ben haben, das leider in Deutschland, für das es be¬ rechnet ist, nirgends gedruckt werden kann, -- Sie rathen mir, der ich über die Braminenkaste dieselben Pariasideen habe, mich in das Lager unserer Erbfeinde zu begeben?"
"Das ist ja eben der Humor davon," lachte Ber¬ ger; "Sie sollen hingehen wie ein Mohikaner in das Lager der Irokesen: und ich freue mich schon im voraus auf die prächtigen Zöpfe, die Sie zurückbringen werden. Die hängen wir dann als Trophäen in unserm Wig¬ wam auf, und haben unsere Freude daran."
"Und wenn man mich selbst dort scalpirt, wie dann?"
"Dann bin ich der letzte Mohikaner und rauche meine Friedenspfeife einsam und melancholisch auf dem Grabe meines Unkas."
Er stützte den Kopf in die Hand und starrte düster vor sich nieder. "Ja, ja, ich weiß es," murmelte er, "die große Schlange, wenn sie es endlich müde ist, die Menschen anzuzischen, wird in einen Sumpf kriechen und da einsam verrecken."
Ich ergriff seine Hand. "Das wird nicht geschehen, wenigstens nicht, so lange ich lebe."
Er schaute mich wehmüthig an.
"Aber Du wirst vor mir sterben," sagte er: "die große Schlange hat ein zähes Leben, und Du bist weich.
ben haben, das leider in Deutſchland, für das es be¬ rechnet iſt, nirgends gedruckt werden kann, — Sie rathen mir, der ich über die Braminenkaſte dieſelben Pariasideen habe, mich in das Lager unſerer Erbfeinde zu begeben?“
„Das iſt ja eben der Humor davon,“ lachte Ber¬ ger; „Sie ſollen hingehen wie ein Mohikaner in das Lager der Irokeſen: und ich freue mich ſchon im voraus auf die prächtigen Zöpfe, die Sie zurückbringen werden. Die hängen wir dann als Trophäen in unſerm Wig¬ wam auf, und haben unſere Freude daran.“
„Und wenn man mich ſelbſt dort ſcalpirt, wie dann?“
„Dann bin ich der letzte Mohikaner und rauche meine Friedenspfeife einſam und melancholiſch auf dem Grabe meines Unkas.“
Er ſtützte den Kopf in die Hand und ſtarrte düſter vor ſich nieder. „Ja, ja, ich weiß es,“ murmelte er, „die große Schlange, wenn ſie es endlich müde iſt, die Menſchen anzuziſchen, wird in einen Sumpf kriechen und da einſam verrecken.“
Ich ergriff ſeine Hand. „Das wird nicht geſchehen, wenigſtens nicht, ſo lange ich lebe.“
Er ſchaute mich wehmüthig an.
„Aber Du wirſt vor mir ſterben,“ ſagte er: „die große Schlange hat ein zähes Leben, und Du biſt weich.
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ben haben, das leider in Deutſchland, für das es be¬
rechnet iſt, nirgends gedruckt werden kann, — Sie
rathen mir, der ich über die Braminenkaſte dieſelben
Pariasideen habe, mich in das Lager unſerer Erbfeinde
zu begeben?“
„Das iſt ja eben der Humor davon,“ lachte Ber¬
ger; „Sie ſollen hingehen wie ein Mohikaner in das
Lager der Irokeſen: und ich freue mich ſchon im voraus
auf die prächtigen Zöpfe, die Sie zurückbringen werden.
Die hängen wir dann als Trophäen in unſerm Wig¬
wam auf, und haben unſere Freude daran.“
„Und wenn man mich ſelbſt dort ſcalpirt, wie dann?“
„Dann bin ich der letzte Mohikaner und rauche
meine Friedenspfeife einſam und melancholiſch auf dem
Grabe meines Unkas.“
Er ſtützte den Kopf in die Hand und ſtarrte düſter
vor ſich nieder. „Ja, ja, ich weiß es,“ murmelte er,
„die große Schlange, wenn ſie es endlich müde iſt, die
Menſchen anzuziſchen, wird in einen Sumpf kriechen
und da einſam verrecken.“
Ich ergriff ſeine Hand. „Das wird nicht geſchehen,
wenigſtens nicht, ſo lange ich lebe.“
Er ſchaute mich wehmüthig an.
„Aber Du wirſt vor mir ſterben,“ ſagte er: „die
große Schlange hat ein zähes Leben, und Du biſt weich.
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Spielhagen, Friedrich: Problematische Naturen. Bd. 1. Berlin, 1861, S. 25. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spielhagen_problematische01_1861/35>, abgerufen am 16.07.2024.
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