Spielhagen, Friedrich: Problematische Naturen. Bd. 4. Berlin, 1861."Ich bitte Dich, Adolf! sei still, der halbe Saal "Höre, Kleine!" sagte der junge Mann in leisem, Damit wandte er ihr den Rücken und ging den Emilie hatte Mühe, ihre Thränen zurückzuhalten. Sie ging auf Helene zu, die nicht weit von ihr "Auf ein Wort, Helene!" "Was ist's?" sagte Helene, aufstehend. "Komm ein wenig weiter hierher. -- Helene, Du "Wie kommst Du darauf?" erwiederte Helene und "Gleichviel, ich habe ihn auch lieb; ich habe ihn „Ich bitte Dich, Adolf! ſei ſtill, der halbe Saal „Höre, Kleine!“ ſagte der junge Mann in leiſem, Damit wandte er ihr den Rücken und ging den Emilie hatte Mühe, ihre Thränen zurückzuhalten. Sie ging auf Helene zu, die nicht weit von ihr „Auf ein Wort, Helene!“ „Was iſt's?“ ſagte Helene, aufſtehend. „Komm ein wenig weiter hierher. — Helene, Du „Wie kommſt Du darauf?“ erwiederte Helene und „Gleichviel, ich habe ihn auch lieb; ich habe ihn <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0277" n="267"/> <p>„Ich bitte Dich, Adolf! ſei ſtill, der halbe Saal<lb/> kann ja hören, was Du ſagſt.“</p><lb/> <p>„Höre, Kleine!“ ſagte der junge Mann in leiſem,<lb/> aber ſehr beſtimmtem Ton. „Das gefällt mir nicht.<lb/> Du weißt, ich habe Dich lieb, wie ein Bruder nur<lb/> ſeine Schweſter lieb haben kann; aber gerade deshalb<lb/> muß ich dafür ſorgen, daß Du Dich in keine ſolche<lb/> Thorheiten tiefer einläßt. Und ich werde dafür ſorgen,<lb/> verlaß Dich d'rauf!“</p><lb/> <p>Damit wandte er ihr den Rücken und ging den<lb/> Anderen nach zum Saal hinaus.</p><lb/> <p>Emilie hatte Mühe, ihre Thränen zurückzuhalten.<lb/> Ihre Angſt wuchs mit jeder Secunde. Es mußte Rath<lb/> geſchafft werden — ſo oder ſo. Das entſchloſſene<lb/> Mädchen griff zu einem verzweifelten Mittel.</p><lb/> <p>Sie ging auf Helene zu, die nicht weit von ihr<lb/> mit andern Damen auf dem Divan ſaß und ſagte:</p><lb/> <p>„Auf ein Wort, Helene!“</p><lb/> <p>„Was iſt's?“ ſagte Helene, aufſtehend.</p><lb/> <p>„Komm ein wenig weiter hierher. — Helene, Du<lb/> haſt den Doctor Stein lieb, nicht wahr?“</p><lb/> <p>„Wie kommſt Du darauf?“ erwiederte Helene und<lb/> die Gluth ſchoß ihr in die bleichen Wagen.</p><lb/> <p>„Gleichviel, ich habe ihn auch lieb; ich habe ihn<lb/> ſehr lieb, wenn Du willſt — und deshalb bitte ich<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [267/0277]
„Ich bitte Dich, Adolf! ſei ſtill, der halbe Saal
kann ja hören, was Du ſagſt.“
„Höre, Kleine!“ ſagte der junge Mann in leiſem,
aber ſehr beſtimmtem Ton. „Das gefällt mir nicht.
Du weißt, ich habe Dich lieb, wie ein Bruder nur
ſeine Schweſter lieb haben kann; aber gerade deshalb
muß ich dafür ſorgen, daß Du Dich in keine ſolche
Thorheiten tiefer einläßt. Und ich werde dafür ſorgen,
verlaß Dich d'rauf!“
Damit wandte er ihr den Rücken und ging den
Anderen nach zum Saal hinaus.
Emilie hatte Mühe, ihre Thränen zurückzuhalten.
Ihre Angſt wuchs mit jeder Secunde. Es mußte Rath
geſchafft werden — ſo oder ſo. Das entſchloſſene
Mädchen griff zu einem verzweifelten Mittel.
Sie ging auf Helene zu, die nicht weit von ihr
mit andern Damen auf dem Divan ſaß und ſagte:
„Auf ein Wort, Helene!“
„Was iſt's?“ ſagte Helene, aufſtehend.
„Komm ein wenig weiter hierher. — Helene, Du
haſt den Doctor Stein lieb, nicht wahr?“
„Wie kommſt Du darauf?“ erwiederte Helene und
die Gluth ſchoß ihr in die bleichen Wagen.
„Gleichviel, ich habe ihn auch lieb; ich habe ihn
ſehr lieb, wenn Du willſt — und deshalb bitte ich
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