Spielhagen, Friedrich: Problematische Naturen. Bd. 1. Berlin, 1861.die von Hause aus -- ganz unter uns gesagt -- keinen "Sie sind ein großer Freund der Majorate?" "Ei gewiß! Ich halte es für ein Glück, daß so "Nun," sagte Oswald, "das Ding hat, wie alle "Wer wollte sich das verhehlen," sagte der ge¬ die von Hauſe aus — ganz unter uns geſagt — keinen „Sie ſind ein großer Freund der Majorate?“ „Ei gewiß! Ich halte es für ein Glück, daß ſo „Nun,“ ſagte Oswald, „das Ding hat, wie alle „Wer wollte ſich das verhehlen,“ ſagte der ge¬ <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0120" n="110"/> die von Hauſe aus — ganz unter uns geſagt — keinen<lb/> rothen Pfennig Vermögen hat, nach dem Tode des<lb/> Barons, da die Grenwitz’ſchen Beſitzungen, Gott ſei<lb/> Dank, Majorat ſind, ſammt ihrer Tochter ſo arm ſein<lb/> würde, als ſie vor ihrer Vermählung war.“</p><lb/> <p>„Sie ſind ein großer Freund der Majorate?“</p><lb/> <p>„Ei gewiß! Ich halte es für ein Glück, daß ſo<lb/> bedeutende Vermögen nicht durch Erbtheilung zerſplit¬<lb/> tert werden können, und ſo eine Ariſtokratie reicher<lb/> Grundbeſitzer möglich wird, die gleichſam ein Ballaſt<lb/> ſein kann für das Staatsſchiff in Zeiten der Gefahr,<lb/> die Gott noch lange abwenden möge von unſerm<lb/> theuern Vaterlande.“</p><lb/> <p>„Nun,“ ſagte Oswald, „das Ding hat, wie alle<lb/> andern, ſeine zwei Seiten.“</p><lb/> <p>„Wer wollte ſich das verhehlen,“ ſagte der ge¬<lb/> ſchmeidige Paſtor. „Aber ich für mein Theil habe zu<lb/> lange die Ehre und das Glück gehabt, mit reichen, und<lb/> in der ſchönſten Bedeutung des Wortes adligen Fa¬<lb/> milien zu verkehren, als daß ich nicht gewiſſermaßen<lb/> ein Anhänger der Ariſtokratie ſein ſollte; und über¬<lb/> dies habe ich neuerdings nur zu trübe Erfahrungen<lb/> darüber gemacht, wie ſehr der Beſitz in den Händen<lb/> des Plebejers, um mich dieſes hiſtoriſchen Ausdruckes<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [110/0120]
die von Hauſe aus — ganz unter uns geſagt — keinen
rothen Pfennig Vermögen hat, nach dem Tode des
Barons, da die Grenwitz’ſchen Beſitzungen, Gott ſei
Dank, Majorat ſind, ſammt ihrer Tochter ſo arm ſein
würde, als ſie vor ihrer Vermählung war.“
„Sie ſind ein großer Freund der Majorate?“
„Ei gewiß! Ich halte es für ein Glück, daß ſo
bedeutende Vermögen nicht durch Erbtheilung zerſplit¬
tert werden können, und ſo eine Ariſtokratie reicher
Grundbeſitzer möglich wird, die gleichſam ein Ballaſt
ſein kann für das Staatsſchiff in Zeiten der Gefahr,
die Gott noch lange abwenden möge von unſerm
theuern Vaterlande.“
„Nun,“ ſagte Oswald, „das Ding hat, wie alle
andern, ſeine zwei Seiten.“
„Wer wollte ſich das verhehlen,“ ſagte der ge¬
ſchmeidige Paſtor. „Aber ich für mein Theil habe zu
lange die Ehre und das Glück gehabt, mit reichen, und
in der ſchönſten Bedeutung des Wortes adligen Fa¬
milien zu verkehren, als daß ich nicht gewiſſermaßen
ein Anhänger der Ariſtokratie ſein ſollte; und über¬
dies habe ich neuerdings nur zu trübe Erfahrungen
darüber gemacht, wie ſehr der Beſitz in den Händen
des Plebejers, um mich dieſes hiſtoriſchen Ausdruckes
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