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Spielhagen, Friedrich: Problematische Naturen. Bd. 3. Berlin, 1861.

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rald von Grenwitz solche bürgerliche Schwächen zu¬
getraut! Ich soll eine andere Wohnung beziehen;
weshalb? Damit ich im Winter nicht vor Frost und
im Sommer vor Hitze umkomme; nicht alle Tage ein
paar Mal Gefahr laufe, mir auf den engen, steilen
Treppen den Hals zu brechen? bewahre! nur weil die
Madame Schwarz, bei der ich wohne, dem gnädigen
Herrn nicht gefällt, und weil der gnädige Herr in
Erfahrung gebracht hat, daß ein junger Franzose, ein
Monsieur d'Estein, mit mir auf demselben Flure wohnt,
daß ich mit besagtem Monsieur auf einem sehr ver¬
trauten Fuße stehe, ja mit demselben, selbst des Abends
spät, Arm in Arm, auf der Straße gesehen worden
bin! Entsetzlich! Aber, im Ernst, theuerster Harald,
Sie haben wahrlich keine Ursache, sich zu beklagen.
Die Madame Schwarz ist eine sehr ehrbare, ausge¬
zeichnete Frau, der ich unsäglich viel verdanke und
die, so lange ich denken kann, eine Mutter für mich
gewesen ist; und was Monsieur d'Estein anbetrifft,
so wird Ihre Eifersucht sich wol wieder schlafen legen,
wenn ich Ihnen sage, daß es derselbe kleine, ältliche
Herr ist, an dessen Arm Sie mich zum ersten Mal
im Thiergarten sahen. Monsieur d'Estein könnte den
Jahren nach mein Vater sein, wie er denn auch der
Freund meines Paters war. Er stammt wie wir aus

rald von Grenwitz ſolche bürgerliche Schwächen zu¬
getraut! Ich ſoll eine andere Wohnung beziehen;
weshalb? Damit ich im Winter nicht vor Froſt und
im Sommer vor Hitze umkomme; nicht alle Tage ein
paar Mal Gefahr laufe, mir auf den engen, ſteilen
Treppen den Hals zu brechen? bewahre! nur weil die
Madame Schwarz, bei der ich wohne, dem gnädigen
Herrn nicht gefällt, und weil der gnädige Herr in
Erfahrung gebracht hat, daß ein junger Franzoſe, ein
Monſieur d'Eſtein, mit mir auf demſelben Flure wohnt,
daß ich mit beſagtem Monſieur auf einem ſehr ver¬
trauten Fuße ſtehe, ja mit demſelben, ſelbſt des Abends
ſpät, Arm in Arm, auf der Straße geſehen worden
bin! Entſetzlich! Aber, im Ernſt, theuerſter Harald,
Sie haben wahrlich keine Urſache, ſich zu beklagen.
Die Madame Schwarz iſt eine ſehr ehrbare, ausge¬
zeichnete Frau, der ich unſäglich viel verdanke und
die, ſo lange ich denken kann, eine Mutter für mich
geweſen iſt; und was Monſieur d'Eſtein anbetrifft,
ſo wird Ihre Eiferſucht ſich wol wieder ſchlafen legen,
wenn ich Ihnen ſage, daß es derſelbe kleine, ältliche
Herr iſt, an deſſen Arm Sie mich zum erſten Mal
im Thiergarten ſahen. Monſieur d'Eſtein könnte den
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[229/0239] rald von Grenwitz ſolche bürgerliche Schwächen zu¬ getraut! Ich ſoll eine andere Wohnung beziehen; weshalb? Damit ich im Winter nicht vor Froſt und im Sommer vor Hitze umkomme; nicht alle Tage ein paar Mal Gefahr laufe, mir auf den engen, ſteilen Treppen den Hals zu brechen? bewahre! nur weil die Madame Schwarz, bei der ich wohne, dem gnädigen Herrn nicht gefällt, und weil der gnädige Herr in Erfahrung gebracht hat, daß ein junger Franzoſe, ein Monſieur d'Eſtein, mit mir auf demſelben Flure wohnt, daß ich mit beſagtem Monſieur auf einem ſehr ver¬ trauten Fuße ſtehe, ja mit demſelben, ſelbſt des Abends ſpät, Arm in Arm, auf der Straße geſehen worden bin! Entſetzlich! Aber, im Ernſt, theuerſter Harald, Sie haben wahrlich keine Urſache, ſich zu beklagen. Die Madame Schwarz iſt eine ſehr ehrbare, ausge¬ zeichnete Frau, der ich unſäglich viel verdanke und die, ſo lange ich denken kann, eine Mutter für mich geweſen iſt; und was Monſieur d'Eſtein anbetrifft, ſo wird Ihre Eiferſucht ſich wol wieder ſchlafen legen, wenn ich Ihnen ſage, daß es derſelbe kleine, ältliche Herr iſt, an deſſen Arm Sie mich zum erſten Mal im Thiergarten ſahen. Monſieur d'Eſtein könnte den Jahren nach mein Vater ſein, wie er denn auch der Freund meines Paters war. Er ſtammt wie wir aus

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Zitationshilfe: Spielhagen, Friedrich: Problematische Naturen. Bd. 3. Berlin, 1861, S. 229. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spielhagen_problematische03_1861/239>, abgerufen am 28.11.2024.