Spielhagen, Friedrich: Problematische Naturen. Bd. 4. Berlin, 1861.dem Morgenthau süßester Unschuld. Die rothe Rose "Wollen wir nicht doch die Kleine lieber hier lassen?" "Weshalb?" fragte der Baron, der schon aus dem "Das Kind hängt sehr an der Frau, die ja am dem Morgenthau ſüßeſter Unſchuld. Die rothe Roſe „Wollen wir nicht doch die Kleine lieber hier laſſen?“ „Weshalb?“ fragte der Baron, der ſchon aus dem „Das Kind hängt ſehr an der Frau, die ja am <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0105" n="95"/> dem Morgenthau ſüßeſter Unſchuld. Die rothe Roſe<lb/> hat nun der Sturm des Lebens wol ſchon lange ge¬<lb/> knickt, und hätte ich ſie auch damals treuer bewahrt —<lb/> was würde die Welt, die kalte, freche, läſternde Welt<lb/> aus der romantiſchen Liebe eines Barons und einer<lb/> Zingarella zuletzt gemacht haben! Damals war ich<lb/> zu jung und hätte die Geliebte vor dieſer ſchnöden<lb/> Welt nicht vertheidigen können; jetzt bin ich ein Mann<lb/> geworden und habe blos ein Kind, einen Findling,<lb/> zu ſchirmen und zu ſchützen. So ſind jetzt die Chancen<lb/> alle für mich. Ich werde der Zigeunerin geben, was<lb/> ſie verlangt, und wärmſten, aufrichtigſten Dank in<lb/> den Kauf. Ich hoffe, ſie hat die Verabredung nicht<lb/> vergeſſen. Halt, Karl! — Wir müſſen hier ausſteigen,<lb/> um durch den Wald zu gehen. Ich kenne den Pfad<lb/> von früher her noch ziemlich gut. Es iſt die Stunde,<lb/> welche uns die braune Gräfin beſtimmte. Wir kom¬<lb/> men gerade zur rechten Zeit.“</p><lb/> <p>„Wollen wir nicht doch die Kleine lieber hier laſſen?“<lb/> ſagte Oswald.</p><lb/> <p>„Weshalb?“ fragte der Baron, der ſchon aus dem<lb/> Wagen geſtiegen war.</p><lb/> <p>„Das Kind hängt ſehr an der Frau, die ja am<lb/> Ende doch ſeine Mutter iſt. Vielleicht wird es bei<lb/> ihrem Anblick von der alten Liebe zum Waldesleben<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [95/0105]
dem Morgenthau ſüßeſter Unſchuld. Die rothe Roſe
hat nun der Sturm des Lebens wol ſchon lange ge¬
knickt, und hätte ich ſie auch damals treuer bewahrt —
was würde die Welt, die kalte, freche, läſternde Welt
aus der romantiſchen Liebe eines Barons und einer
Zingarella zuletzt gemacht haben! Damals war ich
zu jung und hätte die Geliebte vor dieſer ſchnöden
Welt nicht vertheidigen können; jetzt bin ich ein Mann
geworden und habe blos ein Kind, einen Findling,
zu ſchirmen und zu ſchützen. So ſind jetzt die Chancen
alle für mich. Ich werde der Zigeunerin geben, was
ſie verlangt, und wärmſten, aufrichtigſten Dank in
den Kauf. Ich hoffe, ſie hat die Verabredung nicht
vergeſſen. Halt, Karl! — Wir müſſen hier ausſteigen,
um durch den Wald zu gehen. Ich kenne den Pfad
von früher her noch ziemlich gut. Es iſt die Stunde,
welche uns die braune Gräfin beſtimmte. Wir kom¬
men gerade zur rechten Zeit.“
„Wollen wir nicht doch die Kleine lieber hier laſſen?“
ſagte Oswald.
„Weshalb?“ fragte der Baron, der ſchon aus dem
Wagen geſtiegen war.
„Das Kind hängt ſehr an der Frau, die ja am
Ende doch ſeine Mutter iſt. Vielleicht wird es bei
ihrem Anblick von der alten Liebe zum Waldesleben
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