Spielhagen, Friedrich: Problematische Naturen. Bd. 1. Berlin, 1861."Durch ein Bischen aufrichtige Liebe. Shakespeare "Und ist nicht die Liebe die größte Schmeichelei?" So sprachen Oswald und Melitta, während sie in "Nun was bietet uns denn unser Tischlein-decke-dich?" "Kalten Braten -- Eingemachtes -- ganz char¬ "Mamsell ist vor einigen Minuten von Faschwitz "Ich wette, sie ist gar nicht fortgewesen," flüsterte „Durch ein Bischen aufrichtige Liebe. Shakeſpeare „Und iſt nicht die Liebe die größte Schmeichelei?“ So ſprachen Oswald und Melitta, während ſie in „Nun was bietet uns denn unſer Tiſchlein-decke-dich?“ „Kalten Braten — Eingemachtes — ganz char¬ „Mamſell iſt vor einigen Minuten von Faſchwitz „Ich wette, ſie iſt gar nicht fortgeweſen,“ flüſterte <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0191" n="181"/> <p>„Durch ein Bischen aufrichtige Liebe. Shakeſpeare<lb/> nennt als untrügliches Mittel, die Menſchen zu fangen,<lb/> die Schmeichelei; ich finde, daß die Liebe ein noch viel<lb/> ſichereres und dabei viel edleres iſt.“</p><lb/> <p>„Und iſt nicht die Liebe die größte Schmeichelei?“</p><lb/> <p>So ſprachen Oswald und Melitta, während ſie in<lb/> das Nebenzimmer gingen, ein hohes, ſchönes, mit alter¬<lb/> thümlichen Möbeln ausgeſtattetes Gemach, in deſſen<lb/> Mitte auf einem runden Tiſchchen allerlei Erfriſchungen<lb/> gar einladend ſervirt waren. Hinter dem einen der<lb/> beiden reichgeſchnitzten, hochlehnigen Stühle ſtand kerzen¬<lb/> gerade, die Serviette unter dem Arm, der alte Bau¬<lb/> mann, einer Anerkennung ſeiner ausgezeichneten Ver¬<lb/> dienſte und fernerer Befehle gewärtig.</p><lb/> <p>„Nun was bietet uns denn unſer Tiſchlein-decke-dich?“<lb/> ſagte Melitta, ſich ſetzend und Oswald mit einer Hand¬<lb/> bewegung einladend, ihrem Beiſpiele zu folgen.</p><lb/> <p>„Kalten Braten — Eingemachtes — ganz char¬<lb/> mant, Baumann! Mamſell wird ſich ärgern, daß wir<lb/> ohne ſie fertig geworden ſind.“</p><lb/> <p>„Mamſell iſt vor einigen Minuten von Faſchwitz<lb/> retournirt,“ ſagte Baumann, der an einem Nebentiſche<lb/> eine Flaſche entkorkte.</p><lb/> <p>„Ich wette, ſie iſt gar nicht fortgeweſen,“ flüſterte<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [181/0191]
„Durch ein Bischen aufrichtige Liebe. Shakeſpeare
nennt als untrügliches Mittel, die Menſchen zu fangen,
die Schmeichelei; ich finde, daß die Liebe ein noch viel
ſichereres und dabei viel edleres iſt.“
„Und iſt nicht die Liebe die größte Schmeichelei?“
So ſprachen Oswald und Melitta, während ſie in
das Nebenzimmer gingen, ein hohes, ſchönes, mit alter¬
thümlichen Möbeln ausgeſtattetes Gemach, in deſſen
Mitte auf einem runden Tiſchchen allerlei Erfriſchungen
gar einladend ſervirt waren. Hinter dem einen der
beiden reichgeſchnitzten, hochlehnigen Stühle ſtand kerzen¬
gerade, die Serviette unter dem Arm, der alte Bau¬
mann, einer Anerkennung ſeiner ausgezeichneten Ver¬
dienſte und fernerer Befehle gewärtig.
„Nun was bietet uns denn unſer Tiſchlein-decke-dich?“
ſagte Melitta, ſich ſetzend und Oswald mit einer Hand¬
bewegung einladend, ihrem Beiſpiele zu folgen.
„Kalten Braten — Eingemachtes — ganz char¬
mant, Baumann! Mamſell wird ſich ärgern, daß wir
ohne ſie fertig geworden ſind.“
„Mamſell iſt vor einigen Minuten von Faſchwitz
retournirt,“ ſagte Baumann, der an einem Nebentiſche
eine Flaſche entkorkte.
„Ich wette, ſie iſt gar nicht fortgeweſen,“ flüſterte
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