haufen von Gold- und Silberstücken und Kassenscheinen lagen vor ihm und vermehrten sich mit jedem Augenblick. Felix saß in seiner Nähe. Er pointirte sehr eifrig, aber, wie es schien, nicht besonders glücklich. Sein Gesicht war stark geröthet, seine Augen mit Blut unterlaufen, die Adern auf seiner Stirn geschwollen. Er hörte wenig auf die Herren, die hinter ihm standen und von denen einige ihn noch aufzumuntern, andere zurückhalten zu wollen schienen. Oswald kam ihm zufällig gerade
Unterdeſſen hatte Oswald, nachdem Helene mit ihm geſprochen, ſich zwecklos in den Zimmern herum¬ getrieben. Es war ſeine Abſicht geweſen, ſogleich hin¬ auf zu gehen; aber der Gedanke, Bruno, wenn er wirklich, wie er hoffte, eingeſchlafen ſein ſollte, nur zu ſtören; vielleicht der unbeſtimmte Wunſch, Helenen noch einmal zu ſehen, und jene dunkle dämoniſche Macht, die den Menſchen, unbekümmert um ſein Wohl oder Wehe, ſeinem Schickſal entgegentreibt, ließen ihn nicht dazu kommen. Ohne kaum zu wiſſen, wie er dorthin gerathen war, fand er ſich plötzlich in einem Zim¬ mer auf der andern Seite des Flurs, wo ſich eine Menge Herren um einen großen Tiſch drängten. Einige ſaßen, die Meiſten ſtanden. Herr von Bar¬ newitz ſaß in der Mitte, und hielt Bank. Er mußte viel Glück gehabt haben. Große Haufen von Gold- und Silberſtücken und Kaſſenſcheinen lagen vor ihm und vermehrten ſich mit jedem Augenblick. Felix ſaß in ſeiner Nähe. Er pointirte ſehr eifrig, aber, wie es ſchien, nicht beſonders glücklich. Sein Geſicht war ſtark geröthet, ſeine Augen mit Blut unterlaufen, die Adern auf ſeiner Stirn geſchwollen. Er hörte wenig auf die Herren, die hinter ihm ſtanden und von denen einige ihn noch aufzumuntern, andere zurückhalten zu wollen ſchienen. Oswald kam ihm zufällig gerade
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Unterdeſſen hatte Oswald, nachdem Helene mit
ihm geſprochen, ſich zwecklos in den Zimmern herum¬
getrieben. Es war ſeine Abſicht geweſen, ſogleich hin¬
auf zu gehen; aber der Gedanke, Bruno, wenn er
wirklich, wie er hoffte, eingeſchlafen ſein ſollte, nur
zu ſtören; vielleicht der unbeſtimmte Wunſch, Helenen
noch einmal zu ſehen, und jene dunkle dämoniſche Macht,
die den Menſchen, unbekümmert um ſein Wohl oder
Wehe, ſeinem Schickſal entgegentreibt, ließen ihn nicht
dazu kommen. Ohne kaum zu wiſſen, wie er dorthin
gerathen war, fand er ſich plötzlich in einem Zim¬
mer auf der andern Seite des Flurs, wo ſich eine
Menge Herren um einen großen Tiſch drängten.
Einige ſaßen, die Meiſten ſtanden. Herr von Bar¬
newitz ſaß in der Mitte, und hielt Bank. Er mußte
viel Glück gehabt haben. Große Haufen von Gold-
und Silberſtücken und Kaſſenſcheinen lagen vor ihm
und vermehrten ſich mit jedem Augenblick. Felix ſaß in
ſeiner Nähe. Er pointirte ſehr eifrig, aber, wie es
ſchien, nicht beſonders glücklich. Sein Geſicht war
ſtark geröthet, ſeine Augen mit Blut unterlaufen, die
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einige ihn noch aufzumuntern, andere zurückhalten zu
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Spielhagen, Friedrich: Problematische Naturen. Bd. 4. Berlin, 1861, S. 270. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spielhagen_problematische04_1861/280>, abgerufen am 22.12.2024.
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