Spielhagen, Friedrich: Problematische Naturen. Bd. 1. Berlin, 1861.die Freuden des Mahles zu verkürzen. Aller guten "Aber Jäger, der Kaffee wird ja kalt!" tönte die "Wir kommen, wir kommen, Gustchen!" rief der "Aber wir vergessen, daß der Kaffee auf uns war¬ Der Garten gewährte um diese Tageszeit gerade die Freuden des Mahles zu verkürzen. Aller guten „Aber Jäger, der Kaffee wird ja kalt!“ tönte die „Wir kommen, wir kommen, Guſtchen!“ rief der „Aber wir vergeſſen, daß der Kaffee auf uns war¬ Der Garten gewährte um dieſe Tageszeit gerade <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0129" n="119"/> die Freuden des Mahles zu verkürzen. Aller guten<lb/> Dinge ſind drei, laſſen Sie uns noch eine Flaſche“ —</p><lb/> <p>„Aber Jäger, der Kaffee wird ja kalt!“ tönte die<lb/> ſcharfe Stimme der Primula Beris aus dem Garten<lb/> durch das offene Fenſter.</p><lb/> <p>„Wir kommen, wir kommen, Guſtchen!“ rief der<lb/> gehorſame Gatte. „Geſegnete Mahlzeit, mein lieber<lb/> junger Freund! (bei dieſen Worten umarmte er Os¬<lb/> wald) ; mein theurer Freund! (abermalige Umarmung)—“</p><lb/> <p>„Aber wir vergeſſen, daß der Kaffee auf uns war¬<lb/> tet,“ rief Oswald, mit Mühe einer dritten Umarmung<lb/> entgehend, und den Weg nach dem Garten einſchlagend,<lb/> während der Paſtor, ehe er ſeinem Gaſte folgte, noch<lb/> ſchnell den letzten Reſt aus der Flaſche in ſein Glas<lb/> ſchenkte, und daſſelbe eiligſt (diesmal wahrſcheinlich auf<lb/> ſein eigenes Wohl) austrank.</p><lb/> <p>Der Garten gewährte um dieſe Tageszeit gerade<lb/> nicht den angenehmſten Aufenthalt. Denn die Anlagen<lb/> waren noch ſehr jung; die Bäumchen meiſtens erſt in<lb/> Mannshöhe, und in Folge deſſen das Ganze eine<lb/> ſchattenloſe, proſaiſche, nüchterne Stätte, die auffallend<lb/> an die Theologie des gelehrten Herrn erinnerte, auch<lb/> inſofern, als hier wie dort das Nützlichkeitsprincip das<lb/> oberſte zu ſein ſchien. Die Gemüſebeete waren ſorg¬<lb/> ſam gepflegt, Blumen aber ſah man wenig, nur einige<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [119/0129]
die Freuden des Mahles zu verkürzen. Aller guten
Dinge ſind drei, laſſen Sie uns noch eine Flaſche“ —
„Aber Jäger, der Kaffee wird ja kalt!“ tönte die
ſcharfe Stimme der Primula Beris aus dem Garten
durch das offene Fenſter.
„Wir kommen, wir kommen, Guſtchen!“ rief der
gehorſame Gatte. „Geſegnete Mahlzeit, mein lieber
junger Freund! (bei dieſen Worten umarmte er Os¬
wald) ; mein theurer Freund! (abermalige Umarmung)—“
„Aber wir vergeſſen, daß der Kaffee auf uns war¬
tet,“ rief Oswald, mit Mühe einer dritten Umarmung
entgehend, und den Weg nach dem Garten einſchlagend,
während der Paſtor, ehe er ſeinem Gaſte folgte, noch
ſchnell den letzten Reſt aus der Flaſche in ſein Glas
ſchenkte, und daſſelbe eiligſt (diesmal wahrſcheinlich auf
ſein eigenes Wohl) austrank.
Der Garten gewährte um dieſe Tageszeit gerade
nicht den angenehmſten Aufenthalt. Denn die Anlagen
waren noch ſehr jung; die Bäumchen meiſtens erſt in
Mannshöhe, und in Folge deſſen das Ganze eine
ſchattenloſe, proſaiſche, nüchterne Stätte, die auffallend
an die Theologie des gelehrten Herrn erinnerte, auch
inſofern, als hier wie dort das Nützlichkeitsprincip das
oberſte zu ſein ſchien. Die Gemüſebeete waren ſorg¬
ſam gepflegt, Blumen aber ſah man wenig, nur einige
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