sophen noch etwa gelassen hatte, vollkommen ver¬ dampft sei.
"Das ging nun so, so lang es ging," sagte Herr Bemperlein, "allein es kam nicht zum Sterben, aber doch zu dem Augenblick, wo ich mich entschließen mußte, ob ich meinen heimlichen Abfall von dem Glauben meiner Väter offen erklären wollte, oder nicht. Eine sehr einträgliche Pfarrstelle in hiesiger Gegend, von der ein Onkel der Frau von Berkow, der ältere Herr von Bernewitz Patron ist, wurde durch den Tod des In¬ habers erledigt. Herr von Bernewitz glaubte seiner Nichte einen Gefallen zu erweisen, wenn er mir diese Stelle anbot, ich hatte weiter nichts zu thun, als am nächsten Sonntag eine Predigt in dem Pfarrdorfe zu halten, und die Sache war abgemacht. Nun müssen Sie wissen, daß ich, als mir Herr von Bernewitz die Sache vorstellte, im ersten Schrecken, halb aus Ueber¬ raschung, halb um den guten Mann nicht zu kränken, und dann auch, weil wir (das heißt Frau von Berkow und ich) Julius' Uebersiedlung nach Grünwald be¬ schlossen hatten, und so meines Bleibens in Berkow doch nicht länger sein konnte: "Ja" gesagt und mich wirklich hingesetzt habe, eine Predigt auszuarbeiten. Ich hatte mich seit ein paar Jahren glücklich um jede Ge¬ legenheit, wo mein theologisch-declamatorisches Talent
ſophen noch etwa gelaſſen hatte, vollkommen ver¬ dampft ſei.
„Das ging nun ſo, ſo lang es ging,“ ſagte Herr Bemperlein, „allein es kam nicht zum Sterben, aber doch zu dem Augenblick, wo ich mich entſchließen mußte, ob ich meinen heimlichen Abfall von dem Glauben meiner Väter offen erklären wollte, oder nicht. Eine ſehr einträgliche Pfarrſtelle in hieſiger Gegend, von der ein Onkel der Frau von Berkow, der ältere Herr von Bernewitz Patron iſt, wurde durch den Tod des In¬ habers erledigt. Herr von Bernewitz glaubte ſeiner Nichte einen Gefallen zu erweiſen, wenn er mir dieſe Stelle anbot, ich hatte weiter nichts zu thun, als am nächſten Sonntag eine Predigt in dem Pfarrdorfe zu halten, und die Sache war abgemacht. Nun müſſen Sie wiſſen, daß ich, als mir Herr von Bernewitz die Sache vorſtellte, im erſten Schrecken, halb aus Ueber¬ raſchung, halb um den guten Mann nicht zu kränken, und dann auch, weil wir (das heißt Frau von Berkow und ich) Julius' Ueberſiedlung nach Grünwald be¬ ſchloſſen hatten, und ſo meines Bleibens in Berkow doch nicht länger ſein konnte: „Ja“ geſagt und mich wirklich hingeſetzt habe, eine Predigt auszuarbeiten. Ich hatte mich ſeit ein paar Jahren glücklich um jede Ge¬ legenheit, wo mein theologiſch-declamatoriſches Talent
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ſophen noch etwa gelaſſen hatte, vollkommen ver¬
dampft ſei.
„Das ging nun ſo, ſo lang es ging,“ ſagte Herr
Bemperlein, „allein es kam nicht zum Sterben, aber
doch zu dem Augenblick, wo ich mich entſchließen mußte,
ob ich meinen heimlichen Abfall von dem Glauben
meiner Väter offen erklären wollte, oder nicht. Eine
ſehr einträgliche Pfarrſtelle in hieſiger Gegend, von der
ein Onkel der Frau von Berkow, der ältere Herr von
Bernewitz Patron iſt, wurde durch den Tod des In¬
habers erledigt. Herr von Bernewitz glaubte ſeiner
Nichte einen Gefallen zu erweiſen, wenn er mir dieſe
Stelle anbot, ich hatte weiter nichts zu thun, als am
nächſten Sonntag eine Predigt in dem Pfarrdorfe zu
halten, und die Sache war abgemacht. Nun müſſen
Sie wiſſen, daß ich, als mir Herr von Bernewitz die
Sache vorſtellte, im erſten Schrecken, halb aus Ueber¬
raſchung, halb um den guten Mann nicht zu kränken,
und dann auch, weil wir (das heißt Frau von Berkow
und ich) Julius' Ueberſiedlung nach Grünwald be¬
ſchloſſen hatten, und ſo meines Bleibens in Berkow
doch nicht länger ſein konnte: „Ja“ geſagt und mich
wirklich hingeſetzt habe, eine Predigt auszuarbeiten. Ich
hatte mich ſeit ein paar Jahren glücklich um jede Ge¬
legenheit, wo mein theologiſch-declamatoriſches Talent
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Spielhagen, Friedrich: Problematische Naturen. Bd. 1. Berlin, 1861, S. 254. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spielhagen_problematische01_1861/264>, abgerufen am 24.11.2024.
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