genommen, nicht einmal die schöne hochnasige Helene, die mich immer mit so kühler Verachtung aus ihren großen Augen ansieht; und am wenigsten meinen edlen Freund Felix, der, glaube ich, nicht übel Lust hätte, mir Hörner aufzusetzen, ehe ich noch zu diesem Schmuck ein legitimes Recht habe. Könnte ich doch euch Allen, wie Ihr da seid, einen recht gründlichen Schabernack spielen, daß ihr euer Leben lang an mich denken solltet! auch zum Beispiel den Erben von Stantow und Bärwalde in der Person -- ja, in welcher Person? hic haeret aqua.
Aus den Briefen, die ich habe, ist wol etwas aber nicht viel zu machen. Ich kann noch nicht ein¬ mal die vortreffliche Anna-Maria damit ins Bocks¬ horn jagen. Fände ich nur Gelegenheit, den Koffer der alten Mutter Clausen durchzustöbern! Es ist bei mir zur fixen Idee geworden, daß da etwas zu finden sein muß. Aber vergebens, daß ich die Gelegenheit gründlich studirt habe, daß ich Tag und Nacht ums Haus geschlichen bin, einen Moment abzuwarten, wo die Alte sich einmal daraus entfernt; sie sitzt darin fest, wie eine Kröte unter dem Stein. -- Ad vocem dieses liebenswürdigen Jünglings! Ich habe schon daran gedacht, ob man ihn nicht nolens volens zum Prätendenten machen könnte; denn die ganze Farce
genommen, nicht einmal die ſchöne hochnaſige Helene, die mich immer mit ſo kühler Verachtung aus ihren großen Augen anſieht; und am wenigſten meinen edlen Freund Felix, der, glaube ich, nicht übel Luſt hätte, mir Hörner aufzuſetzen, ehe ich noch zu dieſem Schmuck ein legitimes Recht habe. Könnte ich doch euch Allen, wie Ihr da ſeid, einen recht gründlichen Schabernack ſpielen, daß ihr euer Leben lang an mich denken ſolltet! auch zum Beiſpiel den Erben von Stantow und Bärwalde in der Perſon — ja, in welcher Perſon? hic haeret aqua.
Aus den Briefen, die ich habe, iſt wol etwas aber nicht viel zu machen. Ich kann noch nicht ein¬ mal die vortreffliche Anna-Maria damit ins Bocks¬ horn jagen. Fände ich nur Gelegenheit, den Koffer der alten Mutter Clauſen durchzuſtöbern! Es iſt bei mir zur fixen Idee geworden, daß da etwas zu finden ſein muß. Aber vergebens, daß ich die Gelegenheit gründlich ſtudirt habe, daß ich Tag und Nacht ums Haus geſchlichen bin, einen Moment abzuwarten, wo die Alte ſich einmal daraus entfernt; ſie ſitzt darin feſt, wie eine Kröte unter dem Stein. — Ad vocem dieſes liebenswürdigen Jünglings! Ich habe ſchon daran gedacht, ob man ihn nicht nolens volens zum Prätendenten machen könnte; denn die ganze Farce
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0117"n="107"/>
genommen, nicht einmal die ſchöne hochnaſige Helene,<lb/>
die mich immer mit ſo kühler Verachtung aus ihren<lb/>
großen Augen anſieht; und am wenigſten meinen<lb/>
edlen Freund Felix, der, glaube ich, nicht übel Luſt<lb/>
hätte, mir Hörner aufzuſetzen, ehe ich noch zu dieſem<lb/>
Schmuck ein legitimes Recht habe. Könnte ich doch<lb/>
euch Allen, wie Ihr da ſeid, einen recht gründlichen<lb/>
Schabernack ſpielen, daß ihr euer Leben lang an mich<lb/>
denken ſolltet! auch zum Beiſpiel den Erben von<lb/>
Stantow und Bärwalde in der Perſon — ja, in<lb/>
welcher Perſon? <hirendition="#aq">hic haeret aqua</hi>.</p><lb/><p>Aus den Briefen, die ich habe, iſt wol etwas<lb/>
aber nicht viel zu machen. Ich kann noch nicht ein¬<lb/>
mal die vortreffliche Anna-Maria damit ins Bocks¬<lb/>
horn jagen. Fände ich nur Gelegenheit, den Koffer<lb/>
der alten Mutter Clauſen durchzuſtöbern! Es iſt bei<lb/>
mir zur fixen Idee geworden, daß da etwas zu finden<lb/>ſein muß. Aber vergebens, daß ich die Gelegenheit<lb/>
gründlich ſtudirt habe, daß ich Tag und Nacht ums<lb/>
Haus geſchlichen bin, einen Moment abzuwarten, wo<lb/>
die Alte ſich einmal daraus entfernt; ſie ſitzt darin<lb/>
feſt, wie eine Kröte unter dem Stein. —<hirendition="#aq">Ad vocem</hi><lb/>
dieſes liebenswürdigen Jünglings! Ich habe ſchon<lb/>
daran gedacht, ob man ihn nicht <hirendition="#aq">nolens volens</hi> zum<lb/>
Prätendenten machen könnte; denn die ganze Farce<lb/></p></div></body></text></TEI>
[107/0117]
genommen, nicht einmal die ſchöne hochnaſige Helene,
die mich immer mit ſo kühler Verachtung aus ihren
großen Augen anſieht; und am wenigſten meinen
edlen Freund Felix, der, glaube ich, nicht übel Luſt
hätte, mir Hörner aufzuſetzen, ehe ich noch zu dieſem
Schmuck ein legitimes Recht habe. Könnte ich doch
euch Allen, wie Ihr da ſeid, einen recht gründlichen
Schabernack ſpielen, daß ihr euer Leben lang an mich
denken ſolltet! auch zum Beiſpiel den Erben von
Stantow und Bärwalde in der Perſon — ja, in
welcher Perſon? hic haeret aqua.
Aus den Briefen, die ich habe, iſt wol etwas
aber nicht viel zu machen. Ich kann noch nicht ein¬
mal die vortreffliche Anna-Maria damit ins Bocks¬
horn jagen. Fände ich nur Gelegenheit, den Koffer
der alten Mutter Clauſen durchzuſtöbern! Es iſt bei
mir zur fixen Idee geworden, daß da etwas zu finden
ſein muß. Aber vergebens, daß ich die Gelegenheit
gründlich ſtudirt habe, daß ich Tag und Nacht ums
Haus geſchlichen bin, einen Moment abzuwarten, wo
die Alte ſich einmal daraus entfernt; ſie ſitzt darin
feſt, wie eine Kröte unter dem Stein. — Ad vocem
dieſes liebenswürdigen Jünglings! Ich habe ſchon
daran gedacht, ob man ihn nicht nolens volens zum
Prätendenten machen könnte; denn die ganze Farce
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Spielhagen, Friedrich: Problematische Naturen. Bd. 4. Berlin, 1861, S. 107. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spielhagen_problematische04_1861/117>, abgerufen am 22.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.