Spielhagen, Friedrich: Problematische Naturen. Bd. 4. Berlin, 1861.Schilderung einer sehr ernsten Begegnung auf das "Was haben Sie, liebe Tante?" "O nichts. Ich seufze nur über das Unglück, "Aber Tante, so holen sie doch nach, was Sie an Die Baronin wollte nicht sagen, daß sie die tau¬ Schilderung einer ſehr ernſten Begegnung auf das „Was haben Sie, liebe Tante?“ „O nichts. Ich ſeufze nur über das Unglück, „Aber Tante, ſo holen ſie doch nach, was Sie an Die Baronin wollte nicht ſagen, daß ſie die tau¬ <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0172" n="162"/> Schilderung einer ſehr ernſten Begegnung auf das<lb/> unangenehmſte berührt. Ihre Befürchtungen betreff<lb/> des Briefes regten ſich wieder . . . Bruno zur Nacht¬<lb/> zeit unter Helenen's Fenſter? was hatte er da zu<lb/> thun? Der Umſtand ſah ſehr verdächtig aus. Wenn<lb/> Bruno den Brief gefunden hätte! wenn er geſtern<lb/> Abend die Abſicht gehabt hätte, ihn Helenen wieder<lb/> zuzuſtellen . . . Die Baronin ſtöhnte bei dieſem ent¬<lb/> ſetzlichen Gedanken.</p><lb/> <p>„Was haben Sie, liebe Tante?“</p><lb/> <p>„O nichts. Ich ſeufze nur über das Unglück,<lb/> welches uns dieſer Stein ins Haus brachte. Wenn<lb/> ich etwas in meinem Leben bedauere, ſo iſt es, den<lb/> Menſchen nicht am erſten Abend wieder fortgeſchickt<lb/> zu haben, wie ich wirklich große Luſt hatte. Es hat<lb/> nicht leicht Jemand einen ſo unangenehmen Eindruck<lb/> auf mich gemacht, als dieſer junge Mann.“</p><lb/> <p>„Aber Tante, ſo holen ſie doch nach, was Sie an<lb/> jenem erſten Abende leider verſäumten: jagen Sie ihn<lb/> doch fort. Ich begreife wahrhaftig nicht, weshalb Sie<lb/> ſo viel Umſtände mit ihm machen.“</p><lb/> <p>Die Baronin wollte nicht ſagen, daß ſie die tau¬<lb/> ſend Thaler nicht verſchmerzen würde, welche Oswald<lb/> contractlich zu fordern hatte, wenn ihm im erſten<lb/> Jahre ſeines Engagements gekündigt würde. Ehe ſie<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [162/0172]
Schilderung einer ſehr ernſten Begegnung auf das
unangenehmſte berührt. Ihre Befürchtungen betreff
des Briefes regten ſich wieder . . . Bruno zur Nacht¬
zeit unter Helenen's Fenſter? was hatte er da zu
thun? Der Umſtand ſah ſehr verdächtig aus. Wenn
Bruno den Brief gefunden hätte! wenn er geſtern
Abend die Abſicht gehabt hätte, ihn Helenen wieder
zuzuſtellen . . . Die Baronin ſtöhnte bei dieſem ent¬
ſetzlichen Gedanken.
„Was haben Sie, liebe Tante?“
„O nichts. Ich ſeufze nur über das Unglück,
welches uns dieſer Stein ins Haus brachte. Wenn
ich etwas in meinem Leben bedauere, ſo iſt es, den
Menſchen nicht am erſten Abend wieder fortgeſchickt
zu haben, wie ich wirklich große Luſt hatte. Es hat
nicht leicht Jemand einen ſo unangenehmen Eindruck
auf mich gemacht, als dieſer junge Mann.“
„Aber Tante, ſo holen ſie doch nach, was Sie an
jenem erſten Abende leider verſäumten: jagen Sie ihn
doch fort. Ich begreife wahrhaftig nicht, weshalb Sie
ſo viel Umſtände mit ihm machen.“
Die Baronin wollte nicht ſagen, daß ſie die tau¬
ſend Thaler nicht verſchmerzen würde, welche Oswald
contractlich zu fordern hatte, wenn ihm im erſten
Jahre ſeines Engagements gekündigt würde. Ehe ſie
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