fache Blume die Erinnerung an die früh Verstorbene mächtig in ihm wach. Die erste Zeit, die er in der Einsamkeit des Landlebens verbrachte, verknüpfte sich eng mit der ersten Zeit seines Lebens, denn er hatte seitdem nicht wieder der Natur so unbefangen und so tief in das holde, bezaubernde Antlitz geschaut. Auch seines Vaters, der nun gerade vor zwei Jahren, ein¬ sam, wie er gelebt hatte, gestorben war, gedachte er jetzt mit jener dankbaren Liebe, die leider immer erst dann in voller Blüthe steht, wenn diejenigen, denen sie gebührt, sich nicht mehr an ihrem Dufte laben kön¬ nen; seines Vaters, der wunderlichen Pygmäengestalt, die der Sohn schon als achtzehnjähriger Jüngling um zwei Köpfe überragte; des menschenscheuen Sonderlings, der in der ganzen Stadt der "alte Candidat" genannt wurde, und dessen schwarzen abgeschabten Frack, in dem er Sommer und Winter einherging, jedes Kind auf der Straße kannte; des räthselhaften Mannes, der den reichen Schatz seines Wissens und seiner Güte gegen alle Welt verschloß, nur nicht gegen den Sohn, an dem er mit unsäglicher Liebe hing, den er mit der rührenden Zärtlichkeit einer Mutter hegte und pflegte, und für den ihm, dem als Geizhals Verschrieenen, nichts zu kostbar gewesen war.
Diese lieben und doch auch wieder so schmerzlichen
fache Blume die Erinnerung an die früh Verſtorbene mächtig in ihm wach. Die erſte Zeit, die er in der Einſamkeit des Landlebens verbrachte, verknüpfte ſich eng mit der erſten Zeit ſeines Lebens, denn er hatte ſeitdem nicht wieder der Natur ſo unbefangen und ſo tief in das holde, bezaubernde Antlitz geſchaut. Auch ſeines Vaters, der nun gerade vor zwei Jahren, ein¬ ſam, wie er gelebt hatte, geſtorben war, gedachte er jetzt mit jener dankbaren Liebe, die leider immer erſt dann in voller Blüthe ſteht, wenn diejenigen, denen ſie gebührt, ſich nicht mehr an ihrem Dufte laben kön¬ nen; ſeines Vaters, der wunderlichen Pygmäengeſtalt, die der Sohn ſchon als achtzehnjähriger Jüngling um zwei Köpfe überragte; des menſchenſcheuen Sonderlings, der in der ganzen Stadt der „alte Candidat“ genannt wurde, und deſſen ſchwarzen abgeſchabten Frack, in dem er Sommer und Winter einherging, jedes Kind auf der Straße kannte; des räthſelhaften Mannes, der den reichen Schatz ſeines Wiſſens und ſeiner Güte gegen alle Welt verſchloß, nur nicht gegen den Sohn, an dem er mit unſäglicher Liebe hing, den er mit der rührenden Zärtlichkeit einer Mutter hegte und pflegte, und für den ihm, dem als Geizhals Verſchrieenen, nichts zu koſtbar geweſen war.
Dieſe lieben und doch auch wieder ſo ſchmerzlichen
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fache Blume die Erinnerung an die früh Verſtorbene
mächtig in ihm wach. Die erſte Zeit, die er in der
Einſamkeit des Landlebens verbrachte, verknüpfte ſich
eng mit der erſten Zeit ſeines Lebens, denn er hatte
ſeitdem nicht wieder der Natur ſo unbefangen und ſo
tief in das holde, bezaubernde Antlitz geſchaut. Auch
ſeines Vaters, der nun gerade vor zwei Jahren, ein¬
ſam, wie er gelebt hatte, geſtorben war, gedachte er
jetzt mit jener dankbaren Liebe, die leider immer erſt
dann in voller Blüthe ſteht, wenn diejenigen, denen
ſie gebührt, ſich nicht mehr an ihrem Dufte laben kön¬
nen; ſeines Vaters, der wunderlichen Pygmäengeſtalt,
die der Sohn ſchon als achtzehnjähriger Jüngling um
zwei Köpfe überragte; des menſchenſcheuen Sonderlings,
der in der ganzen Stadt der „alte Candidat“ genannt
wurde, und deſſen ſchwarzen abgeſchabten Frack, in dem
er Sommer und Winter einherging, jedes Kind auf
der Straße kannte; des räthſelhaften Mannes, der den
reichen Schatz ſeines Wiſſens und ſeiner Güte gegen
alle Welt verſchloß, nur nicht gegen den Sohn, an
dem er mit unſäglicher Liebe hing, den er mit der
rührenden Zärtlichkeit einer Mutter hegte und pflegte,
und für den ihm, dem als Geizhals Verſchrieenen,
nichts zu koſtbar geweſen war.
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Spielhagen, Friedrich: Problematische Naturen. Bd. 1. Berlin, 1861, S. 32. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spielhagen_problematische01_1861/42>, abgerufen am 27.11.2024.
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