Spielhagen, Friedrich: Problematische Naturen. Bd. 1. Berlin, 1861.wollte den muthwilligen Knaben haschen, der ihn immer Melitta war, durch das hübsche Schauspiel ange¬ "Da bist Du ja, mein Wilder!" sagte die Dame "Ich bin spazieren gewesen -- mit Oswald, wollte "Man darf seine Waare nicht zu sehr anpreisen, "Nicht, wenn der Verkäufer so gut accreditirt ist, wollte den muthwilligen Knaben haſchen, der ihn immer Melitta war, durch das hübſche Schauſpiel ange¬ „Da biſt Du ja, mein Wilder!" ſagte die Dame „Ich bin ſpazieren geweſen — mit Oswald, wollte „Man darf ſeine Waare nicht zu ſehr anpreiſen, „Nicht, wenn der Verkäufer ſo gut accreditirt iſt, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0084" n="74"/> wollte den muthwilligen Knaben haſchen, der ihn immer<lb/> mehr herankommen ließ, um ihm dann jedesmal durch<lb/> eine blitzſchnelle Wendung, oder einen Satz, deſſen ſich<lb/> ein Unkas nicht hätte zu ſchämen brauchen, zu entgehen.</p><lb/> <p>Melitta war, durch das hübſche Schauſpiel ange¬<lb/> lockt, aus ihrem Verſteck getreten. Sobald Bruno<lb/> ihrer anſichtig wurde, rannte er auf ſie zu, und Os¬<lb/> wald, der, über die unerwartete Erſcheinung der Ama¬<lb/> zone verwundert, ſtehen geblieben war, ſah, wie der<lb/> Knabe ihre Hände ergriff und mit ſtürmiſcher Zärt¬<lb/> lichkeit an ſeine Lippen drückte.</p><lb/> <p>„Da biſt Du ja, mein Wilder!" ſagte die Dame<lb/> und ſtreichelte die dunkeln Locken des Knaben, „wo<lb/> haſt Du denn den ganzen Nachmittag geſteckt?“</p><lb/> <p>„Ich bin ſpazieren geweſen — mit Oswald, wollte<lb/> ſagen, mit Herrn Doctor Stein;“ rief Bruno, und<lb/> dann zu Oswald ſich wendend, der grüßend näher ge¬<lb/> treten war, „dies iſt Frau von Berkow, Oswald, von<lb/> der ich Ihnen nur noch heute Morgen erzählte; dies<lb/> iſt Herr Stein, Tante Berkow, den ich ſehr, ſehr lieb<lb/> habe, und den Sie auch ein wenig lieb haben ſollen.“</p><lb/> <p>„Man darf ſeine Waare nicht zu ſehr anpreiſen,<lb/> Bruno,“ ſagte Oswald, ſich lächelnd vor der jungen<lb/> Frau verbeugend, „oder der Käufer wird ſtutzig.“</p><lb/> <p>„Nicht, wenn der Verkäufer ſo gut accreditirt iſt,<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [74/0084]
wollte den muthwilligen Knaben haſchen, der ihn immer
mehr herankommen ließ, um ihm dann jedesmal durch
eine blitzſchnelle Wendung, oder einen Satz, deſſen ſich
ein Unkas nicht hätte zu ſchämen brauchen, zu entgehen.
Melitta war, durch das hübſche Schauſpiel ange¬
lockt, aus ihrem Verſteck getreten. Sobald Bruno
ihrer anſichtig wurde, rannte er auf ſie zu, und Os¬
wald, der, über die unerwartete Erſcheinung der Ama¬
zone verwundert, ſtehen geblieben war, ſah, wie der
Knabe ihre Hände ergriff und mit ſtürmiſcher Zärt¬
lichkeit an ſeine Lippen drückte.
„Da biſt Du ja, mein Wilder!" ſagte die Dame
und ſtreichelte die dunkeln Locken des Knaben, „wo
haſt Du denn den ganzen Nachmittag geſteckt?“
„Ich bin ſpazieren geweſen — mit Oswald, wollte
ſagen, mit Herrn Doctor Stein;“ rief Bruno, und
dann zu Oswald ſich wendend, der grüßend näher ge¬
treten war, „dies iſt Frau von Berkow, Oswald, von
der ich Ihnen nur noch heute Morgen erzählte; dies
iſt Herr Stein, Tante Berkow, den ich ſehr, ſehr lieb
habe, und den Sie auch ein wenig lieb haben ſollen.“
„Man darf ſeine Waare nicht zu ſehr anpreiſen,
Bruno,“ ſagte Oswald, ſich lächelnd vor der jungen
Frau verbeugend, „oder der Käufer wird ſtutzig.“
„Nicht, wenn der Verkäufer ſo gut accreditirt iſt,
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