von Sylow. "Nun erklärt sich die Leichenbittermiene, die Grenwitzens heut ohne Ausnahme machen."
"Ich sagte ja gleich, daß hier irgend etwas los sei;" meinte von Breesen. "Es ist mir übrigens sehr lieb, daß ich mich mit dem Burschen nicht tiefer ein¬ gelassen habe, wozu ich anfänglich -- ich gestehe es offen, wirklich einige Lust hatte. Der Mensch hat wirklich etwas ungemein Bestechendes."
"Er schießt famos;" sagte Sylow nachdenklich.
"Famos oder nicht;" sagte Cloten; "ich glaube gar, Ihr Herren, wir lassen uns so viel von dem Menschen gefallen, weil er nicht schlecht schießt. Nein, Ihr Herren, das geht nicht, geht wahrhaftig nicht! Ich schlage vor, wir suchen unsern Fehler wieder gut zu machen und behandeln den Menschen, wenn er sich wieder unter uns blicken läßt, mit der insignesten Ge¬ ringschätzung -- wahrhaftig!"
"Auf Ehre!" sagte von Grieben, "Cloten hat Recht. Ich werde den Burschen das nächste Mal mit der Reitpeitsche tractiren."
"Schade, daß er nicht hier ist, damit Sie Ihre Drohung gleich in Ausführung bringen können;" sagte von Breesen ironisch.
"Quand on parle du loup" -- sagte von Sy¬
von Sylow. „Nun erklärt ſich die Leichenbittermiene, die Grenwitzens heut ohne Ausnahme machen.“
„Ich ſagte ja gleich, daß hier irgend etwas los ſei;“ meinte von Breeſen. „Es iſt mir übrigens ſehr lieb, daß ich mich mit dem Burſchen nicht tiefer ein¬ gelaſſen habe, wozu ich anfänglich — ich geſtehe es offen, wirklich einige Luſt hatte. Der Menſch hat wirklich etwas ungemein Beſtechendes.“
„Er ſchießt famos;“ ſagte Sylow nachdenklich.
„Famos oder nicht;“ ſagte Cloten; „ich glaube gar, Ihr Herren, wir laſſen uns ſo viel von dem Menſchen gefallen, weil er nicht ſchlecht ſchießt. Nein, Ihr Herren, das geht nicht, geht wahrhaftig nicht! Ich ſchlage vor, wir ſuchen unſern Fehler wieder gut zu machen und behandeln den Menſchen, wenn er ſich wieder unter uns blicken läßt, mit der inſigneſten Ge¬ ringſchätzung — wahrhaftig!“
„Auf Ehre!“ ſagte von Grieben, „Cloten hat Recht. Ich werde den Burſchen das nächſte Mal mit der Reitpeitſche tractiren.“
„Schade, daß er nicht hier iſt, damit Sie Ihre Drohung gleich in Ausführung bringen können;“ ſagte von Breeſen ironiſch.
„Quand on parle du loup“ — ſagte von Sy¬
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von Sylow. „Nun erklärt ſich die Leichenbittermiene,
die Grenwitzens heut ohne Ausnahme machen.“
„Ich ſagte ja gleich, daß hier irgend etwas los
ſei;“ meinte von Breeſen. „Es iſt mir übrigens ſehr
lieb, daß ich mich mit dem Burſchen nicht tiefer ein¬
gelaſſen habe, wozu ich anfänglich — ich geſtehe es
offen, wirklich einige Luſt hatte. Der Menſch hat
wirklich etwas ungemein Beſtechendes.“
„Er ſchießt famos;“ ſagte Sylow nachdenklich.
„Famos oder nicht;“ ſagte Cloten; „ich glaube
gar, Ihr Herren, wir laſſen uns ſo viel von dem
Menſchen gefallen, weil er nicht ſchlecht ſchießt. Nein,
Ihr Herren, das geht nicht, geht wahrhaftig nicht!
Ich ſchlage vor, wir ſuchen unſern Fehler wieder gut
zu machen und behandeln den Menſchen, wenn er ſich
wieder unter uns blicken läßt, mit der inſigneſten Ge¬
ringſchätzung — wahrhaftig!“
„Auf Ehre!“ ſagte von Grieben, „Cloten hat
Recht. Ich werde den Burſchen das nächſte Mal
mit der Reitpeitſche tractiren.“
„Schade, daß er nicht hier iſt, damit Sie Ihre
Drohung gleich in Ausführung bringen können;“ ſagte
von Breeſen ironiſch.
„Quand on parle du loup“ — ſagte von Sy¬
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Spielhagen, Friedrich: Problematische Naturen. Bd. 4. Berlin, 1861, S. 247. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spielhagen_problematische04_1861/257>, abgerufen am 16.02.2025.
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