Spielhagen, Friedrich: Problematische Naturen. Bd. 1. Berlin, 1861.Oswald beeilte sich, das Gewünschte herbeizuschaffen. "Mit Ihnen als Pfleger ist es beinahe ein Ver¬ "Still, still!" sagte der, "thue mir nur den Ge¬ "Ich will mein Möglichstes thun," sagte der Knabe Wirklich ging Oswalds Wunsch bald in Erfüllung. Oswald beeilte ſich, das Gewünſchte herbeizuſchaffen. „Mit Ihnen als Pfleger iſt es beinahe ein Ver¬ „Still, ſtill!“ ſagte der, „thue mir nur den Ge¬ „Ich will mein Möglichſtes thun,“ ſagte der Knabe Wirklich ging Oswalds Wunſch bald in Erfüllung. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0066" n="56"/> <p>Oswald beeilte ſich, das Gewünſchte herbeizuſchaffen.<lb/> Er gab dem Knaben von der Medicin, er ließ ihn den<lb/> Thee trinken, er rückte ihm das Kopfkiſſen zurecht, er<lb/> holte noch eine Decke herbei, er that Alles mit jener<lb/> Umſicht und Gewandtheit, mit der feinfühlende Men¬<lb/> ſchen, auch wenn ſie nicht daran gewöhnt ſind, mit<lb/> Kranken umzugehen, die profeſſionirten Krankenwärter<lb/> beſchämen.</p><lb/> <p>„Mit Ihnen als Pfleger iſt es beinahe ein Ver¬<lb/> gnügen, krank zu ſein,“ ſagte Bruno, dankbar die Hand<lb/> ſeines Freundes drückend.</p><lb/> <p>„Still, ſtill!“ ſagte der, „thue mir nur den Ge¬<lb/> fallen und habe keine Schmerzen mehr.“</p><lb/> <p>„Ich will mein Möglichſtes thun,“ ſagte der Knabe<lb/> lächelnd.</p><lb/> <p>Wirklich ging Oswalds Wunſch bald in Erfüllung.<lb/> Die kalten Tropfen auf der Stirn des Kranken wur¬<lb/> den zu warmen, und alsbald umhüllte ihn die gütige<lb/> Natur mit tiefem Schlaf, um ſtill und heimlich das<lb/> geſtörte Gleichgewicht des Organismus wieder herzu¬<lb/> ſtellen. Manchmal nur noch zuckte die feine, ſchmale<lb/> Hand, die Oswald in der ſeinen hielt; dann ließ auch<lb/> das nach, und der Arzt aus dem Stegreife gratulirte<lb/> ſich im Stillen zu dem guten Erfolge ſeiner Kur. Aber<lb/> er mußte doch wohl noch einige Beſorgniß vor einem<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [56/0066]
Oswald beeilte ſich, das Gewünſchte herbeizuſchaffen.
Er gab dem Knaben von der Medicin, er ließ ihn den
Thee trinken, er rückte ihm das Kopfkiſſen zurecht, er
holte noch eine Decke herbei, er that Alles mit jener
Umſicht und Gewandtheit, mit der feinfühlende Men¬
ſchen, auch wenn ſie nicht daran gewöhnt ſind, mit
Kranken umzugehen, die profeſſionirten Krankenwärter
beſchämen.
„Mit Ihnen als Pfleger iſt es beinahe ein Ver¬
gnügen, krank zu ſein,“ ſagte Bruno, dankbar die Hand
ſeines Freundes drückend.
„Still, ſtill!“ ſagte der, „thue mir nur den Ge¬
fallen und habe keine Schmerzen mehr.“
„Ich will mein Möglichſtes thun,“ ſagte der Knabe
lächelnd.
Wirklich ging Oswalds Wunſch bald in Erfüllung.
Die kalten Tropfen auf der Stirn des Kranken wur¬
den zu warmen, und alsbald umhüllte ihn die gütige
Natur mit tiefem Schlaf, um ſtill und heimlich das
geſtörte Gleichgewicht des Organismus wieder herzu¬
ſtellen. Manchmal nur noch zuckte die feine, ſchmale
Hand, die Oswald in der ſeinen hielt; dann ließ auch
das nach, und der Arzt aus dem Stegreife gratulirte
ſich im Stillen zu dem guten Erfolge ſeiner Kur. Aber
er mußte doch wohl noch einige Beſorgniß vor einem
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