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Spielhagen, Friedrich: Problematische Naturen. Bd. 3. Berlin, 1861.

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-- und Du, mein armes Kind, gehst gänzlich leer
aus."

"Aber, Mama, ich hörte doch immer, daß Stan¬
tow und Bärwalde dem Vater gehörten, und daß er
darüber ganz frei verfügen könne?"

"Du irrst, mein Kind; die beiden Güter gehören
nicht dem Vater. Sie werden ihm vielleicht einst ge¬
hören, wenn sich der eigentliche Erbe bis zu einer
gewissen Zeit nicht meldet. Ich kann über diesen
Punkt nicht ausführlich sein, liebes Kind, weil ich
dabei gewisse Verhältnisse Deines Onkels Harald be¬
rühren müßte, über die man mit einem jungen Mäd¬
chen lieber nicht spricht. Genug, auf die Güter können
wir mit Bestimmtheit nicht rechnen. Alles, was uns
bleibt, sind einige Tausend Thaler, die Dein Vater
und ich bis jetzt von unserer Rente haben erübrigen
können."

"Liebe Mama, mache Dir meinethalben keine
Sorge," sagte Fräulein Helene; "ich bin in Hamburg
nicht verwöhnt, und der Luxus, mit dem mich hier
Deine Güte umgeben hat, ist mir etwas ganz Neues.
Ich werde auch mit Wenigem zufrieden und glücklich
sein können -- und dann, der gute Vater ist ja jetzt,
Gott sei Dank, wieder so munter und rüstig, hat sich
von dem Fieberanfall in Hamburg so auffallend schnell

F. Spielhagen, Problematische Naturen. III. 14

— und Du, mein armes Kind, gehſt gänzlich leer
aus.“

„Aber, Mama, ich hörte doch immer, daß Stan¬
tow und Bärwalde dem Vater gehörten, und daß er
darüber ganz frei verfügen könne?“

„Du irrſt, mein Kind; die beiden Güter gehören
nicht dem Vater. Sie werden ihm vielleicht einſt ge¬
hören, wenn ſich der eigentliche Erbe bis zu einer
gewiſſen Zeit nicht meldet. Ich kann über dieſen
Punkt nicht ausführlich ſein, liebes Kind, weil ich
dabei gewiſſe Verhältniſſe Deines Onkels Harald be¬
rühren müßte, über die man mit einem jungen Mäd¬
chen lieber nicht ſpricht. Genug, auf die Güter können
wir mit Beſtimmtheit nicht rechnen. Alles, was uns
bleibt, ſind einige Tauſend Thaler, die Dein Vater
und ich bis jetzt von unſerer Rente haben erübrigen
können.“

„Liebe Mama, mache Dir meinethalben keine
Sorge,“ ſagte Fräulein Helene; „ich bin in Hamburg
nicht verwöhnt, und der Luxus, mit dem mich hier
Deine Güte umgeben hat, iſt mir etwas ganz Neues.
Ich werde auch mit Wenigem zufrieden und glücklich
ſein können — und dann, der gute Vater iſt ja jetzt,
Gott ſei Dank, wieder ſo munter und rüſtig, hat ſich
von dem Fieberanfall in Hamburg ſo auffallend ſchnell

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[209/0219] — und Du, mein armes Kind, gehſt gänzlich leer aus.“ „Aber, Mama, ich hörte doch immer, daß Stan¬ tow und Bärwalde dem Vater gehörten, und daß er darüber ganz frei verfügen könne?“ „Du irrſt, mein Kind; die beiden Güter gehören nicht dem Vater. Sie werden ihm vielleicht einſt ge¬ hören, wenn ſich der eigentliche Erbe bis zu einer gewiſſen Zeit nicht meldet. Ich kann über dieſen Punkt nicht ausführlich ſein, liebes Kind, weil ich dabei gewiſſe Verhältniſſe Deines Onkels Harald be¬ rühren müßte, über die man mit einem jungen Mäd¬ chen lieber nicht ſpricht. Genug, auf die Güter können wir mit Beſtimmtheit nicht rechnen. Alles, was uns bleibt, ſind einige Tauſend Thaler, die Dein Vater und ich bis jetzt von unſerer Rente haben erübrigen können.“ „Liebe Mama, mache Dir meinethalben keine Sorge,“ ſagte Fräulein Helene; „ich bin in Hamburg nicht verwöhnt, und der Luxus, mit dem mich hier Deine Güte umgeben hat, iſt mir etwas ganz Neues. Ich werde auch mit Wenigem zufrieden und glücklich ſein können — und dann, der gute Vater iſt ja jetzt, Gott ſei Dank, wieder ſo munter und rüſtig, hat ſich von dem Fieberanfall in Hamburg ſo auffallend ſchnell F. Spielhagen, Problematiſche Naturen. III. 14

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Zitationshilfe: Spielhagen, Friedrich: Problematische Naturen. Bd. 3. Berlin, 1861, S. 209. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spielhagen_problematische03_1861/219>, abgerufen am 24.11.2024.