Spielhagen, Friedrich: Problematische Naturen. Bd. 4. Berlin, 1861.Endlich, als Oswald die Hoffnung schon beinahe "Nun sind wir auch noch so klug, wie vorher," "Ich sagte Dir ja gleich, es hat nichts zu bedeu¬ Indessen, die Beiden fanden nicht viel Ruhe in "Oswald, ich kann Dich nicht länger schlafen Endlich, als Oswald die Hoffnung ſchon beinahe „Nun ſind wir auch noch ſo klug, wie vorher,“ „Ich ſagte Dir ja gleich, es hat nichts zu bedeu¬ Indeſſen, die Beiden fanden nicht viel Ruhe in „Oswald, ich kann Dich nicht länger ſchlafen <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0206" n="196"/> <p>Endlich, als Oswald die Hoffnung ſchon beinahe<lb/> aufgegeben hatte, kam <hi rendition="#aq">Dr.</hi> Balthaſar. Es war ein<lb/> alter Mann, den die vielen Geſchäfte des Tages ver¬<lb/> drießlich gemacht hatten und der etwas von „Lappa¬<lb/> lien, derentwegen man die Leute um ihre Ruhe bringe,“<lb/> durch die Zähne murmelte. Er unterſuchte Burno<lb/> kaum, ſagte: es würde ſich ſchon von ſelbſt geben,<lb/> übrigens wolle er morgen wieder kommen und eine<lb/> Einreibung mitbringen.</p><lb/> <p>„Nun ſind wir auch noch ſo klug, wie vorher,“<lb/> ſagte Oswald, als der Doctor wieder fort war.</p><lb/> <p>„Ich ſagte Dir ja gleich, es hat nichts zu bedeu¬<lb/> ten. Leg' Dich ſchlafen, Oswald! Du brauchſt es eben<lb/> ſo nöthig, wie ich.“</p><lb/> <p>Indeſſen, die Beiden fanden nicht viel Ruhe in<lb/> dieſer Nacht. Oswald hatte ſein Sopha neben Bruno's<lb/> Bett ſtellen laſſen, und blieb angekleidet, um jeden<lb/> Augenblick bereit zu ſein. Bruno's Zuſtand blieb der¬<lb/> ſelbe, nur daß ſeine Unruhe immer größer wurde, und<lb/> er in immer kürzeren Zwiſchenräumen zu trinken ver¬<lb/> langte. Gegen Morgen war Oswald eingeſchlafen;<lb/> Bruno weckte ihn, als die Sonne eine Stunde über<lb/> dem Horizont war.</p><lb/> <p>„Oswald, ich kann Dich nicht länger ſchlafen<lb/> laſſen, ſo leid es mir thut. Du mußt in den Garten,<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [196/0206]
Endlich, als Oswald die Hoffnung ſchon beinahe
aufgegeben hatte, kam Dr. Balthaſar. Es war ein
alter Mann, den die vielen Geſchäfte des Tages ver¬
drießlich gemacht hatten und der etwas von „Lappa¬
lien, derentwegen man die Leute um ihre Ruhe bringe,“
durch die Zähne murmelte. Er unterſuchte Burno
kaum, ſagte: es würde ſich ſchon von ſelbſt geben,
übrigens wolle er morgen wieder kommen und eine
Einreibung mitbringen.
„Nun ſind wir auch noch ſo klug, wie vorher,“
ſagte Oswald, als der Doctor wieder fort war.
„Ich ſagte Dir ja gleich, es hat nichts zu bedeu¬
ten. Leg' Dich ſchlafen, Oswald! Du brauchſt es eben
ſo nöthig, wie ich.“
Indeſſen, die Beiden fanden nicht viel Ruhe in
dieſer Nacht. Oswald hatte ſein Sopha neben Bruno's
Bett ſtellen laſſen, und blieb angekleidet, um jeden
Augenblick bereit zu ſein. Bruno's Zuſtand blieb der¬
ſelbe, nur daß ſeine Unruhe immer größer wurde, und
er in immer kürzeren Zwiſchenräumen zu trinken ver¬
langte. Gegen Morgen war Oswald eingeſchlafen;
Bruno weckte ihn, als die Sonne eine Stunde über
dem Horizont war.
„Oswald, ich kann Dich nicht länger ſchlafen
laſſen, ſo leid es mir thut. Du mußt in den Garten,
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