Spielhagen, Friedrich: Problematische Naturen. Bd. 4. Berlin, 1861."Von Herrn Timm," sagte sie erstaunt, den Brief Das Erstaunen, die Bestürzung, der Schrecken, "Aber Tante, was haben Sie? Sie sind ja wie "Oh, es ist schändlich!" sagte die Baronin: "es "Aber, um Himmelswillen, was giebt es denn?" "Hier, lesen Sie!" sagte die Baronin, ihm mit Sie das? Lesen Sie laut! Das Ding ist so amüsant, Felix nahm den Brief und las: "Gnädige Frau! Es ist nicht meine Schuld, wenn Ihnen der Inhalt dieses Schreibens mißfallen sollte. Sie wissen, mit wie großer Verehrung ich an Ihnen F. Spielhagen, Problematische Naturen. IV. 15
„Von Herrn Timm,“ ſagte ſie erſtaunt, den Brief Das Erſtaunen, die Beſtürzung, der Schrecken, „Aber Tante, was haben Sie? Sie ſind ja wie „Oh, es iſt ſchändlich!“ ſagte die Baronin: „es „Aber, um Himmelswillen, was giebt es denn?“ „Hier, leſen Sie!“ ſagte die Baronin, ihm mit Sie das? Leſen Sie laut! Das Ding iſt ſo amüſant, Felix nahm den Brief und las: „Gnädige Frau! Es iſt nicht meine Schuld, wenn Ihnen der Inhalt dieſes Schreibens mißfallen ſollte. Sie wiſſen, mit wie großer Verehrung ich an Ihnen F. Spielhagen, Problematiſche Naturen. IV. 15
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0235" n="225"/> <p>„Von Herrn Timm,“ ſagte ſie erſtaunt, den Brief<lb/> erbrechend; „ich bin doch neugierig, was mir der zu<lb/> ſchreiben hat. Er hat doch ſein Geld richtig erhalten.<lb/> Entſchuldigen Sie, lieber Felix.“</p><lb/> <p>Das Erſtaunen, die Beſtürzung, der Schrecken,<lb/> welche ſich, während die Baronin las, auf ihrem Ge¬<lb/> ſicht malten, waren ſo ausgeprägt, daß Felix nicht<lb/> umhin konnte, zu ſagen:</p><lb/> <p>„Aber Tante, was haben Sie? Sie ſind ja wie<lb/> die Wand ſo weiß geworden?“</p><lb/> <p>„Oh, es iſt ſchändlich!“ ſagte die Baronin: „es<lb/> iſt ſchändlich! dieſe Buben! es iſt eine abgekartete<lb/> Sache! ein gemeines Complot! dieſe Buben!“</p><lb/> <p>„Aber, um Himmelswillen, was giebt es denn?“<lb/> rief Felix.</p><lb/> <p>„Hier, leſen Sie!“ ſagte die Baronin, ihm mit<lb/> zitternder Hand den Brief hinhaltend. „Wie finden</p><lb/> <p>Sie das? Leſen Sie laut! Das Ding iſt ſo amüſant,<lb/> daß man es wol zweimal hören kann.“</p><lb/> <p>Felix nahm den Brief und las:</p><lb/> <p>„Gnädige Frau! Es iſt nicht meine Schuld, wenn</p><lb/> <p>Ihnen der Inhalt dieſes Schreibens mißfallen ſollte.</p><lb/> <p>Sie wiſſen, mit wie großer Verehrung ich an Ihnen<lb/> und Ihrer ganzen Familie hänge, mit welchem Eifer<lb/> ich Ihnen ſtets meine geringen Dienſte gewidmet habe,<lb/> <fw place="bottom" type="sig">F. Spielhagen, Problematiſche Naturen. <hi rendition="#aq">IV</hi>. 15<lb/></fw> </p> </div> </body> </text> </TEI> [225/0235]
„Von Herrn Timm,“ ſagte ſie erſtaunt, den Brief
erbrechend; „ich bin doch neugierig, was mir der zu
ſchreiben hat. Er hat doch ſein Geld richtig erhalten.
Entſchuldigen Sie, lieber Felix.“
Das Erſtaunen, die Beſtürzung, der Schrecken,
welche ſich, während die Baronin las, auf ihrem Ge¬
ſicht malten, waren ſo ausgeprägt, daß Felix nicht
umhin konnte, zu ſagen:
„Aber Tante, was haben Sie? Sie ſind ja wie
die Wand ſo weiß geworden?“
„Oh, es iſt ſchändlich!“ ſagte die Baronin: „es
iſt ſchändlich! dieſe Buben! es iſt eine abgekartete
Sache! ein gemeines Complot! dieſe Buben!“
„Aber, um Himmelswillen, was giebt es denn?“
rief Felix.
„Hier, leſen Sie!“ ſagte die Baronin, ihm mit
zitternder Hand den Brief hinhaltend. „Wie finden
Sie das? Leſen Sie laut! Das Ding iſt ſo amüſant,
daß man es wol zweimal hören kann.“
Felix nahm den Brief und las:
„Gnädige Frau! Es iſt nicht meine Schuld, wenn
Ihnen der Inhalt dieſes Schreibens mißfallen ſollte.
Sie wiſſen, mit wie großer Verehrung ich an Ihnen
und Ihrer ganzen Familie hänge, mit welchem Eifer
ich Ihnen ſtets meine geringen Dienſte gewidmet habe,
F. Spielhagen, Problematiſche Naturen. IV. 15
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |