Spielhagen, Friedrich: Problematische Naturen. Bd. 3. Berlin, 1861."Ich nicht habe die Zeit," sagte die hübsche Fran¬ "Dummes Zeug!" sagte Albert, wenn Du nicht Und Albert zog die sich nicht allzusehr sträubende Es war am Nachmittage und Oswald saß wieder „Ich nicht habe die Zeit,“ ſagte die hübſche Fran¬ „Dummes Zeug!“ ſagte Albert, wenn Du nicht Und Albert zog die ſich nicht allzuſehr ſträubende Es war am Nachmittage und Oswald ſaß wieder <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0019" n="9"/> <p>„Ich nicht habe die Zeit,“ ſagte die hübſche Fran¬<lb/> zöſin, und verſuchte ihren Arm loszumachen.</p><lb/> <p>„Dummes Zeug!“ ſagte Albert, wenn Du nicht<lb/> jetzt haſt die Zeit, wo die alte Vogelſcheuche fort iſt,<lb/> wann wollen Sie Zeit haben! Kommen Sie! <hi rendition="#aq">Venez</hi>!<lb/> komm, Du kleiner Zieraffe! Wir haben ſchon ſo ſchöne<lb/> Fortſchritte gemacht in der Conjugation von <hi rendition="#aq">aimer:<lb/> J'aime, tu aimes — nous aimons —“</hi></p><lb/> <p>Und Albert zog die ſich nicht allzuſehr ſträubende<lb/> Marguerite in den Garten, und wer ſich für dies ro¬<lb/> mantiſche Paar intereſſirte, konnte es bis zum Mittag<lb/> daſelbſt Arm in Arm umherſchweifen ſehen, und die<lb/> Beobachtung machen, daß es den verſchiedenen Bos¬<lb/> kets und den dichteren Baumgängen entſchieden den<lb/> Vorzug vor den offenen Plätzen gab, was bei der<lb/> großen Hitze des Tages am Ende auch ganz natür¬<lb/> lich war.</p><lb/> <p>Es war am Nachmittage und Oswald ſaß wieder<lb/> an ſeinem Schreibtiſche, den er nur, um mit Albert<lb/> und Marguerite ein kurzes und von ſeiner Seite ſehr<lb/> ſchweigſames Mittagsmahl einzunehmen, verlaſſen<lb/> hatte, als ihm ein Billet gebracht wurde. Oswald<lb/> war, ſeitdem er auf Grenwitz lebte, ſo wenig gewohnt,<lb/> dergleichen zu empfangen, daß er den Bedienten, der<lb/> es ihm einhändigte, ganz erſtaunt fragte: von wem?</p><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [9/0019]
„Ich nicht habe die Zeit,“ ſagte die hübſche Fran¬
zöſin, und verſuchte ihren Arm loszumachen.
„Dummes Zeug!“ ſagte Albert, wenn Du nicht
jetzt haſt die Zeit, wo die alte Vogelſcheuche fort iſt,
wann wollen Sie Zeit haben! Kommen Sie! Venez!
komm, Du kleiner Zieraffe! Wir haben ſchon ſo ſchöne
Fortſchritte gemacht in der Conjugation von aimer:
J'aime, tu aimes — nous aimons —“
Und Albert zog die ſich nicht allzuſehr ſträubende
Marguerite in den Garten, und wer ſich für dies ro¬
mantiſche Paar intereſſirte, konnte es bis zum Mittag
daſelbſt Arm in Arm umherſchweifen ſehen, und die
Beobachtung machen, daß es den verſchiedenen Bos¬
kets und den dichteren Baumgängen entſchieden den
Vorzug vor den offenen Plätzen gab, was bei der
großen Hitze des Tages am Ende auch ganz natür¬
lich war.
Es war am Nachmittage und Oswald ſaß wieder
an ſeinem Schreibtiſche, den er nur, um mit Albert
und Marguerite ein kurzes und von ſeiner Seite ſehr
ſchweigſames Mittagsmahl einzunehmen, verlaſſen
hatte, als ihm ein Billet gebracht wurde. Oswald
war, ſeitdem er auf Grenwitz lebte, ſo wenig gewohnt,
dergleichen zu empfangen, daß er den Bedienten, der
es ihm einhändigte, ganz erſtaunt fragte: von wem?
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