Spielhagen, Friedrich: Problematische Naturen. Bd. 3. Berlin, 1861.funkelnde Stern, der soeben über seinem Horizonte So stahl er sich denn, gleich nachdem die Gesell¬ Und jetzt in dieser feierlichen Abendstunde, in die¬ funkelnde Stern, der ſoeben über ſeinem Horizonte So ſtahl er ſich denn, gleich nachdem die Geſell¬ Und jetzt in dieſer feierlichen Abendſtunde, in die¬ <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0158" n="148"/> funkelnde Stern, der ſoeben über ſeinem Horizonte<lb/> aufgegangen war, hatte ihn nicht ſo verblendet, daß<lb/> er das Geſtirn, welches nun ſchon ſo lange mit nim¬<lb/> mer verlöſchendem, ſtets gleichem, treuem, lieblichem<lb/> Licht auf ihn herabblickte, darüber vergeſſen hätte. Er<lb/> hatte ſchon geſtern in Saſſitz mit Beſtimmtheit auf<lb/> einen Brief gehofft; er fürchtete, daß der alte Bau¬<lb/> mann noch am Abend, nachdem er mit dem Doctor<lb/> weggefahren, vergeblich nach ihm gefragt haben würde.<lb/> Wohl hatte er Mutter Karſten geſagt, daß er nach<lb/> Grenwitz zurückgehe, aber dorthin konnte natürlich der<lb/> alte Baumann einen Brief Melitta's, der ſo leicht in<lb/> andere Hände fallen konnte, nicht bringen. Und doch<lb/> hatte Oswald eine große Sehnſucht nach dem längſt<lb/> erwarteten Brief!</p><lb/> <p>So ſtahl er ſich denn, gleich nachdem die Geſell¬<lb/> ſchaft den Schloßhof verlaſſen hatte, durch den Gar¬<lb/> ten nach dem großen Thor, aus dem man faſt un¬<lb/> mittelbar in den Tannenwald zwiſchen Grenwitz und<lb/> Berkow gelangte. Es dunkelte ſchon unter den hohen<lb/> Bäumen mit den weit überhangenden Aeſten. Das<lb/> von der Hitze des Tages durchwärmte Holz ſtrömte<lb/> jetzt am kühleren Abend würzigen Duft aus. In dem<lb/> weiten Revier herrſchte eine faſt unheimliche Stille.</p><lb/> <p>Und jetzt in dieſer feierlichen Abendſtunde, in die¬<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [148/0158]
funkelnde Stern, der ſoeben über ſeinem Horizonte
aufgegangen war, hatte ihn nicht ſo verblendet, daß
er das Geſtirn, welches nun ſchon ſo lange mit nim¬
mer verlöſchendem, ſtets gleichem, treuem, lieblichem
Licht auf ihn herabblickte, darüber vergeſſen hätte. Er
hatte ſchon geſtern in Saſſitz mit Beſtimmtheit auf
einen Brief gehofft; er fürchtete, daß der alte Bau¬
mann noch am Abend, nachdem er mit dem Doctor
weggefahren, vergeblich nach ihm gefragt haben würde.
Wohl hatte er Mutter Karſten geſagt, daß er nach
Grenwitz zurückgehe, aber dorthin konnte natürlich der
alte Baumann einen Brief Melitta's, der ſo leicht in
andere Hände fallen konnte, nicht bringen. Und doch
hatte Oswald eine große Sehnſucht nach dem längſt
erwarteten Brief!
So ſtahl er ſich denn, gleich nachdem die Geſell¬
ſchaft den Schloßhof verlaſſen hatte, durch den Gar¬
ten nach dem großen Thor, aus dem man faſt un¬
mittelbar in den Tannenwald zwiſchen Grenwitz und
Berkow gelangte. Es dunkelte ſchon unter den hohen
Bäumen mit den weit überhangenden Aeſten. Das
von der Hitze des Tages durchwärmte Holz ſtrömte
jetzt am kühleren Abend würzigen Duft aus. In dem
weiten Revier herrſchte eine faſt unheimliche Stille.
Und jetzt in dieſer feierlichen Abendſtunde, in die¬
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