ich nachher aufrichtig bereute und dessen böse Folgen ich, soweit ich vermochte, wieder gut zu machen mich bemühte. Denn, hören Sie nur, wie die Sache weiter verlief. Der braunen Gräfin hatte ich natürlich die Sachen geschenkt, die sie und die Czika bei der Co¬ mödie getragen. Das arme Weib, das mit dem Plunder nichts anfangen konnte, wollte sie in der nächsten Stadt verkaufen. Man glaubte, sie habe die Sachen gestohlen, und verlangte, sie solle sich über den ehrlichen Erwerb derselben ausweisen. Sie vermochte es nicht, denn sie hatte meinen Namen und den Namen meines Gutes vergessen, und überdies konnte kein Mensch aus ihrem Kauderwelsch klug werden. Die Herren vom Gericht beschlossen deshalb in ihrer Weis¬ heit, die braune Gräfin als Landstreicherin und Diebin einzusperren, bis sich die Sache auf eine oder die an¬ dere Weise aufklären würde. Unglücklicherweise war ich ein paar Tage zuvor in ein benachbartes Bad ge¬ reist, und während ich dort die frische Seeluft in vollen Zügen einsog, mußte die Aermste wochenlang in dem dumpfen Gefängnisse schmachten. Ach! und diesen Leuten ist die Freiheit Alles! Sehen Sie, das werde ich mir nie vergeben! -- Erst nach meiner Rückkehr erfuhr ich durch einen Zufall das Unglück, welches ich angerichtet hatte. Natürlich that ich sofort die nöthigen
ich nachher aufrichtig bereute und deſſen böſe Folgen ich, ſoweit ich vermochte, wieder gut zu machen mich bemühte. Denn, hören Sie nur, wie die Sache weiter verlief. Der braunen Gräfin hatte ich natürlich die Sachen geſchenkt, die ſie und die Czika bei der Co¬ mödie getragen. Das arme Weib, das mit dem Plunder nichts anfangen konnte, wollte ſie in der nächſten Stadt verkaufen. Man glaubte, ſie habe die Sachen geſtohlen, und verlangte, ſie ſolle ſich über den ehrlichen Erwerb derſelben ausweiſen. Sie vermochte es nicht, denn ſie hatte meinen Namen und den Namen meines Gutes vergeſſen, und überdies konnte kein Menſch aus ihrem Kauderwelſch klug werden. Die Herren vom Gericht beſchloſſen deshalb in ihrer Weis¬ heit, die braune Gräfin als Landſtreicherin und Diebin einzuſperren, bis ſich die Sache auf eine oder die an¬ dere Weiſe aufklären würde. Unglücklicherweiſe war ich ein paar Tage zuvor in ein benachbartes Bad ge¬ reiſt, und während ich dort die friſche Seeluft in vollen Zügen einſog, mußte die Aermſte wochenlang in dem dumpfen Gefängniſſe ſchmachten. Ach! und dieſen Leuten iſt die Freiheit Alles! Sehen Sie, das werde ich mir nie vergeben! — Erſt nach meiner Rückkehr erfuhr ich durch einen Zufall das Unglück, welches ich angerichtet hatte. Natürlich that ich ſofort die nöthigen
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ich nachher aufrichtig bereute und deſſen böſe Folgen
ich, ſoweit ich vermochte, wieder gut zu machen mich
bemühte. Denn, hören Sie nur, wie die Sache weiter
verlief. Der braunen Gräfin hatte ich natürlich die
Sachen geſchenkt, die ſie und die Czika bei der Co¬
mödie getragen. Das arme Weib, das mit dem
Plunder nichts anfangen konnte, wollte ſie in der
nächſten Stadt verkaufen. Man glaubte, ſie habe die
Sachen geſtohlen, und verlangte, ſie ſolle ſich über den
ehrlichen Erwerb derſelben ausweiſen. Sie vermochte
es nicht, denn ſie hatte meinen Namen und den Namen
meines Gutes vergeſſen, und überdies konnte kein
Menſch aus ihrem Kauderwelſch klug werden. Die
Herren vom Gericht beſchloſſen deshalb in ihrer Weis¬
heit, die braune Gräfin als Landſtreicherin und Diebin
einzuſperren, bis ſich die Sache auf eine oder die an¬
dere Weiſe aufklären würde. Unglücklicherweiſe war
ich ein paar Tage zuvor in ein benachbartes Bad ge¬
reiſt, und während ich dort die friſche Seeluft in vollen
Zügen einſog, mußte die Aermſte wochenlang in dem
dumpfen Gefängniſſe ſchmachten. Ach! und dieſen
Leuten iſt die Freiheit Alles! Sehen Sie, das werde
ich mir nie vergeben! — Erſt nach meiner Rückkehr
erfuhr ich durch einen Zufall das Unglück, welches ich
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Spielhagen, Friedrich: Problematische Naturen. Bd. 1. Berlin, 1861, S. 155. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spielhagen_problematische01_1861/165>, abgerufen am 22.11.2024.
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