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Spielhagen, Friedrich: Problematische Naturen. Bd. 3. Berlin, 1861.

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armt hatte, ehe er an Jene herantreten und sie be¬
grüßen konnte.

"Das ist ja charmant, Herr Doctor;" sagte die
Baronin mit ihrem gnädigsten Lächeln. "Wir waren
schon untröstlich bei dem Gedanken, Sie noch wochen¬
lang entbehren zu müssen und nun sind Sie schon
wieder in unsrer Mitte. Was sagen Sie denn, daß
wir so bald wieder umkehren mußten! Der arme
Grenwitz, er ist recht krank gewesen! Geh hinein,
lieber Grenwitz; es ist wirklich schon recht kühl draußen.
Wir wollen Alle hineingehen -- Und unser kleiner
Kreis hat sich unterdessen vergrößert. Wo ist denn
Helene -- Helene, venez ici, ma chere! Lassen
Sie mich Ihnen meine Tochter Helene vorstellen; ich
habe ihr Hoffnung gemacht, daß Sie die Güte haben
wollen, ihr zu helfen, die vielen, vielen Lücken in
ihren Kenntnissen etwas auszufüllen, denn Sie glau¬
ben nicht, welch eine Stümperei eine solche Pensio¬
nats-Erziehung in wissenschaftlicher Hinsicht ist! Nicht
wahr, Sie werden die Kleine in die Zahl Ihrer
Schüler aufnehmen? -- Mademoiselle, n'avez vous
pas vu mon fichu? ah -- le voila, merci bien! et
dites donc, qu'on allume la lampe
! Ich denke,
wir bleiben Alle etwas im Salon beisammen."

"Ohne Zweifel," sagte Herr Timm, der gegen

armt hatte, ehe er an Jene herantreten und ſie be¬
grüßen konnte.

„Das iſt ja charmant, Herr Doctor;“ ſagte die
Baronin mit ihrem gnädigſten Lächeln. „Wir waren
ſchon untröſtlich bei dem Gedanken, Sie noch wochen¬
lang entbehren zu müſſen und nun ſind Sie ſchon
wieder in unſrer Mitte. Was ſagen Sie denn, daß
wir ſo bald wieder umkehren mußten! Der arme
Grenwitz, er iſt recht krank geweſen! Geh hinein,
lieber Grenwitz; es iſt wirklich ſchon recht kühl draußen.
Wir wollen Alle hineingehen — Und unſer kleiner
Kreis hat ſich unterdeſſen vergrößert. Wo iſt denn
Helene — Hélène, venez ici, ma chère! Laſſen
Sie mich Ihnen meine Tochter Helene vorſtellen; ich
habe ihr Hoffnung gemacht, daß Sie die Güte haben
wollen, ihr zu helfen, die vielen, vielen Lücken in
ihren Kenntniſſen etwas auszufüllen, denn Sie glau¬
ben nicht, welch eine Stümperei eine ſolche Penſio¬
nats-Erziehung in wiſſenſchaftlicher Hinſicht iſt! Nicht
wahr, Sie werden die Kleine in die Zahl Ihrer
Schüler aufnehmen? — Mademoiselle, n'avez vous
pas vu mon fichu? ah — le voilà, merci bien! et
dites donc, qu'on allume la lampe
! Ich denke,
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[126/0136] armt hatte, ehe er an Jene herantreten und ſie be¬ grüßen konnte. „Das iſt ja charmant, Herr Doctor;“ ſagte die Baronin mit ihrem gnädigſten Lächeln. „Wir waren ſchon untröſtlich bei dem Gedanken, Sie noch wochen¬ lang entbehren zu müſſen und nun ſind Sie ſchon wieder in unſrer Mitte. Was ſagen Sie denn, daß wir ſo bald wieder umkehren mußten! Der arme Grenwitz, er iſt recht krank geweſen! Geh hinein, lieber Grenwitz; es iſt wirklich ſchon recht kühl draußen. Wir wollen Alle hineingehen — Und unſer kleiner Kreis hat ſich unterdeſſen vergrößert. Wo iſt denn Helene — Hélène, venez ici, ma chère! Laſſen Sie mich Ihnen meine Tochter Helene vorſtellen; ich habe ihr Hoffnung gemacht, daß Sie die Güte haben wollen, ihr zu helfen, die vielen, vielen Lücken in ihren Kenntniſſen etwas auszufüllen, denn Sie glau¬ ben nicht, welch eine Stümperei eine ſolche Penſio¬ nats-Erziehung in wiſſenſchaftlicher Hinſicht iſt! Nicht wahr, Sie werden die Kleine in die Zahl Ihrer Schüler aufnehmen? — Mademoiselle, n'avez vous pas vu mon fichu? ah — le voilà, merci bien! et dites donc, qu'on allume la lampe! Ich denke, wir bleiben Alle etwas im Salon beiſammen.“ „Ohne Zweifel,“ ſagte Herr Timm, der gegen

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Zitationshilfe: Spielhagen, Friedrich: Problematische Naturen. Bd. 3. Berlin, 1861, S. 126. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spielhagen_problematische03_1861/136>, abgerufen am 24.11.2024.